Real I.S. schwärmt von Australien

"Wir sehen das nicht so dramatisch", sagt Real-I.S-AG Vorstand Brigitte Walter. Was sie meint, sind die möglichen Folgen eines Brexits. "Wenn auch mit einer gewissen Vorsicht", schob sie noch nach. Am Ende zähle schließlich wieder der Sachwert. Für den Herbst erwartet Walter noch eine weitere konjunkturelle Delle. Kostenvorteile gäbe es allein schon durch den schwächeren Kurs des britischen Pfunds. Eine auffällig optimistische Ansicht im Vergleich zu vielen aktuellen Prognosen. Die 100-prozentige Bayern-LB-Tochter sieht weiter ein relativ stabiles konjunkturelles Umfeld. Sehr interessant ist der Vergleich der Situation in Großbritannien mit der fast in Vergessenheit geratenen Konstellation im Jahre 1998, auf die das Unternehmen bei einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main hinwies. Zu dieser Zeit stoppte eine Emerging-Market-Krise, initiiert aus den Ländern Brasilien und Russland in Verbindung mit der Pleite des Hedgefonds LTCM, die Erholung in den Industrieländern. Die Ölpreise gingen bis auf 10 US-Dollar pro Barrel zurück und führten zu Disinflationstendenzen. Die Kompression wurde temporär gestoppt. Ab 1999 setzte sich die Erholung fort. Diese Geschichte sollte offenbar den Optimismus untermauern, stellt jedoch eine völlig andere Situation dar: Russland und Brasilien standen weder in einem Witschafts- noch in einem Staatenbund mit Deutschland oder anderen EU-Ländern. Es handelte sich um eine reine Marktkrise. Hinzu kommt in der Brexit-Frage jedoch eine politische Komponente. Diese war vor 18 Jahren so nicht erkennbar.

Schaut man sich das Engagement des bayerischen Immobilienunternehmens selbst an, fällt auf, dass aktuell nur zwei Objekte auf der Insel gemanagt werden. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 64, in Frankreich 14 und in den Niederlanden 10. Folglich gehört Großbritannien ohnehin nicht zu den Topstandorten der Real I.S. Da wundert es nicht wirklich, wenn sich die Risiken für das Unternehmen subjektiv in Grenzen halten. Mit Blick auf die gemanagten Objekte der Münchener fällt noch etwas anderes auf: In Australien gibt es neun Objekte. Und der fünfte Kontinent steht auch weiter hoch im Kurs. Denn die Real I.S. bereitet den institutionellen Fonds Australien vor und plant die Zusammenstellung eines Immobilienportfolios aus den Städten Melbourne, Brisbane und Sydney mit unterschiedlichen Immobilientypen aus Einzelhandel, Logistik und Büro. Derzeit hat das Unternehmen in Australien mehr als 1,25 Milliarden Euro Assets under Management. Der australische Markt biete aktuell deutlich höhere Erträge als Europa, so Vorstandsvorsitzender Georg Jewgrafow. Es gebe viele gute Argumente, die für einen institutionellen Immobilienportfoliofonds in Australien sprechen, wie beispielsweise jenseits der Brexit-Unsicherheit zu investieren. Also doch kein allzu starker Optimismus? Was denn nun? dro

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