PSD Banken: Wachstumstreiber Plattformgeschäft

Als genossenschaftliche Direktbanken sind die PSD Banken in Sachen Digitalisierung immer vorne mit dabei. Das gilt auch für den Vertrieb von Baufinanzierungen über Plattformen. Rund ein Drittel des gesamten deutschen Baufinanzierungsneugeschäfts in Höhe von 3,01 Milliarden Euro im Jahr 2018 kommt mittlerweile über Interhyp und Europace - Tendenz steigend. Denn während das Neugeschäft sich insgesamt um 10,2 Prozent erhöhte, lagen die Wachstumsraten bei Interhyp (24,4 Prozent) und Europace (37,1 Prozent) noch deutlich darüber.

Diese Entwicklung betrachtet Dieter Jurgeit, der Vorstandsvorsitzende des Verbands der PSD Banken, mit Wohlgefallen, da das Geschäft über die Plattformen ein sehr gesundes sei. Denn hier gewinne man Kunden mit sehr guter Bonität - ganz anders als auf den Vergleichsplattformen im Konsumentenkreditgeschäft, wo die Ablehnungsquoten - etwa bei Check 24 - in der Spitze bei 60 bis 70 Prozent gelegen hätten, weshalb sich die Gruppe im Privatkreditgeschäft von den Plattformen zurückgezogen hat. Zum Baufinanzierungsgeschäft sagt Jurgeit: "Wir haben eins der besten Portfolien der Welt." Die Ausfallquote der letzten Jahre beziffert er auf 0,01 Prozent.

Dass das stark wachsende Plattformgeschäft im Provisionsergebnis der ehemaligen Post-, Spar- und Darlehenskassen ihre Spuren hinterlassen, macht Jurgeit keine Sorgen. Zwar sorgen die an die Portale zu zahlenden Provisionen regelmäßig dafür, dass das Provisionsgeschäft der 14 PSD Banken in etwa bei plus/minus Null ausgeht. Die Provisionen seien aber nur vorfinanziert und kommen durch die Zinseinnahmen aus dem über die Platt formen generierten Geschäft wieder herein. Der Zinsertrag aus der Baufinanzierung ist deshalb die Hauptertragsquelle der Banken.

Ärgerlich aus Sicht der Gruppe ist freilich etwas anderes: Bei Interhyp werden die Stellschrauben im Hintergrund so gesteuert, dass die ING als Eignerin der Plattform "den Rahm abschöpft", wie Jurgeit es formuliert. Zu diesen Stellschrauben zählen neben den Konditionen zum Beispiel Beleihungsausläufe oder Zuteilungszeiten. So kann es dazu kommen, dass eine Bank über Tage im Konditionenranking ganz oben steht und doch kein Geschäft vermittelt wird. Um diese Mechanismen genauer zu verstehen und ebenfalls die richtigen Schrauben drehen zu können, haben sich die PSD Banken inzwischen Know-how eingekauft - sprich Mitarbeiter von Interhyp gewonnen. Gleichzeitig hoffen sie auf die Plattform Baufinex von Schwäbisch Hall, bei der dann die Genossenschaftsorganisation an den Stellschrauben sitzt. 12 von insgesamt 14 PSD Banken gehören hier zu den "First Movern". In den ersten beiden Monaten haben sie Kreditvolumina von 20 Millionen Euro abgewickelt und der Plattform 61 Vermittler zugeführt.

Neben dem Baufinanzierungsgeschäft, so Jurgeit, wird zunehmend das eigene Immobiliengeschäft der Banken zum Ertragsstabilisator. Bereits vor etwa vier Jahren hat der Verband seinen Mitgliedsbanken Immobilieninvestments als Eigenanlage empfohlen. So haben die Institute mittlerweile Immobilienportfolios im Wert von 1,2 Milliarden Euro aufgebaut - mit einer Mindestverzinsung, die im Regelfall deutlich über zwei Prozent liegt. Die PSD Bank Karlsruhe ist sogar selbst als Bauträger im Wohnungsbau tätig. Die Immobilieninvestments machen Jurgeit auch mit Blick auf eine mögliche Blase keine Sorge. Zum einen werde dieses Thema immer wieder aufgebracht und dann doch wieder revidiert. Zum anderen sehen sich die PSD Banken in Sachen Risikobewertung mit an der Spitze: Gemeinsam mit Union Investment haben sie fünf Risikomodelle entwickelt, mit denen unterschiedliche Portfoliomodelle abgebildet werden können. Sie sollen demnächst allen Genossenschaftsbanken zur Verfügung stehen. sb

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