Büros können auch leer stehen

Sechzig, achtzig, ja bald hundert Euro. Die Gewerbemieten in den attraktiven Toplagen Deutschlands explodieren. Zu den Mietern gehören die üblichen Verdächtigen: Anwälte, Notare und Banker, der eine oder andere Transaktionsmanager und Immobilienberater sowie - und das ist neu - die Coworker. Etagen- oder gleich Objektweise schnappen sich die meist angelsächsisch geprägten Vermieter-Start-ups begehrte Flächen und zahlen gern Höchstmieten. Denn das Geschäftsmodell der Untervermietung an junge "Globetrotter-Single-Digital-Natives" boomt. Ein Schreibtischplatz für monatlich 500 Euro - das macht mindestens 200 Euro auf den Quadratmeter. Alle Achtung.

Ich hege Zweifel an der Langfristigkeit dieser Mietpreishausse. Geschäftsklimaindex und Wirtschaftsprognose der Bundesregierung sind in den vergangenen Monaten deutlich gesunken. Und die ersten Einsparungen aufseiten der Unternehmen werden wie immer die freien Dienstleister treffen. Größere Berater können sich absichern, ihre Verträge sind in der Regel optimiert. Das schwächste Glied aber sind jene jungen, begabten und eben deshalb auch noch krisenunerfahrenen Kreativen, denen es mitunter weniger um den langfristigen Verdienst geht als um das Wir-Gefühl, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort mit einer coolen Idee dabei (gewesen) zu sein. Entsprechend kurz sind die Laufzeiten der Coworking-Untermietverträge. Wer diese Wette eingeht, glaubt tatsächlich, dass die nächste Krise ausfällt.

Viele können sich noch gut daran erinnern, als ganze Büroetagen an der Frankfurter Skyline über Monate leer standen, weil es für den Asset Manager günstiger, sprich effizienter erschien, gar nicht zu vermieten als zu früh im Zyklus zu einem noch zu niedrigen Wiedereinstiegspreis. Auch das ist übrigens stets eine Wette. Wenn die Coworker aber kündigen, weil sie in Zeiten der Not ebenso gut wieder vom WG-Tisch oder Café aus arbeiten können, werden die Coworking-Anbieter rasch in den Winterschlaf fallen. Dies wiederum wird das Hochpreissegment deutlich zu spüren bekommen, während sich Objekte im mittleren bis niedrigen Mietpreissegment als sicherere Dauerläufer erweisen können.

Natürlich profitieren die Randlagen rund um die begehrten Standorte ebenso von der derzeitigen Preisrallye. Sie haben aber von vornherein nicht den Anspruch auf Höchstmiete und können in einer möglichen Krise dank der günstigeren Angebote sogar noch profitieren. Für die anderen gilt natürlich weiterhin das Gesetz der Risikokompensation: No risk, no fun.

Christoph Korff, Geschäftsführer, CREO Group, Berlin

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