Renaissance der Förderbanken - auch dank des Immobiliengeschäfts

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

"Wir erleben eine Renaissance der Förderbanken", konstatierte Edith Weymayr, Vorstandsvorsitzende der L-Bank, im Gespräch mit der I & F-Schwesterpublikation "Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen" Mitte Mai dieses Jahres. Tatsächlich blühen die Förderbanken von Bund und Ländern dieser Tage geradezu auf, nachdem sie sich über Jahre doch in einer kleinen Sinnkrise befanden, die insbesondere von dem Dilemma geprägt war, die traditionell auf Zinsverbilligung basierenden Förderprogramme in einem chronischen Niedrigzinsumfeld massenhaft an die (End-)Kunden zu bringen.

Dabei speist sich die Renaissance interessanterweise längst nicht nur aus der Myriade an Corona-Hilfsprogrammen, die die Branche nach wie vor mit unermüdlichem Einsatz abarbeitet. Auch das originäre Fördergeschäft ist vielerorts kräftig auf dem Vormarsch, und die für Immobilienkunden bereitgestellten Mittel sind ein wichtiger Treiber dafür. Besonders eindrücklich sind die jüngsten Zahlen der KfW: Dort machten die Förderkredite für energieeffizientes Bauen und Sanieren im ersten Halbjahr 2021 mit 19,2 Milliarden Euro fast die Hälfte des gesamten Inlandsneugeschäfts (41,1 Milliarden Euro) aus. Vergangenes Jahr lagen die abgerufenen KfW-Kreditprogramme zur energetischen Sanierung von Gebäuden zum gleichen Zeitpunkt bei 12,7 Milliarden Euro, im Coronafreien Jahr 2019 gar nur bei 5,4 Milliarden Euro.

Ähnlich, wenngleich minder prägnant und mit etwas anderen Förderschwerpunkten, ist die Entwicklung beim Gros der Förderbanken der einzelnen Bundesländer. So auch beispielsweise im hohen Norden bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH): Das in Kiel beheimatete Institut stellte Immobilienkunden in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 515 Millionen Euro zur Verfügung, das entspricht bereits fast 80 beziehungsweise 60 Prozent der in den Gesamtjahren 2019 (665 Millionen Euro) und 2020 (856 Millionen Euro) ausgereichten Fördervolumina mit Immobilienbezug. Die Schwerpunkte lagen laut IB.SH-Vorstandsvorsitzendem Erk Westermann-Lammers auf dem (sozialen) Mietwohnungsbau und der Wohneigentumsförderung.

Unter dem Strich lassen die Zahlen von KfW, IB.SH und Co. den Schluss zu, dass erstens der Immobiliensektor einen bedeutenden und verlässlichen Beitrag für die konjunkturelle Erholung von der Pandemie leistet und zweitens, dass die Fördermöglichkeiten der öffentlichen Hand inzwischen offenbar doch so gut sind, dass sie in einem gar nochmals verschärften Niedrigzinsumfeld signifikant steigenden Absatz finden. Gerade im Kontext der Gebäudesanierung könnten wir uns dabei erst am Anfang einer langen Reihe von Rekordmeldungen der KfW befinden. Denn zum 1. Juli 2021 wurden mit der neuen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) die Förderungen der KfW und des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zusammengeführt und mit nochmals deutlich erhöhten Zuschüssen versehen - sowohl für Privatleute als auch professionelle Immobilienunter nehmen.

Es gibt allerdings einen kleinen Haken: Der bereits heute akute Mangel an Handwerkern gepaart mit den rasant steigenden Materialkosten könnten die auf der Finanzierungsseite nun scheinbar endlich in Bewegung kommende Klimawende im Gebäudesektor ernsthaft bedrohen. Einmal mehr rächt sich an dieser Stelle, dass ein übergeordneter Masterplan in der deutschen Wohnungspolitik nicht existiert. Soll heißen: Auf der einen Seite ist da die sicher begrüßenswerte Verbesserung der Förderinstrumente, auf der anderen werden die damit einhergehenden Implikationen, also ein erhöhter Bedarf an Fachkräften, schlicht nicht mitberücksichtigt. Gäbe es doch nur ein Ministerium, in dem alle relevanten Fäden zusammenliefen...

Philipp Hafner , Leitender Redakteur, Immobilien & Finanzierung , Helmut Richardi Verlag
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