EY: Mehr als Real Estate Asset-Management

Deutsche Real Estate Asset Manager planen, ihre Geschäftsbasis zu verbreitern, um Umsatz und Marktanteile zu steigern. Dabei soll das Leistungsspektrum sowohl in Richtung Investment Management als auch in Richtung Property und Facility Management ausgeweitet werden. Darüber hinaus kommt auf Makler zukünftig mehr Konkurrenz von den Asset Managern zu. Denn in der Basisdienstleistung "Vermietung" erkennen Branchenvertreter das höchste Potenzial für Ihr Umsatzwachstum. Bereits jetzt würden bereits viele Ergänzungsleistungen in Eigenregie erbracht. "Das gilt vor allem für strategienahe Aufgaben einschließlich des An- und Verkaufs", so EY-Partner Dietmar Fischer. Aber auch die Finanzierung, das Risikomanagement, die Compliance und das Rechnungswesen würden die meisten Asset Manager selbst erbringen. Das sind die zentralen Ergebnisse der EY-Studie "Real Estate Asset Management 2017". Die Pläne für ein erweitertes Spektrum sind ambitioniert, vor allem, wenn man bedenkt, dass 64 Prozent der Unternehmen an anderer Stelle der Befragung monieren, dass es ein Problem für sie darstelle, qualifizierte Mitarbeiter für ihr Unternehmen zu finden. Dieser Umstand macht eine Expansion natürlich nicht einfacher.

Problem: Ohne neues Fachpersonal in neuen Fachbereichen wird allein aus organischem Wachstum die Ausweitung der Wertschöpfungskette nicht zu realisieren sein, merkt Fischer an. Folgerichtig rechnen 80 Prozent der befragten Asset Manager mit einer fortschreitenden Konsolidierung ihrer Branche durch weiter zunehmende Fusionen und Akquisitionen.

Die Erschließung neuer Wachstumsfelder ist dabei aber nur ein Treiber der Neuerungen, ein weiterer ist die zunehmende Technisierung des Geschäfts. 97 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass das Thema Digitalisierung in den kommenden Jahren einen wesentlichen Einfluss auf das bisherige Geschäftsmodell von Asset Managern haben wird. Allerdings geht es den Real Estate Asset Managern da kaum besser als dem Rest der Immobilienbranche: Es fehlt noch an konkreten Umsetzungsideen und Projekten. So räumen 40 Prozent der Befragten ein, dass sie noch am Anfang der Planungsphase stehen und dass über die Vorgehensweise noch nicht entschieden worden sei. Und gar nur 17 Prozent verfolgen laut Umfrage eine übergreifende digitale Strategie. Und wenn es heißt, dass etwa 43 Prozent der Befragten an der Digitalisierung ausgewählter Bereiche arbeiten, klingt das zwar zunächst vielversprechend. Allerdings muss das Modewort "Digitalisierung" erst einmal in konkrete Projektinhalte gegossen werden: Wurde in den vergangenen Jahren vor allem in die Datenverwaltung, das Reporting sowie das Objektmanagement investiert, verschieben sich die Investitionsschwerpunkte nun in die Bereiche Prozessdokumentation und Portfoliomanagement. Das liebe Geld ist beim digitalen Ausbau offenbar kein Hemmschuh. Etwa sieben von zehn Studienteilnehmern beabsichtigen, ihr Digitalisierungsbudget innerhalb der drei kommenden Jahre zu erhöhen. Vielmehr sehen die meisten Befragten - 48 Prozent - die größten Hürden in der unklaren Verantwortlichkeit für das Thema Digitalisierung. Eine bemerkenswerte Offenheit der Asset Manager.

Überraschend zurückhaltend ist die Real Estate Asset Management Community beim Thema Kooperation mit neuen jungen Unternehmen. Gut zwei Drittel lehnen eine Zusammenarbeit mit Startups und Proptechs ab. Eine Beteiligung an Forschungseinrichtungen oder Think Tanks lehnen sogar 84 Prozent ab. Bisher hat kein Studienteilnehmer ein Start-up oder einen digitalen Geschäftsbereich mit eigener Ergebnisverantwortung gegründet, nur 11 Prozent planen dies. Auch die Gründung eines eigenen Startups oder eines digitalen Geschäftsbereichs lehnen gar 89 Prozent ab. Diese Reserviertheit bei den etablierten Unternehmen insbesondere bei der Digitalisierung ist ein wenig unverständlich. Würde hier nicht eine Chance bestehen, sich eben durch die Nutzung externen Knowhows das Wissen der Newcomer am Markt zunutze zu machen - sei es durch Zusammenarbeit oder das Outsourcing von Digitalisierung an eben solche Unternehmen? Dabei hätten die gestandenen Asset Manager auch nicht das Problem, qualifiziertes Personal zu finden. Denn das ist in den Proptechs bereits vorhanden. Ansonsten kommt den Unternehmen die Tatsache entgegen, dass die hiesigen immobilienwirtschaftlichen Studiengänge aus allen Nähten platzen. Darauf hatte jüngst beispielsweise das IREBS reagiert und eine Ausweitung ihres Studienangebotes in Düsseldorf für 2018 angekündigt. dro

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