Offene Publikumsfonds: Konkurrenz für die Platzhirsche

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Wie schnell sich die Zeiten doch manchmal ändern können. Gerade einmal siebeneinhalb Jahre ist es her, da schienen die offenen Immobilien-Publikumsfonds in Deutschland vor dem endgültigen Aus zu stehen: Damals im Sommer 2012 hatten die drei größten eingefrorenen Fonds ihre Auflösung offiziell bekanntgegeben. Das abzuwickelnde Vermögen erreichte dadurch einen Höchststand von 20 Milliarden Euro, was in etwa einem Viertel des gesamten Branchenvolumens entsprach. Einhergingen damit natürlich auch herbe Verluste für viele Kleinanleger, denen schmerzhaft vor Augen geführt wurde, das Investments in Immobilienfonds eben doch keine risikofreien Renditebringer sind.

Das dabei verloren gegangene Vertrauen ist mittlerweile allerdings bekanntlich zurückgewonnen und das Segment floriert wie nie zuvor. Zum einen lässt sich dies mit der insgesamt gelungenen regulatorischen Überarbeitungen im Jahr 2013 (insbesondere die Abkehr vom Prinzip der börsentäglichen Verfügbarkeit der Gelder hin zu festen Mindesthalte- und Kündigungsfristen) erklären, zum anderen natürlich auch ein gutes Stück mit dem nicht enden wollenden Niedrigzinsumfeld. Allein seit Anfang 2018 belaufen sich die Nettozuflüsse auf eine Rekordhöhe von 14 Milliarden Euro. Dass die Produkte zudem laut Scope aktuell mit 3,8 Prozentpunkten die höchste jemals gemessene Renditedifferenz zu deutschen Staatsanleihen aufweisen, dürfte die Nachfrage weiter anheizen.

Ein solch robuster Boom weckt bekanntlich Begehrlichkeiten und scheint zunehmend auch die bislang stark von den vier Platzhirschen Deka, Union Investment, DWS und Commerz Real dominierte Anbieterlandschaft offener Publikumsfonds zu verändern, wie Michael Schneider, Geschäftsführer von Intreal, im Rahmen einer vor Kurzem veranstalteten Online-Pressekonferenz berichtete. So seien Häuser wie die KGAL, Habona Invest, Quadoro Investment oder Real I.S. unlängst bereits in das Geschäftsfeld eingestiegen und man befinde sich aktuell mit weiteren potenziellen Neuankömmlingen im Gespräch, so Schneider. Er rechnet dementsprechend mit steigenden Marktanteilen kleinerer Anbieter - ein Umstand, der aber nicht nur darauf zurückzuführen sei, dass die vier großen Häuser mit dem Erwerb von Objekten nicht mehr hinterherkommen. Schneider erklärt sich den Trend auch damit, dass die Vertriebsabteilungen der Marktführer zuletzt "weniger als kundenorientierte Plattformen, sondern vielmehr als eine Art Zerberus agierten". Soll heißen: Die Bereitschaft, frische Gelder in die bestehenden Fonds aufzunehmen, lässt zu wünschen übrig.

Hinsichtlich des Themas "Kundenorientierung im Vertrieb" identifizierte der ebenfalls an der Pressekonferenz teilnehmende IREBS-Professor Steffen Sebastian derweil ganz grundsätzlichen Handlungsbedarf. Er bemängelt konkret, dass die Fondsgesellschaften beim Vertrieb bislang kaum neue Wege gingen, sondern auf den klassischen Direktvertrieb über Banken und Finanzanlagenvermittler setzten: "Diese Art von Vertrieb ist teuer und kostet Rendite. Der Vertrieb über Online-Plattformen bietet große Vorteile für Anbieter und Anleger." ph

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