Otto Schäfer wird 85

Ein "Urgestein" des deutschen Bausparwesens wird in wenigen Tagen 85: Dr. Otto Schäfer. Kennengelernt haben wir uns 1987, als ich beim Verband der Privaten Bausparkassen anfing zu arbeiten. Otto Schäfer war damals Geschäftsführer der Bausparkasse GdF Wüstenrot gGmbH und der Wüstenrot Holding GmbH. 1989 wurde er zum Sprecher der Geschäftsführungen beider Gesellschaften ernannt. Das blieb er bis 1995.

Für mich als Jüngeren in der Branche wurde er rasch zum Vorbild und Lehrmeister. Seine scharfe Auffassungsgabe, sein klar strukturiertes Vorgehen und seine Fähigkeit, Menschen mit einfachen Worten für sich und die gemeinsame Sache zu gewinnen, waren eine Quelle ständiger Inspiration. Er diskutierte nicht von oben herab, spielte nicht seine Machtposition als großer Bausparfürst aus, sondern hörte zu, forderte zum Widerspruch auf. Otto Schäfer war immer uneitel, liebte den Diskurs in der Sache und ließ Argumente gelten. Ein Lehrender und Lernender. Sein ganzes Leben lang.

Beeindruckend war vor allem aber auch das Herzblut, das er in die Bausparidee steckte. Der nüchterne Analytiker zeigte dabei eine eher untypische Facette seiner Persönlichkeit: eine ungeheure Leidenschaft. Hier war er Überzeugungstäter. Kein Manager, dem es im Zweifel egal ist, welches Produkt er vertritt. Bausparen als zweckgerichtete Vorsorge, zur Erfüllung eines Lebenstraums für Menschen, die sich das mühsam erarbeiten müssen, dafür stand er, dafür kämpfte er. Im eigenen Unternehmen - und darüber hinaus.

Schon an der Entstehung des deutschen Bausparkassengesetzes im Jahr 1971 war der glänzende Jurist, der drei Jahre zuvor in die Dienste Wüstenrots eingetreten war, maßgeblich beteiligt. Seine hohe Expertise bewies Otto Schäfer auch als Mitautor aller fünf Auflagen des Kommentars zum Bausparkassengesetz, das seit vielen Jahren als Standardwerk zu allen bauspartechnischen Fragen gilt. Er erwarb sich damit hohes Ansehen über die Bausparbranche hinaus.

Als einer der Ersten erkannte er, der seit vielen Jahren den Rechtsausschuss der Europäischen Bausparkassenvereinigung geleitet hatte, auch die großen Chancen, die die Öffnung des Eisernen Vorhangs für das Bausparen bedeutete. Diese fiel in seine Zeit als Vorsitzender des Verbandes der Privaten Bausparkassen von 1986 bis 1992. Bausparen wurde zum Exportschlager. Otto Schäfer war als politischer Ratgeber gefragt - in Bonn und in Brüssel, wo er von 1991 bis 1994 als Präsident der Europäischen Bausparkassenvereinigung für diese besondere Form einer soliden Baufinanzierung in einem europäischen Binnenmarkt warb.

Seine Leidenschaft für die Bausparidee ist unverändert zu spüren. Mit großer Dankbarkeit und hohem Respekt für sein Engagement sehen wir jetzt diesem Geburtstag entgegen.

Alles Gute, lieber Otto!

Andreas J. Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Privaten Bausparkassen, Berlin

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