Zahlungsverkehr

Verschwinden die Fintechs?

Die wettbewerblichen Bedingungen neuer Zahlungsfunktionen in Banking-Apps waren im Jahr 2017 Schwerpunkte der Tätigkeit der 4. Beschlussabteilung des Bundeskartellamts. Das schreibt die Wettbewerbsbehörde in ihrem Ende August veröffentlichten Jahresbericht 2017. Gleich mehrfach haben sich die Wettbewerbshüter mit P2P-Angeboten der deutschen Kreditinstitute befasst. Weder gegen die Einführung einer P2P-Bezahlfunktion bei Paydirekt noch gegen das von den Sparkassen in den Markt gebrachte Kwitt oder das genossenschaftliche Gegenstück "Geld senden und empfangen" wurden Einwände erhoben. Zur Begründung heißt es, dass die Kooperationen, die allen drei Angeboten zugrunde liegen, "die Wettbewerbsverhältnisse auf dem Markt für Internet-Bezahlverfahren insgesamt verbessern" dürften. In diesem Zusammenhang wird auch darauf verwiesen, dass der Marktführer Paypal eine solche Funktion schon seit geraumer Zeit anbietet und weitere Anbieter wie Lendstar, Cringle oder Tabbt am Markt seien.

Gerade diese Wettbewerbslandschaft könnte sich aber bald verändern: Sowohl Cringle als auch Lendstar haben Ende August Insolvenz angemeldet. Die Gründer der Cringle GmbH, Berlin, begründen dies in einem Blogeintrag wie folgt: "Um unsere Vision einer europaweiten Zahlungslösung zu realisieren und gegen die aufkommende internationale Konkurrenz wettbewerbsfähig zu bleiben, haben wir in den vergangenen Monaten eine Wachstumsfinanzierung angestrebt. Leider ohne Erfolg. Die Sorge um den Markteintritt der GAFA (Google, Apple, Facebook und Amazon) wird als allgemeingültige Absage genommen - das Rennen um den Nutzer ist in vielen Augen bereits verloren." Ganz ähnlich die Begründung der Lendstar GmbH, München: Durch Kooperationen, unter anderem mit Amazon und Zalando, sei es gelungen, die Userbasis signifikant zu steigern und den Umsatz in den letzten drei Jahren jedes Jahr mindestens zu verdoppeln. Um das Unternehmen nachhaltig profitabel aufzustellen, hätte es jedoch eines strategischen Partners bedurft. Trotz zahlreicher Gespräche habe sich jedoch kein potenzieller Käufer dazu entschieden, Lendstar zu übernehmen. Daher der Insolvenzantrag. Beide Unternehmen geben sich zuversichtlich.

Denn es ist natürlich etwas dran: Wenn die Internetgiganten und Paypal sich im Markt der P2P-Zahlungen engagieren und auch noch Sparkassen und Genossenschaften bei Kwitt kooperieren, dann stehen die Chancen für Fintechs in dieser Nische nicht zum Besten. Noch im März 2017 war die Tatsache, dass Kwitt nur unter Sparkassenkunden funktionierte, das zentrale Argument, mit dem Lendstar auf eine Kwitt-Werbung der Sparkassen antwortete. Wenn diese nun durch die Kooperation der beiden Verbünde und die Öffnung von Kwitt für weitere Partner obsolet wird, dann macht diese Zusammenarbeit den Fintechs das Leben nicht leichter. Das wissen auch potenzielle Investoren.

Und doch ist das Rennen noch offen. Denn noch hat das Bundeskartellamt die kartellrechtliche Prüfung der Kooperation bei Kwitt nicht abschließend beendet. Die Behörde könne den Sachverhalt jederzeit erneut aufgreifen, sollte hierzu Anlass bestehen, zum Beispiel, weil die Interoperabilität mit dritten Anbietern nicht diskriminierungsfrei funktioniert, so Kartellamtspräsident Andreas Mundt in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Bank und Markt. Gut möglich also, dass die Wettbewerbshüter das drohende Verschwinden von gleich zwei Marktteilnehmern zum Anlass nehmen, sich Kwitt noch einmal genauer anzuschauen. Ein Verbot des interoperablen Ansatzes wäre freilich auch keine Lösung für mehr Wettbewerb. Denn wenn die Wettbewerbsbehörde den kreditwirtschaftlichen Ansätzen das Leben allzu schwer macht, dann profitiert nicht der Wettbewerb. Sondern dann bleiben am Schluss eben doch nur Paypal und die "GAFAs".

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