Im Blickfeld

Schwäbisch Hall: Rekorde zum Abschied

Schöner hätte es kaum laufen können: In seinem letzten Jahr als Vorstandschef von Schwäbisch Hall legte Matthias Metz - natürlich mit seinen Vorstandskollegen und der ganzen Unterstützung aus dem eigenen Haus, aber auch der vermittelnden Volks- und Raiffeisenbanken - ein absolutes Traumergebnis hin. Das vorgelegte Bausparneugeschäft legte gegenüber dem schon sehr starken Vorjahr noch einmal um satte 9,6 Prozent auf den Unternehmensrekord von 36 Milliarden Euro zu, die vermittelten Baufinanzierungen stiegen um 5,4 Prozent ebenfalls auf den Höchststand von 12,7 Milliarden Euro. Der Marktanteil der Bauspartochter des genossenschaftlichen Finanzverbundes wuchs damit auf rund 32 Prozent.

Rückblickend auf 16 Jahre Schwäbisch Hall, davon mehr als acht Jahre als Vorstandschef, spricht der auf emotionaler Schiene sicherlich etwas zurückhaltende Metz von "einem guten Gefühl". Sein Haus sei mit ruhiger Hand durch die Krise gesteuert, stabil und gesund gewachsen, habe in den vergangenen Jahren den Abstand zu den Wettbewerbern stetig vergrößert und biete den Mitarbeitern größtmögliche Sicherheit, denn es werde auf-, nicht abgebaut. Gerade der langfristige Kurs ist sicherlich etwas, worauf Metz stolz sein kann, denn mit Ausnahme des Jahres 2009, als durch die Umstellung der Wohnungsbauprämie ein Einbruch im vorgelegten Bausparneugeschäft zu verzeichnen war, ist Schwäbisch Hall kontinuierlich gewachsen. In diesem Zeitraum fusionierten die Aachener Bausparkasse und die HUK-Coburg Bausparkasse, Wüsterot übernahm die Vereinsbank-Victoria und die Allianz Dresdner Bausparkasse, die Deutsche Bank legte ihre Konzern-Bauspartochter mit dem BHW und dem Markennamen der Hamelner zusammen, Schwäbisch Hall wickelte die Quelle Bausparkasse ab und die Landesbausparkassen Schleswig-Holstein und Hamburg fusionierten.

Der Erfolg Schwäbisch Halls hat viele Gründe. Zum einen hilft natürlich die starke Stellung die Einbindung im genossenschaftlichen Finanzverbund. Mehr als 1000 Primärbanken vermitteln die Produkte der Haller. Und der Führung um Matthias Metz und den Vertriebsvorstand Gerhard Hinterberger gelingt es immer wieder, die Partner in den Ortsbanken zu motivieren. 2012 landeten allein 5,2 Milliarden Baufinanzierungen von Schwäbisch Hall in den Büchern der Volks- und Raiffeisenbanken. Hier hilft natürlich die völlige Ausrichtung auf die Kernprodukte und den Verbund. Frühzeitig wurden von Metz und seinem Vorgänger, Alexander Erdland, Randgeschäfte wie das Kreditwerk oder auch das Facility Management verselbstständigt und abgetrennt. Des Weiteren führte vor allem eine umsichtige und weitsichtige Tarifpolitik zu immer neuen Rekorden. 2012 beispielsweise hielt Schwäbisch Hall einen Renditetarif mit höherer Guthabenverzinsung einige Monate länger offen als die Wettbewerber und sammelte ordentlich Verträge ein. Und auch der "Junge-Leute-Tarif" spülte im vergangenen Jahr ordentlich Neugeschäft in die Bücher. So kann man Erfolg zwar nicht garantieren, aber doch steuern. Und ausgesprochen niedrige Stornoquoten zeugen von guter Beratungsleistung und hoher Kundenzufriedenheit.

Dass das Ergebnis vor Steuern 2012 mit 303 Millionen Euro leicht unter dem Vorjahreswert von 311 Millionen Euro liegt, ist da leicht zu verschmerzen, ist das doch vor allem der guten Vertriebsleistung des Bankkanals wie des eigenen Außendienstes und den damit verbunden höheren Provisionszahlungen (251 nach 239 Millionen Euro) geschuldet. Ebenso kein Problem sehen die Verantwortlichen in der sehr hohen Dominanz des vorfinanzierten Geschäfts, welches noch nicht mit angesparten Verträgen unterlegt ist. Von der gesamten Vertriebsleistung von 12,2 Milliarden entfielen im vergangenen Jahr nur 1,6 Milliarden Euro auf "echte" Bauspardarlehen, 4,5 Milliarden Euro legte die Bausparkasse selbst vor, der Rest landete in den Büchern der Volks- und Raiffeisenbanken. Und die umstrittene Praxis , übersparte Verträge zu kündigen, verteidigte Metz vehement. Bausparen sei kein Renditeprodukt, und wenn der Bausparvertrag voll bespart sei, sei der Vertrag zwischen Bausparkasse und Kunde erfüllt. Da gebe es keine Ansprüche mehr.

Und für seinen Nachfolger, dem angesichts solcher Erfolgsgeschichten Angst und Bange werden könnte, hatte Metz dann auch noch tröstliches: Zwar werde die Bauspar-Vertriebsleistung in diesem Jahr wohl kaum noch einmal zu erreichen sein, aber eine "30" werde mit Sicherheit vor dem Komma stehen. Das gab es in den vergangenen zehn Jahren nur dreimal! P.O.

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