Aareal Bank: große Pläne für die Tochter

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Nicht noch einer! So oder so ähnlich werden die Verantwortlichen der Aareal Bank Ende Januar vermutlich gedacht haben, als sich nach Teleios ein weiterer aktivistischer Investor bei dem Immobilienfinanzierer eingekauft hatte. Die Rede ist vom Hedgefonds Petrus Advisers Ltd., der nach seinem spektakulären Exit bei der Comdirect auf der Suche nach einem neuen Engagement in Deutschland bei den Wiesbadenern fündig geworden war und innerhalb kurzer Zeit seinen Anteil auf rund drei Prozent hochschraubte. Das naheliegende Schreckensszenario: Teleios und Petrus werden gemeinsame Sache machen und den Druck so weit erhöhen, dass das Management der Aareal Bank um eine Abspaltung und einen Sofortverkauf der Consulting- und Dienstleistungstochter Aareon letztlich nicht umhinkommt. Doch es kam anders. In einem Interview mit Bloomberg Mitte Februar bestätigte Petrus-Gründer Klaus Umek quasi die von der Aareal Bank skizzierte Vision für die Konzernperle: "Ich fordere keine sofortige Abspaltung von Aareon oder sage, dass die Aareal da komplett raus muss." Denkbar sei es aber, einen Partner, "etwa aus dem Software-Bereich", an Bord zu holen. Diesbezüglich befinde er sich in Gesprächen mit dem Management, das das Potenzial der Aareon erkannt habe. Zwar hat sich Aareal-Chef Hermann J. Merkens auf der Jahrespressekonferenz nicht explizit zu den Vorgängen geäußert, aber man darf sicherlich davon ausgehen, dass ihm die unverhoffte Rückendeckung nicht ungelegen kommt, mit Ausnahme vielleicht der Einschätzung Umeks, wonach der bei Aareon angesiedelte Software-Bereich "sehr wahrscheinlich bald mehr Wert sein wird als die Bank".

Dass man davon noch ein gutes Stück entfernt ist, zeigt sich indes mit Blick auf die vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2019: Die Aareon setzte ihren seit Jahren zu beobachtenden Trend dynamisch steigender Umsatzerlöse (plus sechs Prozent auf 252 Millionen Euro) zwar fort. Der Beitrag zum Konzernergebnis verharrt aber seit geraumer Zeit recht konstant bei etwa 15 Prozent. Noch - wohlgemerkt. Denn die von Merkens ausgerufenen Ziele für die IT-Tochter, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen die zumeist noch im Anfangsstadium befindliche digitale Transformation der europäischen Wohnungswirtschaft vorantreibt, sind äußerst ambitioniert. So soll das 2019 bei 64 Millionen Euro liegende EBITDA mithilfe beschleunigten Wachstums mittelfristig auf über 110 Millionen Euro gesteigert werden. Im Fokus stehen dabei sowohl organische Aktivitäten, unter anderem der signifikante Ausbau des Software-as-a-Service-Geschäfts, als auch eine Intensivierung der M & A-Aktivitäten: "Fünf oder mehr Zukäufe pro Jahr", stellt Merkens hier in Aussicht, die dafür benötigte Firepower sei nicht zuletzt dank der neuen Klassifikation der Aareon als Industrieholding vorhanden.

Ob diese Ankündigungen ausreichen werden, um die Unruhe zu dämpfen? Immerhin konnte die Aareon ihr Ergebnis nur marginal von 36 auf 37 Millionen Euro steigern, auch wenn hier strategische Investitionen in Höhe von drei Millionen Euro fairerweise zu berücksichtigen sind. Für die gesamte Gruppe stand dagegen ein kräftiger Gewinnrückgang von fast 22 Prozent auf 248 Millionen Euro zu Buche. Das Vorjahr war durch den Einmaleffekt der Übernahme der Düsseldorfer Hypothekenbank aber auch zu gut, ein negativer Goodwill von 55 Millionen Euro pushte das Ergebnis. Doch auch bereinigt bleibt ein Rückgang um rund 13 Millionen Euro. Das nimmt man in Wiesbaden aber sicherlich gerne in Kauf. Denn Wachstum um jeden Preis passt nicht zur Aareal, stattdessen blickt man hier bekanntermaßen lieber voraus. Also wurde das abgelaufene Geschäftsjahr auch genutzt, um die in der Bank befindlichen Risiken weiter zu reduzieren. So konnte die Aareal Bank ihre NPL-Quote binnen Jahresfrist signifikant von 6,3 auf 4,2 Prozent drücken. Insbesondere in Italien machte das Institut dabei große Fortschritte und reduzierte das dortige Gesamt-Exposure um rund ein Drittel auf nunmehr 2,7 Milliarden Euro.

Bei all dem Trubel um die verheißungsvolle Zukunft der Tochter geriet die - zumindest auf absehbare Zeit - noch als Kerngeschäft der Gruppe zu titulierende strukturierte Immobilienfinanzierung fast zur Nebensache. Ist ja irgendwie auch langweilig. Das Neugeschäft von 7,7 Milliarden Euro inklusive Prolongationen liegt zwar deutlich niedriger als im Vorjahr (9,5 Milliarden Euro), aber am oberen Ende des Plans. Die erzielten Margen sind relativ stabil. An der Aufstellung mit einer breiten Diversifikation in verschiedenen Ländern hat sich nichts geändert. Lediglich beim Bestandsvolumen gab es infolge der De-Risking-Aktivitäten einen leichten Rückgang von 27,4 auf 26,7 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis im Segment "Strukturierte Immobilienfinanzierung" ging von 338 auf 276 Millionen Euro zurück. Angesichts der momentan immer stärker aufkeimenden Konjunktursorgen muss der Aareal ihr selektiveres Vorgehen nicht zum Nachteil gereichen, im Gegenteil. Dennoch bleibt unterm Strich festzuhalten, dass der Ausblick für die Immobilienfinanzierung eher mau ausfällt, ganz zu schweigen von den voraussichtlich weiter steigenden regulatorischen Belastungen, Merkens wies diesbezüglich unter anderem auf ICAAP hin. Nur gut, dass es da ja noch diese gegenüber solchen Widrigkeiten resiliente und prosperierende Ertragsperle im Konzern gibt. In diesem Licht betrachtet erscheint Klaus Ulmeks Prophezeiung vielleicht doch nicht so abwegig. ph

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