Personalien

Martin Kohlhaussen zum 80. Geburtstag

Ob die lange Zeit mit und unter Martin Kohlhaussen die glücklichste Nachkriegszeit der Commerzbank war? Die Wirtschaftshistoriker haben den Zeitgenossen leider noch keine allgemeingültigen Maßstäbe dafür geliefert, wie denn Unternehmensglücklichkeit zu messen sei. Aber betriebswirtschaftlicher Erfolg müsste dazugehören, vielleicht mündend in eine Bilanz, die nicht nur aus den Fußnoten zu deuten ist. Das Ansehen gerade einer Bank in einer stets kritischen Öffentlichkeit hat zu zählen. Die Reputation der oder des Repräsentanten allemal. Der relative Friede innerhalb des Vorstands ist gewiss ein Kriterium, die wohlbeschäftigte und zumindest halbwegs zufriedene Mitarbeiterschaft und, ach ja, bei den alten wie jungen Aktiengesellschaften natürlich der Börsenkurs, die Stimmung auf der Hauptversammlung samt Dividendenprognosen - alles Glückselemente?

Martin Kohlhaussen, Jahrgang 1935 und am 6. November 2015 somit 80 Jahre alt geworden, hat das alles und mehr rund zwanzig Jahre lang in Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank erlebt und gelegentlich auch erlitten. Er hatte ein besonders feines Gespür dafür, dass diese dritte der deutschen D-Banken (bevor Vereinsbank und Bayernhypo sich zu neuer Größe zu fusionieren versuchten) immer wieder Allianzen brauchte und sichere Pfade zu suchen hatte, um dem Sog von Deutscher Bank und auch Dresdner Bank zu entgehen. Kohlhaussen benutzte dafür geschickt mancherlei Netzwerke und vermied es, die Bank in exponierte Geschäftsbereiche zu schieben. Dass diese Art der Eigenständigkeit, der Reserviertheit eine ziemliche Zeit lang aggressive Aktionärsgruppen schrecklich reizte, hat ihn ab und an heftig beschäftigt und durchaus auch erbost. Aber - er erhielt die Commerzbank, seine Commerzbank, in dieser Zeit frei.

Ob der etwas schnelle Zwischenversuch, zusammen mit der Dresdner Bank "schon damals" zu einer weniger angreifbaren Größe zu gelangen, wirklich ernst gemeint gewesen ist, weiß man bis heute nicht so genau. Aber vielleicht war es die Erinnerung an diesen ersten großen Fusionsversuch, die die Politiker dann dazu trieb, das grüne Unglück doch der Commerzbank aufzuhalsen, koste es fast, was es wolle. Wie weit Kohlhaussen das stark übertriebene Engagement seiner Nachfolger bei riesigen Immobilienbanken zuvor beeinflusst haben mag, ist nie öffentlich geworden. Und wann ist eine Bank denn heute überhaupt "groß genug"?

1997 bis 2000 ist der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken gewesen, damals gewiss ein sehr viel bedeutenderer weil einflussreicherer Posten als heute, wo die beiden Bankenverbünde die Szene dominieren. Von den Geschäftsinhalten her hätte der Privatbankenverband damals fast neue große Mitglieder bekommen können: Die Landesbanken hatten sich beträchtlich vom Sparkassenvolk entfremdet und bewusst zu Großbankkonzernen entwickelt. Ja, wenn nur die erste Krise nicht gekommen wäre, die Martin Kohlhaussen übrigens sehr früh gesehen hat.

Die Kreditwesen-Redaktion bedankt sich bei ihm für die "lebenslange" Begleitung und gratuliert herzlich. K.O.

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