Immobilien an Börse und Kapitalmarkt Ausgabe 10/2019

Dimax versus Dax Quelle: Bankhaus Ellwanger & Geiger, Bloomberg, Stand 13. September 2019

TENDENZ

Eine Reihe guter Nachrichten hat den Aktienmärkten im September positive Impulse versetzt. Zunächst war da die kaum für möglich gehaltene, erfolgreiche Regierungsbildung zwischen Fünf-Sterne-Bewegung und Partito Democratico, mit der eine drohende Staatskrise in Italien (vorerst) abgewendet werden konnte, gefolgt von dem Votum des britischen Unterhauses für einen Gesetzentwurf, der den ungeordneten Brexit verhindern soll, sowie die spürbare Annäherung zwischen den USA und China im Handelskonflikt. Und schließlich wurden die Börsianer auch von den Notenbanken nicht enttäuscht. Neben der Fed, die den Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 25 Basispunkte senkte, war es vor allem die EZB, die mit einem neuen, umfangreichen Stimuluspaket für gute Stimmung an den Finanzmärkten sorgte. Der Dax, der Mitte August noch bei lediglich 11 266 Punkten notiert hatte, legte bis Redaktionsschluss (20. September) eine beeindruckende Rallye auf knapp 12 500 Zähler hin. Eine ähnliche Entwicklung war bei vielen weiteren Leitindizes rund um den Globus zu beobachten.

Alles in allem war der zurückliegende September somit der beste Aktienmonat seit langem. Für den US-Coworking-Anbieter Wework reichte dieses positive Umfeld aber trotzdem nicht aus, um den geplanten Börsengang in die Tat umzusetzen. Investoren hatten plötzlich doch starke Zweifel an dem Geschäftsmodell sowie Führungspersonal angemeldet, wie US-Medien übereinstimmend berichten. Damit dürfte das Debüt auf dem Parkett der New Yorker Börse, von dem sich Wework Einnahmen von mindestens drei Milliarden Dollar erhofft, frühestens Anfang nächsten Jahres erfolgen. Noch mehr Zeit wird voraussichtlich ein weiteres Börsengroßprojekt mit Immobilienbezug in Anspruch nehmen: Nach dem Einstieg mit 15 Prozent bei Aroundtown plant TLG die restlichen Anteile am Konkurrenten über einen reinen Aktientausch zu erwerben. Gemäß Wertpapierhandelsgesetz muss TLG dabei mindestens sechs Monate warten. Die Aktienkurse der Mergerkandidaten hatten im Anschluss an die Bekanntgabe der Pläne kräftig nachgegeben, auch weil viele Details noch offen sind.

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TLG und Aroundtown: Fusionsgespräche kommen gut an

Die Fusionsgespräche zwischen TLG und Aroundtown haben die Fantasien unter Aktienanalysten geweckt. So nahm etwa HSBC die Annäherung der beiden Unternehmen zum Anlass, das Kursziel für TLG Immobilien von 31,50 auf 32,00 Euro anzuheben. Die Einstufung "Buy" wurde dabei bestätigt. Es würde der größte Gewerbeimmobilienkonzern in Europa entstehen, betonten die Analysten von HSBC. Gleichwohl fehlten bislang aber noch die Details und es stelle sich die Frage, inwieweit die Interessen tatsächlich gleichgerichtet seien. Goldman Sachs hob derweil das Kursziel für Aroundtown leicht von 8,40 auf 8,50 Euro an und beließ die Einstufung auf "Buy". Die Analysten verwiesen auf die aktuell unterdurchschnittliche Kursentwicklung infolge der sich anbahnenden Fusion mit TLG. Sollten die Gespräche erfolgreich sein, dürften die Personal- und Finanzierungskosten sinken.

Deutsche Industrie REIT: Baader Bank sieht viel Potenzial

Die Baader Bank hat das Kursziel für die Deutsche Industrie REIT-AG von 12 auf 18 Euro angehoben und zugleich die Einstufung "Buy" bestätigt. Das auf Light-Industrial-Immobilien in deutschen B-, C- und D-Städten spezialisierte Unternehmen hat die Erwartungen der Analysten erfüllt. Mit Blick auf die zuletzt sehr dynamischen Akquisitionsaktivitäten wurden die Prognosen gar übererfüllt. Das 440 Millionen Euro schwere Portfolio warte mit einer attraktiven Bruttorendite in Höhe von 8,5 Prozent auf und biete weiteres signifikantes Aufwärtspotenzial.

Zwei Kurszielsenkungen für Deutsche Wohnen

Goldman Sachs hat das Kursziel der Deutsche Wohnen von 35,40 auf 35,20 Euro gesenkt, die Aktie zugleich aber von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft. Die Anteilsscheine seien dem Sektor in den vergangenen drei Monaten um elf Prozent hinterhergehinkt. Außerdem notierten sie mit einem Abschlag in Höhe von 29 Prozent zum Nettoanlagevermögen. Grundsätzlich erachten die Analysten die Sorgen um eine steigende Regulierung für übertrieben. Auch Berenberg hat das Kursziel für Deutsche Wohnen gesenkt, von 47 auf 39 Euro. Die Einstufung "Buy" wurde belassen. Infolge des Berliner Mietendeckels dürfte das Wachstum der Mieten von 2020 an um 1,25 Prozent jährlich sinken. Immerhin: Zuvor war Berenberg noch von 3,5 Prozent ausgegangen.

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