Volkswirtschaft

Und sie wirkt doch

Wenn Notenbanker, erst recht solche Bedeutenden wie diejenigen der EZB, sich äußern, wird jedes Wort von einer Heerschar von Analysten und Beobachtern begutachtet und abgewogen, hin- und hergeschwenkt und feinstens filetiert, um irgendeine Andeutung zur künftigen Entwicklung der Geldpolitik herausdeuten zu können. Hat Draghi nun "stark" gesagt und damit gemeint, die Inflation habe sich schon soweit erholt, dass man die Zinsen bald wird erhöhen könne? Oder sprach er tatsächlich nur von einigen Inflationskomponenten, was aber keineswegs für die gesamte Preissteigerung gelten könne, die noch lange gedämpft bleibe, weil die EZB-Politik immer noch nicht voll wirke.

Alles Quatsch: man muss nur auf die Wiesn gehen. Da sieht man schwarz auf weiß wie sich übermäßige Liquidität auswirkt. In steigenden Bierpreisen nämlich: 2018 kostet ein Liter Bier im Durchschnitt 11,24 Euro - 41 Cent mehr als 2017. Da sag noch einer, es gibt keine oder nur gedämpfte Inflation: Die Bierpreis-Inflation erreicht in diesem Jahr satte 3,8 Prozent, fast doppelt so viel wie von der EZB gefordert. Dies entspricht laut der Unicredit-Oktoberfest-Analyse dem stärksten Preisanstieg seit 2012, als der Bierpreis um 3,9 Prozent zugelegt hatte. Auch der traditionell von Unicredit aus den Preisen für zwei Maß Bier, ein halbes Hendl und einer Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr berechnete Wiesn Visitor Price Index (WVPI) verzeichnet in diesem Jahr erneut einen Anstieg. Er liegt aber mit 3,3 Prozent trotz der deutlichen Bierpreiserhöhung unter dem 3,7-Prozent-Anstieg des Vorjahres. Grund hierfür ist die vergleichsweise moderate Erhöhung der Hendl-Preise um nur 2 Prozent. Irgendwie wird alles teurer, aber die Inflation bleibt gedämpft. Das ist Volkswirtschaft.

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