Baufinanzierung: Margen hoch!

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Expansive Geldpolitik, hoher Wettbewerb. Bei solchen Rahmenbedingungen könnte man eigentlich davon ausgehen, dass es für die finanzierenden Häuser tendenziell schwieriger ist, höhere Margen in der Baufinanzierung bei den Verbrauchern durchzusetzen. Weit gefehlt: Laut aktuellem Bank Lending Survey der Deutschen Bundesbank, einer quartalsweise erstellten Umfrage unter Bankführungskräften zu ihrem Kreditgeschäft, ist es den Instituten im dritten Quartal gelungen, die Margen in der Wohnungsbaufinanzierung mit privaten Haushalten spürbar auszuweiten, und zwar sowohl im "durchschnittlichen" Kreditgeschäft als auch bei besonders risikoreichen Finanzierungen. Das ist der erste Anstieg der Margen seit 19 Quartalen und mit einem Wert von plus 17 bei durchschnittlichen Krediten und plus 28 bei risikoreichen Ausleihungen der höchste seit Beginn der Umfrage.

Für die Banken und damit auch für die Bankenaufsicht, die die schleichende Lockerung der Kreditvergabestandards mit großer Aufmerksamkeit beobachtet, sind das gute Nachrichten. Zeigt es doch, dass sich selbst in einem so wettbewerbsintensiven Markt wie dem der Wohnungsbaufinanzierungen in Deutschland zumindest halbwegs risikoadäquate Konditionen durchsetzen lassen. Getrieben von den Aussichten auf weiter steigende Preise für Wohneigentum und dem allgemeinen Zinsniveau lag die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten in den vergangenen drei Monaten mit einem Wert von plus 28 weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, dem zweithöchsten der vergangen vier Jahre, aber noch unter den Rekordwerten von über 40 aus dem Jahr 2015. Auch Sorgen vor einer Eintrübung des Marktes angesichts der konjunkturellen Aussichten mit einer drohenden Abkühlung, die auch an den Arbeitnehmern sicherlich nicht spurlos vorüberziehen wird, sind zumindest auf kurze Sicht unbegründet. Die überwiegende Mehrzahl der Befragten bankverantwortliche gehen von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten aus.

Während die befragten Banken und Sparkassen laut Bank Lending Survey im dritten Quartal keine Veränderung ihrer Kreditvergaberichtlinien vorgenommen haben, stellt die deutsche Bankenaufsicht hier durchaus eine gewisse Lockerung fest. So sind laut LSI-Stresstest der BaFin und der Bundesbank die Loanto-Values in den vergangenen drei Jahren, also bis Ende 2018 von 83,8 Prozent auf 86,5 Prozent um 2,7 Prozent angestiegen. Laut Aufsicht sind die "Kreditvergabestandards bei Wohnimmobilienfinanzierungen weniger konservativ, aber nicht kritisch". Wohlgemerkt, das bezog sich auf die Entwicklung Ende 2018. Wenn hier nun im laufenden Jahr keine weitere Lockerung eingetreten ist, die Margen nach oben gehen und trotzdem weiterhin große Volumina gedreht werden, sieht das doch gut aus! Die Wohnungsbaufinanzierung bleibt der stabile Anker der deutschen Banken und Sparkassen in wahrlich bewegten Zeiten. P.O.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X