Deutsche Pfandbriefbank - die hohe Kunst des Tiefstapelns

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Die Welt gehört den Hochstaplern und lautstarken Selbstdarstellern, die sich auf Kosten ihrer fähigen, aber zurückhaltender auftretenden Mitbewerbern profilieren. Unter Soziologen ist dies ein ziemlich weit verbreitetes Narrativ. Falsch ist es vermutlich nicht, wohl aber etwas einseitig. Denn andere Beispiele legen durchaus nahe, dass man es zuweilen auch mit Tiefstapelei weit bringen kann. Man denke nur an den geschickt bluffenden Profi-Pokerspieler, der zunächst absichtlich verliert, um die Einsätze seiner Gegner nach oben zu treiben, oder die fingierte Begriffsstutzigkeit eines Inspektor Columbo, der sein Gegenüber in Sicherheit wiegt und dadurch am Ende überführt.

Auch im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung ist seit einigen Jahren eine Bank ziemlich tiefstapelnd und dabei zugleich sehr erfolgreich unterwegs. Die Rede ist natürlich von der pbb Deutsche Pfandbriefbank, die 2021 erneut deutlich "übers Ziel hinausgeschossen ist": Ein Vorsteuerergebnis in Höhe von 242 (2020: 154) Millionen Euro stand letztlich zu Buche, womit die im Jahresverlauf zunächst von mindestens 155 Millionen Euro auf eine Spanne von 180 bis 220 Millionen Euro angehobene Prognose nochmals locker übertroffen werden konnte. Treiber waren neben einem weiter auf 494 (2020: 476) Millionen Euro verbesserten Zinsergebnis (inklusive eines TLTRO-III-Effekts von rund 40 Millionen Euro) insbesondere hohe Vorfälligkeitsentschädigungen, die das Realisationsergebnis auf 81 (2020: 26) Millionen Euro steigen ließen, sowie eine gegenüber dem Vorjahr um 36 Prozent geringere Risikovorsorge in Höhe von 81 (2020: 126) Millionen Euro.

Als Tiefstapelei erwies sich derweil auch die ursprüngliche Guidance für das Neugeschäft in der gewerblichen Immobilienfinanzierung: Anstatt in einer Spanne zwischen 7 und 8 Milliarden Euro kam die pbb hier bei glatt 9,0 Milliarden Euro raus. Damit geht zugleich eine immerhin vier Jahre lange Schrumpfungsperiode zu Ende: Zwischen 2017 und 2020 war das Neugeschäft der pbb nämlich stetig von 10,7 auf 7,3 Milliarden Euro zurückgegangen. Hier kommt deutlich die bereits vor Corona stark ausgeprägte Risikoaversion von pbb-Chef Andreas Arndt zum Ausdruck, die ihm an dieser Stelle natürlich nicht zum Vorwurf gereicht werden soll, im Gegenteil: Nichts ist teurer als der Ausfall einer Finanzierung.

Auf der anderen Seite ist die pbb schon ein Stück weit zu hohem Neugeschäft verdammt, schließlich verfügt sie, anders als etwa die Konkurrenz aus Wiesbaden, über kein zweites Standbein im Provisionsgeschäft. Insofern sind die 9,0 Milliarden Euro sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Sie halfen denn auch direkt dabei, das gesamte Immobilienfinanzierungsportfolio wieder leicht von 27,0 auf 27,6 Milliarden Euro zu hieven, wobei die vorfälligen Rückzahlungen diesen Aufbau teilweise konterkarierten.

pbb: augewählte Zahlen zum Geschäftsjahr 2021 Quelle: pbb

Um gut 15 Prozent, also auf rund 32 Milliarden Euro, soll das Portfolio in der gewerblichen Immobilienfinanzierung bis 2024/25 jedenfalls gesteigert werden, unter anderem mithilfe neuer, konservativer Non-Senior-Lending-Produkte (etwa als Loan-on-Loan-Lender für Debt-Funds oder Mezzanine-Finanzierungen in den USA) sowie dem kräftigen Ausbau des im Oktober 2021 gestarteten grünen Kreditsegments.

Grundsätzlich will sich die pbb, die übrigens keinerlei Exposure in Russland oder der Ukraine hat, aber nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Die Schwester der Zuversicht sei schließlich die Vorsicht, gibt Arndt in seiner typisch norddeutsch-nüchternen Art zu bedenken. Und so sind es zunächst einmal "nur" 200 bis 220 Millionen Euro an Vorsteuergewinn, den sich die pbb für das laufende Jahr zum Ziel gesetzt hat. Kommt einem definitiv bekannt vor...

Philipp Hafner , Leitender Redakteur, Immobilien & Finanzierung , Helmut Richardi Verlag

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