Im Blickfeld

Das Sterben geht weiter

Die Ankündigungen kamen nicht unerwartet und sind dennoch schmerzhaft für die Branche: Die Aberdeen Immobilien Kapitalanlagegesellschaft mbH und die Axa Investment Managers Deutschland GmbH werden die drei Offenen Immobilienfonds Degi Global Business, Degi International und Axa Immoselect nach zwei Jahren der vorübergehenden Schließung nun endgültig abwickeln.

Schon Mitte August 2011 und damit knapp drei Monate vor Ablauf der Frist kündigte Aberdeen die Auflösung des Sondervermögens für den mit einem Nettofondsvermögen von rund 250 Millionen Euro (zum 31. Juli 2011) und elf Objekten eher kleinen Fonds Degi Global Business an. Dessen Liquiditätsrate beträgt nach dem Verkauf von zwei Immobilien seit der vorübergehenden Schließung nur 12,8 Prozent. Ende Oktober folgte dann die Mitteilung, dass auch der Degi International abgewickelt wird. Seit dessen Schließung vor rund zwei Jahren hatte das Management acht Immobilien im Wert von knapp 600 Millionen Euro veräußert. Doch die damit gewonnenen Mittel - die Liquiditätsquote betrug 16,4 Prozent zum 30. September 2011 - reichen nicht aus, um alle Anleger zu bedienen, die ihr Geld abziehen wollen. Somit verbleibt nun ein Nettofondsvolumen von stattlichen 1,5 Milliarden Euro und 35 Objekten zur Abwicklung.

Etwa zur gleichen Zeit kündigte auch Axa Invest die Auflösung des mit 2,5 Milliarden Euro Nettofondsvermögen und 66 Liegenschaften durchaus schwergewichtigen Axa Immoselect an. Dessen Liquiditätsquote liegt aktuell bei 9,6 Prozent, für die Auszahlung aller potenziellen Anteilscheinrückgaben ist laut Management jedoch eine Quote von mindestens 30 Prozent des Fondsvermögens erforderlich.

Die Schließung der drei Vehikel muss sicher differenziert betrachtet werden. Gerade die in Abwicklung befindlichen Degi-Fonds zeigen, wie wichtig ein funktionierender Vertriebskanal im Privatkundengeschäft für die Stabilität des Produktes ist. Das belegen im Übrigen auch die Zahlen des BVI: Von Januar bis August 2011 hatten Union Investment und Deka mit ihrem jeweiligen Finanzverbund als starkem Vertriebskanal die höchsten Mittelzuflüsse (beide rund 200 Millionen Euro) für ihre Offenen Immobilienfonds zu verzeichnen. Viele andere Fondsgesellschaften kämpften hingegen damit, dass Anleger ihr Geld abzogen. Und dennoch: Das grundsätzliche Dilemma der Offenen Immobilienfonds, der Widerspruch zwischen täglich verfügbarem Kapital der Anleger und der langfristigen Anlage in Immobilien, bleibt bestehen. Das Sterben der Offenen Immobilienfonds und damit der Verfall ihres Images als renditeträchtige und dennoch sichere Anlageform dürfte mithin weitergehen. Derzeit haben mit den beiden Schwergewichten CS Euroreal und SEB Immoinvest sowie dem Axa Immosolutions und dem Kanam Grundinvest vier weitere Fonds die Rücknahme von Anteilscheinen ausgesetzt. Im Mai 2012 schlägt auch für sie die Stunde der Wahrheit. (Red.)

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