Aareal und pbb: Die Rückkehr des Risikos

Philipp Hafner, Redakteur, Foto: Verlag Helmut Richardi

Das Betrachten von Stimmungsindikatoren setzt in Zeiten von Corona starke Nerven voraus. Selbst die in den vergangenen Jahren so erfolgsverwöhnte und resiliente Immobilienwirtschaft bildet da keine Ausnahme mehr, wie etwa das Immobilienklima der Deutschen Hypo aus dem April 2020 zeigt: Ein Rückgang des Gesamtindex von satten 37,3 Prozent verdeutlicht, dass die Experten erhebliche Einschnitte für den deutschen Immobilienmarkt befürchten. Ähnlich miserabel ist es um die Stimmung der gewerblichen Immobilienfinanzierer bestellt: Das BF.Quartalsbarometer erlebte im zweiten Quartal einen historischen Einbruch und fiel auf ein neues Allzeittief von minus 15,24 Punkten.

Abseits solcher Sentimentanalysen waren handfeste Erkenntnisse darüber, wie stark Corona tatsächlich ins Kontor der Immobilienbanken schlägt, bislang allerdings Mangelware. Als börsennotierte Vertreter der Zunft lag es nun wie gewohnt an Aareal Bank und Deutscher Pfandbriefbank, diesbezüglich für etwas Erleuchtung zu sorgen. Die zum ersten Quartal 2020 vorgelegten Zahlenwerke weisen letztlich viele Parallelen auf und es ergibt sich insgesamt ein zweigeteiltes Bild. Zieht man den Gewinn heran, so mussten beide Institute extrem Federn lassen. Vor Steuern verdiente die Aareal Bank in den ersten drei Monaten nur noch 11 (Q1 2019: 61) Millionen Euro, bei der pbb schrumpfte das Ergebnis gar um 96 Prozent von 48 auf 2 Millionen Euro. Eindeutiger Haupttreiber dafür ist die nach vielen guten Jahren plötzliche Rückkehr des Faktors "Risiko" in der gewerblichen Immobilienfinanzierung: Bei der Aareal Bank schnellte die Vorsorge für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise von 5 auf 58 Millionen Euro in die Höhe (33 Millionen Euro davon entfallen auf eine geplatzte Kreditrestrukturierung in den USA), bei der pbb stieg sie von 1 auf 34 Millionen Euro, wobei der Großteil (32 Millionen Euro) auf Pauschalwertberichtigungen, die sich nicht auf konkrete NPLs be ziehen, zurückzuführen ist.

Was im laufenden beziehungsweise den kommenden Quartalen noch an Risikovorsorge anfallen wird, vermochten aufgrund der momentan großen Unsicherheit weder Hermann J. Merkens noch Andreas Arndt zu prophezeien. Abmildernd wirken in diesem Zusammenhang zumindest die anhaltend konservativen LTV-Standards (Aareal: 57 Prozent/pbb: 56 Prozent) und die weiter gestärkten Kapitalpolster (CET-1-Quoten; Aareal: 19,6 auf 20,2 Prozent/pbb: 15,9 auf 16,3 Prozent) beider Institute.

Die Situation auf der Risikoseite ist somit noch ziemlich nebulös, klar ist hingegen, dass die kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie getroffenen Gewinnprognosen für 2020 (Aareal: 240 bis 280 Millionen/pbb: 180 bis 200 Millionen Euro) bereits wieder Makulatur sind. Aus naheliegenden Gründen blieben die beiden Vorstandsvorsitzenden jedoch auch hier vage. Während Hermann J. Merkens ein "deutlich positives Betriebsergebnis" in Aussicht stellt, traut Andreas Arndt seinem Institut "weiter eine gute operative Entwicklung zu".

Abgesehen von der deutlich erhöhten Risikovorsorge verlief das erste Quartal für die beiden Spezialinstitute ziemlich unspektakulär. Zins- und Provisionsüberschuss lagen jeweils nur knapp unter dem Vorjahresniveau (Aareal: 180 versus 188 Millionen Euro/pbb: 113 versus 117 Millionen Euro) und auch im Neugeschäft waren (noch) keine Corona-bedingten Bremsspuren zu beobachten. Die Aareal Bank steigerte ihr neu ausgereichtes Volumen sogar von 0,8 auf 1,3 Milliarden Euro, die pbb blieb mit 1,7 (Q1 2019: 2,0) nur etwas darunter. Wie es hier weitergehen wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt wenig überraschend ebenfalls noch nicht seriös abschätzen. Beide CEOs betonten aber, dass ihre Häuser in diesen schwierigen Zeiten nicht in Schockstarre verfallen werden. Stattdessen stehe man fest an der Seite der Kunden und werde bei sich bietenden Opportunitäten definitiv weiter liefer fähig sein, zumal der Wettbewerb bereits etwas an Intensität verloren habe: "Es sind weniger Spieler im Markt", bemerkt pbb-Chef Arndt. Für diese These sprechen nicht zuletzt die durchschnittlich im Neugeschäft erzielten Bruttomargen (Aareal: 200 Basispunkte/pbb: 170 Basispunkte), die für beide Institute erstmals seit langer Zeit wieder spürbar gestiegen sind. Wieder einmal zeigt sich: "In jeder Krise steckt auch eine Chance." ph

Noch keine Bewertungen vorhanden


X