Klimakrise: Zeit aufzuwachen

Andy Gulliford; Foto: SEGRO plc

Die weltweiten Klimastreiks sind ein Weckruf. "Unser Haus brennt - handeln wir dementsprechend. Wir fordern Klimagerechtigkeit für alle." So lautet der Aufruf vieler Demonstranten. Sollte die Immobilienwirtschaft ein berechtigtes Ziel für den Zorn der Streikenden sein? Hätten wir in den vergangenen Jahren mehr tun können, um den Klimawandel zu bekämpfen? Und vor allem: Was sollten wir jetzt tun, um den schnell wachsenden Ängsten vor der Zukunft unseres Planeten zu begegnen? Die meisten der zahlreichen Nachhaltigkeitsprogramme der frühen 2000er-Jahre gerieten während der chaotischen Krisenjahre 2008/09 wieder in Vergessenheit. Wäre diese Dynamik nicht verlorengegangen, hätte unsere Branche bei der Bewältigung des Klimawandels in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten wahrscheinlich noch weiterkommen können. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass mehr als 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs auf den Immobiliensektor entfallen - genau wie 20 Prozent der Treibhausgase und 40 Prozent der verbrauchten Rohstoffe. Die Unterstützung von Maßnahmen gegen den Klimawandel ist für die Immobilienbranche deshalb sowohl eine moralische als auch eine wirtschaftliche Frage.

Denn gleichzeitig hat der World Green Building Council ermittelt, dass der Anteil an Immobilieneigentümern, die berichten, dass sogenannte Green Buildings einen höheren Verkehrswert haben als nicht zertifizierte Gebäude, bei 30 Prozent liegt - und sich somit gegenüber der letzten Abfrage fast verdoppelt hat. Der Immobilienvermittler BNP Paribas Real Estate ließ verlauten: "Grüne Immobilien verbessern die Rendite und sichern den Wert von Immobilieninvestitionen. Diese Art von Immobilien haben geringere Betriebskosten und Leerstände und sie können höhere Mieten generieren." Die Branche hat dies erkannt und befindet sich, angetrieben von ihren gewerblichen Mietern, im Aktionsmodus. Der Ansatz der Immobilienunternehmen bestand darin, sich auf Energiesparinitiativen gemäß des BREEAM-Zertifizierungsmodells sowie auf weitere individuelle Effizienzsteigerungen zu fokussieren - und das mit Erfolg: Viele der für die Zukunft definierten Ziele wurden bereits frühzeitig erreicht.

Jetzt ist es an der Zeit, auf diesen Grundlagen aufzubauen, nicht zuletzt, weil auch die Nutzer immer höhere Nachhaltigkeitsziele verfolgen. So verfügt beispielsweise die DPD Group, der zweitgrößte Paketlieferant in Europa, über die größte Elektrofahrzeugflotte der Welt und hat sich dazu verpflichtet, sie mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Eine mutige Maßnahme. Außerdem wurde ein erstes voll elektrisches Paketdepot in Westminster angekündigt mit einer Kapazität für 2 000 Paketzustellungen am Tag, die mit E-Fahrzeugen erfolgen sollen. Auch Amazon gehört zu den Big Playern in Sachen erneuerbare Energien, das Unternehmen hat unter anderem in schwedische, irische und US-amerikanische Windparks investiert. Die Liste dieser Unternehmen ließe sich fortführen. Daher besteht für die Branche die Verpflichtung, wenigstens die Ziele des Pariser Abkommens bis 2050 zu erreichen. Bestenfalls sollten diese jedoch übertroffen werden.

Aber wie können Immobilienunternehmen erfolgreich sein? Relativ einfach, mit vorausschauender Planung: Herausfinden, was für das eigene Unternehmen wichtig ist, identifizieren, was man selbst beeinflussen kann, einen wissenschaftlich fundierten Ansatz für die Messung entwickeln und dann die Einhaltung dieser Strategie sicherstellen. Insbesondere spielt dabei die Beschaffung und Erzeugung CO2-freier erneuerbarer Energien eine große Rolle, ebenso wie die vollständige Vermeidung von Abfallentsorgungen auf Deponien, komplette Lebenszyklusanalysen und die Reduzierung des Embodied Carbon, also der durch Herstellung und Transport von Baumaterialien entstehenden CO2-Emissionen.

Und der schönste Teil? Eine Verbesserung der Biodiversität: Inzwischen bevölkern Bienen viele innerstädtische Gewerbeparks. Dies fördert nicht nur die lokale Artenvielfalt, sondern passt auch gut in die Well-Being-Programme der Nutzer - inklusive leckerem Honig. Miniparks, Insektenhotels, Fledermausboxen, Reisfelder, Weinreben, Auberginen und sogar Ochsen existieren inzwischen in direkter Nachbarschaft zu Logistikdienstleistern und Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe. Als Branche wissen wir, dass wir mehr tun können. Viele Immobilienunternehmen haben sich klare und strenge Ziele gesetzt - um sicherzustellen, dass wir genau das tun. Denn nicht weniger erwarten unsere Investoren, Kunden und Mitarbeiter.

Andy Gulliford, Chief Operating Officer, SEGRO plc., London

Andy Gulliford , Chief Operating Officer, SEGRO plc., London
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