LBS Südwest: Es könnte so schön sein ...

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Baden-Württemberg ist nicht nur die Wiege des Bausparens in Deutschland, sondern zugleich auch die absolute Hochburg. Denn hier entfallen auf 1 000 Personen stolze 400 Bausparverträge, wie Empirica im vergangenen Jahr ermittelt hat. Der Bundesdurchschnitt liegt demnach bei "nur" 300 Bausparverträgen. Einen wesentlichen Anteil an dieser enorm hohen "Bauspar-Dichte" im Ländle hat die LBS Südwest, die sich in ihrem Geschäftsgebiet, das neben Baden-Württemberg auch noch Rheinland-Pfalz umfasst, trotz starker Konkurrenz als Marktführer sieht: Auf knapp 41 Prozent konnte die eigene Position 2021 gemessen am Brutto-Bausparneugeschäft ausgebaut werden. Zwar musste die LBS Südwest hier einen Rückgang von 3,3 Prozent auf 8,73 Milliarden Euro gegenüber 2020 verschmerzen, im Vergleich zur Branche habe man sich aber besser gehalten.

Kräftig zulegen konnte das Institut derweil erneut im Kreditgeschäft: Neuzusagen in Höhe von 1,95 Milliarden Euro entsprechen einem Plus von gut 10 Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordwert aus dem Vorjahr 2020. Beim Betriebsergebnis landete man mit circa 22 Millionen Euro in etwa auf Vorjahreshöhe, die Bilanzsumme stieg von 20,67 auf 21,51 Milliarden Euro. Stefan Siebert, Vorstandsvorsitzender der LBS Südwest, zog auf der Jahrespressekonferenz ein insgesamt positives Fazit: "Wir sind gut durch die Corona-Krise gekommen. Der Wunsch vieler Menschen nach Wohneigentum ist unverändert groß."

So weit, so unspektakulär. Deutlich spannender fällt im Vergleich dazu der Blick auf die aktuellen Entwicklungen aus. Da wäre zum Beispiel der enorme Anstieg bei den Bauzinsen: Laut Interhyp sind diese für zehnjährige Darlehen zuletzt binnen weniger Wochen um über 0,5 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent angestiegen, Tendenz weiter steigend. "Langfristige Zinssicherheit tritt vor diesem Hintergrund wieder stärker in den Vordergrund. Und genau das bietet Bausparen", weiß Siebert. Die Neugeschäftsdynamik in den ersten Wochen 2022 sei entsprechend hoch gewesen, wie Vertriebsvorstand Jörg Leitolf ergänzt. Auf deutlich über 500 neue Bausparverträge sei man im Januar pro Arbeitstag gekommen. In Kombination mit einer durchschnittlichen Bausparsumme von 90 000 (!) Euro mache das täglich rund 45 Millionen Euro aus.

Auch betriebswirtschaftlich spielt dem Institut beziehungsweise der gesamten Branche die allmählich steigende Zinskurve in die Karten: "Wir haben lange Durationen auf der Passivseite, kürzere hingegen auf der Aktivseite. Dadurch kommen Zinssteigerungen sehr viel später beim Aufwand an als auf der Ertragsseite. Bei einer normalen Universalbank ist es umgekehrt", erklärt Siebert. Schon ab dem kommenden Jahr könne deshalb mit signifikant steigenden Erträgen für sein Haus gerechnet werden.

Frei von Widerständen ist der Weg dahin aber nicht, vor allem der jüngst von der BaFin angekündigte Kapitalpuffer in Höhe von 2 Prozent für systemische Risiken bei Wohnimmobilienfinanzierungen ab April 2023 ist ein Schlag ins Kontor. Dass die zusätzliche Eigenkapitalunterlegung dabei auch für den Kreditbestand gelten soll, bringt Siebert besonders auf die Palme: "Wir haben zig-Milliarden in unserer Bilanz, die weitgehend heruntergetilgt sind. Für solche risikofreien Fälle nun ex post nochmal einen Puffer von 2,0 Prozent draufzuschlagen, zerschießt uns die Kalkulation von damals. Das ist in etwa so, als ob man einem VW-Händler für sämtliche Benzinpumpen verkaufter VW-Golfs nachträglich eine Steuer aufbrummt."

Man habe deshalb kürzlich auch noch einmal schriftlich die Frage an den neuen BaFin-Präsidenten Mark Branson gerichtet, ob der Aufsicht überhaupt klar sei, dass Bausparkassen wirklich nur Baufinanzierungen machen können. Ob es hilft, den Systemrisikopuffer noch in irgendeiner Form zu entschärfen? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. ph

Philipp Hafner , Leitender Redakteur, Immobilien & Finanzierung , Helmut Richardi Verlag
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