Pfandbrief: Stabil und solide

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Der Pfandbrief hat in seiner gut 250 Jahre alten Geschichte schon die eine oder andere Krise miterlebt, von Kriegen über die Weltwirtschaftskrise bis hin zur globalen Finanzkrise. Da konnte man eigentlich davon ausgehen, dass er auch die Corona-Pandemie halbwegs unbeschadet überstehen dürfte. Doch vorsichtig wie gute Kaufleute einmal sind, war vdp-Präsident Louis Hagen im Frühjahr noch eher zurückhaltend, was die Entwicklung des deutschen Vorzeigeproduktes im weiteren Jahresverlauf angehen würde. Er rechnete damals mit einem Absatz von rund 40 Milliarden Euro. Es ist wieder einmal anders gekommen, der Pfandbrief hat wieder einmal seine starke Stellung als das Refinanzierungsprodukt unter Beweis gestellt. Denn mit einem Absatz von rund 55 Milliarden Euro wurde nicht nur die Prognose deutlich übertroffen, sondern auch das schon ordentliche Vorjahresvolumen erreicht. Von der Summe wurden mehr als die Hälfte bei der Bundesbank eingereicht.

Dabei hinterlässt der anhaltende Immobilienboom seine Spuren, denn wie Hagen betont, entwickelt sich der Hypothekenpfandbrief "mehr und mehr zum Hauptpfandbriefprodukt". So entfielen in diesem Jahr vom gesamten Absatz rund 37 Milliarden Euro auf Hypothekenpfandbriefe und 17 Milliarden Euro auf öffentliche Pfandbriefe. Diese haben allerdings den Absatz gegenüber dem Vorjahresvolumen mit damals 11,2 Milliarden Euro spürbar gesteigert. Der Pfandbriefumlauf ist per 30. September 2020 auf 373,7 Milliarden Euro gestiegen. Hiervon entfällt das Gros mit rund 245 Milliarden Euro auf Hypothekenpfandbriefe. Getragen von diesem neuerlichen Beweis von Stabilität und Solidität des Pfandbriefs sind die Verantwortlichen für die Zukunft optimistisch. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist davon auszugehen, dass die Neuemissionen sowie der Nettoabsatz wiederum auf Vorjahresniveau liegen werden", so der vdp-Präsident. Das hänge allerdings auch von der EZB ab. Denn wenn diese 2021 mit mehreren längerfristiger Refinanzierungsgeschäften, sogenannten TLTROs, die Banken stützen würde, würde das natürlich auch die Nachfrage nach Pfandbriefprodukten beeinflussen. Das nimmt Hagen aber noch so hin. Bei einem anderen Thema, an dem die EZB ebenfalls direkt beteiligt wird, wurde der Verbandspräsident dann aber viel emotionaler. "Die Kombination aus Dividendenverbot und Erhöhung der Bankenabgabe, wie sie sich abzeichnet, ist eine Giftmischung", fürchtet Hagen. Denn Banken brauchen Eigenkapital, um Kredite vergeben zu können. Für eben dieses Eigenkapital wollen Investoren allerdings eine Gegenleistung sehen, und zwar in Form von anständigen Dividenden. Hagen fordert daher ein Ende des pauschalen Dividendenverbots und stattdessen eine individuelle Regelung, je nach Solidität der Bank.

Auch bei einem zweiten Thema wurde der vdp-Präsident deutlich. Der Verband lehne eine Privilegierung grüner Anleihen ab. "Die Bankenaufsicht darf nicht zum Spielball der Politik werden", so Hagen. "Der Risikogehalt eines Kredits sollte nicht nach politischen Interessen bemessen werden." Damit hat er natürlich Recht. Und auch die Hoffnung von Jens Tolckmitt, dem Hauptgeschäftsführer des vdp, auf eine Anpassung der Basel III-Vorschriften, die ohne Überarbeitung zu einer spürbar höheren Eigenkapitalbelastung in Europa führen würde, hat ihre Berechtigung. Dem Pfandbrief dürfte aber all das relativ egal sein. Er bleibt ein Anker der Stabilität. P.O.

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