"Good Will Hunter" vor Verschnaufpause

Der Jäger hat wieder zugeschlagen. Gemeint ist Wolf Schumacher, der Vorstandsvorsitzende der Aareal Bank. Nachdem er sich 2014 bereits die Corealcredit mit einem Abschlag zum Eigenkapital (negativer Goodwill) gesichert hat, ist er jetzt dabei, die Westdeutsche Immobilien Bank (West-Immo) zu übernehmen. Warum er das macht, ist einfach zu beantworten: Weil er es kann. Das Geschäftsjahr 2014 hat die Aareal Bank mit einem Rekordergebnis abgeschlossen und ist erfolgreich unterwegs. Davon zeugt auch das starke Schlussquartal. Über Eigenkapital verfügt die Gruppe in reichlichem Maße. Für die Aktionäre gibt es eine Anhebung der Dividende von 0,75 auf 1,20 Euro je Aktie. Dass Schumacher und sein Team auch 2014 wieder ihre Versprechen gehalten haben, ist schon fast zur Gewohnheit geworden.

Zum Geschäft: Das Konzernbetriebsergebnis hat sich mit 436 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr (198 Millionen Euro) mehr als verdoppelt. Bereinigt um positive Einmaleffekte von 154 Millionen Euro aus der Übernahme der Corealcredit blieb noch ein Anstieg um 40 Prozent. Der Konzerngewinn hat sich mit 294 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Haupttreiber für die gute Entwicklung war der Anstieg des Zinsüberschusses, der 2014 knapp 690 Millionen Euro betrug und von unerwartet hohen Erträgen aus vorzeitigen Kreditrückzahlungen, niedrigen Refinanzierungskosten, einem deutlichen Anstieg des Kreditvolumens sowie stabilen Margen im Kreditgeschäft geprägt war. Das Neugeschäft der gewerblichen Immobilienfinanzierung übertraf mit 10,7 Milliarden Euro das Vorjahresergebnis von 10,5 Milliarden Euro. Bereinigt um den Effekt aus dem Zugangsgewinn des Corealcredit-Erwerbs, betrug die Eigenkapitalrendite (vor Steuern) 11,1 Prozent nach 7,5 Prozent im Vorjahr. Der mittelfristige Zielwert für diesen Wert liegt weiterhin bei 12 Prozent.

Für das Jahr 2015 geht Schumacher wieder von einem "sehr guten" Ergebnis aus. Der Zinsüberschuss soll, inklusive des Beitrages der West-Immo, innerhalb der Bandbreite von 720 bis 760 Millionen Euro liegen; dies trotz voraussichtlich geringerer vorzeitiger Kreditrückzahlungen und rückläufiger Margen im Neugeschäft. Inklusive des Einmaleffekts des negativen Goodwill von 150 Millionen Euro aus dem Erwerb der West-Immo soll das Konzernbetriebsergebnis zwischen 400 und 430 Millionen Euro liegen. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern erwartet die Aareal Bank am Jahresende 2015 bei rund 16 Prozent (inklusive Goodwill) beziehungsweise rund 10 Prozent (bereinigt um Goodwill).

Aber das Jahr ist noch jung, auf der Tagesordnung steht zuerst der erfolgreiche Abschluss der West-Immo-Übernahme, deren Kaufpreis nach vorläufigen Kalkulationen bei 350 Millionen Euro liegen soll. Der Erwerb soll zu einem Abschlag auf das bilanzielle Eigenkapital der West-Immo erfolgen, woraus sich ein Zugangsgewinn von etwa 150 Millionen Euro ergeben soll. Daneben wird bereits vom ersten Tag an ein positiver Ergebnisbeitrag aus Mainz, dem Sitz der West- Immo, erwartet. Die Transaktion, die unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen steht, soll nach Planungen der Bank im ersten Halbjahr vollzogen werden. Nach der Integration der Corealcredit steht die Aareal Bank nun vor der Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit eine zweite Bank erfolgreich einzugliedern. Auch wenn sich die Wiesbadener Jäger die Verkaufsunterlagen der Deutschen Pfandbriefbank besorgt haben, so dürfte eine Übernahme des bayerischen Konkurrenten eine Nummer zu groß sein. Da er 2014 auch den EZB-Stresstest erfolgreich bestanden, die stille Einlage des Soffin vollständig zurückbezahlt und zusätzliches Kernkapital im Markt aufgenommen hat, sei dem Jäger eine Verschnaufpause gegönnt. ber

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