LBS Südwest zieht positives Zwischenfazit

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

"Fusionen sorgen immer für Jahre der Selbstbeschäftigung - zulasten der Marktposition." So hat es Bernd Dedert, Chef der Bausparkasse Mainz, im Interview mit I & F vergangenes Jahr formuliert. Dass es aber durchaus auch Gegenbeispiele für seine These gibt, kann man dieser Tage ausgerechnet im Stammgebiet der Bausparkasse Mainz beobachten. Die Rede ist von der LBS Südwest, die vor rund drei Jahren aus dem Zusammenschluss der Landesbausparkassen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz hervorgegangen ist. Trotz der herausfordernden Fusionsaufgaben gelang es dem Institut in diesem Zeitraum sein Neugeschäft kontinuierlich zu erhöhen, wie Stefan Siebert, Vorsitzender des Vorstands, kürzlich im Rahmen eines Pressegesprächs in Mainz zufrieden erklärte. Und auch im laufenden Jahr stehen die Zeichen bei der infolge der Fusion zur größten der acht deutschen Landesbausparkassen (Bilanzsumme: 19,4 Milliarden Euro) aufgestiegenen LBS Südwest klar auf Wachstum. So stieg das Brutto-Neugeschäft in den ersten acht Monaten 2019 abermals kräftig um acht Prozent auf rund 7,5 Milliarden Euro.

Davon wurden gut 1,4 Milliarden Euro in Rheinland-Pfalz vermittelt - deutlich mehr als zu Zeiten, in denen die LBS Rheinland-Pfalz noch auf sich allein gestellt unterwegs war. Mit der wichtigste Grund für die gestiegene Marktdurchdringung im Bundesland mit der immerhin zweithöchsten Wohneigentumsquote (55 Prozent) Deutschlands liegt nach Einschätzung von Uwe Wöhlert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der LBS Südwest, in der stark intensivierten Zusammenarbeit mit den rheinlandpfälzischen Sparkassen. Ganz nach dem Vorbild des in Baden-Württemberg bewährten Vertriebsmodells wird dabei auf eine intensive und vielfältige Unterstützung durch die LBS-Berater in den Sparkassenfilialen gesetzt.

Mit Erfolg, denn das auf dieser Kooperation beruhende Gemeinschaftsgeschäft ist in Rheinland-Pfalz zwischen Januar und August 2019 um rund 80 Prozent auf 239 Millionen zum Vorjahreszeitraum förmlich explodiert. Mittlerweile sind bereits 23 von 24 rheinlandpfälzischen Sparkassen (inklusive der Naspa Wiesbaden) auf das Kooperationsmodell umgestiegen, die noch fehlende Sparkasse soll zum 1. Januar 2020 nachziehen. Die Einführung gelang laut Wöhlert viel schneller als geplant und sei alles in allem eine Erfolgsgeschichte, geprägt von einem - in der Vergangenheit nicht immer selbstverständlichen - gegenseitigen Vertrauen zwischen LBS und Sparkassen.

Quasi abgeschlossen sind die Fusionsarbeiten auch in allen anderen relevanten Unternehmensbereichen. Die technische Harmonisierung von Produkten und Prozessen verlief planmäßig und auch kulturell sei man zu einer Einheit geworden. "Das Miteinander an den drei Standorten Stuttgart, Karlsruhe und Mainz funktioniert sehr gut", so Siebert. Bei der im Frühjahr 2019 vollzogenen Zusammenführung der Bausparbestände handelte es sich nun um den "letzten großen Meilenstein". Auf ewig festgeschrieben seien die erreichten Strukturen gleichwohl nicht, wie Siebert klarstellt: "Die aktuellen Herausforderungen wie negative Zinsen, zunehmende Regulatorik und steigender Kostendruck zwingen die LBS zu weiteren Optimierungen - in den Arbeitsabläufen, in der IT und über alle Unternehmensbereich undstandorte hinweg."

Vor allem die negativen Zinsen fressen sich bekanntlich immer tiefer in die operativen Zahlenwerke der gesamten Branche. Die LBS Südwest strebt für 2019 und auch in den darauffolgenden Jahren dennoch ein Betriebsergebnis von immerhin 20 Millionen Euro an. "Es ist nicht mehr das, was noch vor vier, fünf Jahren erzielt werden konnte", wie Siebert nüchtern anmerkt. Aber für ein auf dem Zinsüberschuss basierendes Geschäftsmodell dann doch eigentlich wieder ganz respektabel. ph

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