Interhyp eilt von Rekord zu Rekord

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Einer Analyse von Investors Marketing zufolge wird bereits im Jahr 2025 jede zweite Baufinanzierung in Deutschland über eine Vertriebsplattform im Internet vermittelt werden. Das käme einer Verdoppelung des Marktanteils in weniger als einer Dekade gleich. Es handelt sich hierbei also zweifellos um eine ambitionierte Prognose, gleichwohl ist es voraussichtlich nicht zu hoch gegriffen. Verantwortlich dafür ist im Wesentlichen die anhaltend spektakuläre Entwicklung der beiden unangefochtenen Platzhirsche in diesem Segment: Hypoport und Interhyp legen seit Jahren fabelhafte Wachstumszahlen vor und kommen zusammen inzwischen auf einen Anteil von über 35 Prozent.

Im vermeintlichen "Krisenjahr 2020" lief es dabei vor allem für die Münchner ING-Tochter Interhyp hervorragend: Das 2000 gegründete "Ur-Fintech" steigerte sein abgeschlossenes Finanzierungsvolumen um satte 17 Prozent und erreichte damit einen neuen Rekordwert von 28,8 (2019: 24,5) Milliarden Euro. Bezogen auf das Neugeschäft in der privaten Baufinanzierung in Deutschland stieg der Interhyp-Marktanteil laut eigenen Angaben damit von 9,0 auf 10,2 Prozent, langfristig peilt das Unternehmen hier 20 Prozent an. Nicht weniger beeindruckend ist die operative Entwicklung: So konnte beim Umsatz dank eines Wachstums von 9 Prozent erstmals die Marke von einer Viertelmilliarde Euro (254,4 Millionen Euro) geknackt werden. Auch der operative Vorsteuergewinn kletterte kräftig um 11 Prozent auf 93,0 (83,8) Millionen Euro. Interessant und sicher nicht ganz frei von Ironie ist dabei auch die Tatsache, dass das einst als reiner Onlinevermittler gestartete Unternehmen seine stationäre Präsenz immer stärker ausbaut, während die klassischen Banken sich bekanntlich zunehmend aus der Fläche verabschieden: "2021 werden wir im Privatkundenbereich weitere 20 Standorte eröffnen und unser Potenzial in unserem Kerngeschäft private Baufinanzierung weiter ausschöpfen", so Interhyp-CEO Jörg Utecht bei der virtuellen Jahrespressekonferenz. Man darf sich also darauf einstellen, dass die eben erst gesetzten Rekordmarken aus dem Jahr 2020 schon bald wieder Makulatur sind.

Ein Thema, das den erfolgsverwöhnten Baufinanzierungs-Broker dann aber doch mit gewisser Sorge erfüllt, ist die künftige Erschwinglichkeit von Immobilien. Angesichts der anhaltenden Preisrally stehe zu befürchten, dass breite Bevölkerungsgruppen von der Wohneigentumsbildung ausgeschlossen werden. Utecht verwies diesbezüglich auf eine neue Studie von Interhyp und Statista, der zufolge der Sprung in die eigenen vier Wände ohne Erbschaften, Schenkungen oder Privatkredite zunehmend unrealistisch erscheint. Mit Blick auf das Ende März 2021 ausgelaufene Baukindergeld appellierte Utecht deshalb an Vater Staat, den Wohneigentumserwerb auch künftig gezielt zu unterstützen. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie viel Platz die Parteien dem Thema in ihren Wahlprogrammen einräumen. ph

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