Schwäbisch Hall: Spiegelbild der Branche

Quelle: Bausparkasse Schwäbisch Hall

Die Großwetterlage der deutschen Bausparkassen lässt sich nun bereits seit einigen Jahren trefflich mit der unter Meteorologen beliebten Phrase "heiter bis wolkig" umschreiben. Denn während einerseits der ungebrochene Run auf Immobilien für ein brummendes Baufinanzierungsgeschäft sorgt, wird andererseits wohl kaum ein Geschäftsmodell so stark von den anhaltend niedrigen Zinsen belastet wie das der Bausparkassen. Trotzdem scheint es auch im Kerngeschäft Bausparen nach einer kurzen Schwächephase mittlerweile wieder besser zu laufen. Noch sind die offiziellen Zahlen für das Bausparneugeschäft 2018 nicht verfügbar. Auf Anfrage von I & F bestätigte der Verband der Privaten Bausparkassen e.V. aber zumindest bereits, dass das neu abgeschlossene Bausparvolumen 2018 nach vorläufigen Informationen aus der Branche erstmals seit drei Jahren wieder gestiegen ist. Damit bewahrheitet sich einmal mehr, dass Totgesagte tatsächlich länger leben. Denn allen Unkenrufen zum Trotz lassen sich die Deutschen auch in einem scheinbar dauerhaft bei nahe Null fixierten Zinsumfeld von den Vorzügen und der Notwendigkeit des Bausparens überzeugen.

Relativ gut nachvollziehen lässt sich die allgemeine Branchenentwicklung dabei am Zahlenwerk des Marktführers aus Schwäbisch Hall. So konnte das genossenschaftliche Spezialinstitut beim Bausparen nach zwei leicht rückläufigen Jahrgängen für 2018 wieder ein Wachstum vermelden: Von 28,0 auf 29,7 Milliarden Euro (plus 6,3 Prozent) stieg das Volumen bei den neu abgeschlossenen Bausparverträgen in Deutschland. Damit haben sich die Haller einmal mehr das mit Abstand größte Kuchenstück gesichert, der Anteil am Gesamtvolumen der Branche liegt laut Unternehmensangaben erneut bei über 30 Prozent. Die insgesamt von der Bausparkasse verwaltete Bausparsumme stieg auf rund 306 (2017: 299) Milliarden Euro und somit den höchsten Wert seit der Unternehmensgründung. Weniger überraschend fand das Wachstum im zweiten Kerngeschäftsfeld Baufinanzierung eine Fortsetzung. Hier verbuchte Schwäbisch Hall 2018 ein zum Vorjahr um 3,6 Prozent auf 15,1 Milliarden Euro gestiegenes Neugeschäft. Das Institut zählt sich hier inzwischen neben ING und der Commerzbank zu den drei größten Playern in Deutschland und will diese starke Position weiter ausbauen. Die Grundvoraussetzung dafür wird nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden Reinhard Klein auch künftig in der engen Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken liegen. Soweit also der "heitere" Teil des Wetterberichts.

Als "anhaltend wolkig" lässt sich derweil - und auch das entspricht ganz dem Branchentrend - die Ergebnisrechnung umschreiben. Mit 295 Millionen Euro vor Steuern (inklusive Tochterunternehmen) hat Schwäbisch Hall im zurückliegenden Jahr 11,7 Prozent weniger verdient als 2017. Zurückzuführen ist dies im Wesentlichen auf die weiter abschmelzende Hauptertragsquelle: Der Zinsüberschuss sank infolge des anhaltenden Niedrigzinsumfelds um 8,0 Prozent auf 766 Millionen Euro. Der Ergebnisrückgang ist zweifellos schmerzhaft, er wäre wohlgemerkt aber noch deutlich höher ausgefallen, hätte Schwäbisch Hall in weiser Voraussicht nicht bereits frühzeitig wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen. Mithilfe des kurz nach Kleins Amtsantritt 2014 implementierten Programms bestehend aus Kosten-, Ertrags- und Produktkomponenten können seinen Angaben zufolge jährlich rund 300 Millionen Euro in der GuV gehoben werden.

Bei den Weichenstellungen für die Zukunft kommt das Institut unterdessen gut voran. Im Rahmen der Umstellung auf das gemeinsam mit Wüstenrot und BHW entwickelte neue Kernbankensystem konnte Anfang März ein erster wichtiger Meilenstein erreicht werden: Seitdem laufen darüber nun die Kreditneuanträge. Gelungen ist auch der Start des digitalen Marktplatzes Baufinex. Ende Februar, also nur wenige Monate nach der Gründung, betrug das über Baufinex eingereichte Baufinanzierungsvolumen bereits 200 Millionen Euro. Und last, but not least: Voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2019 steht die Emission des ersten Pfandbriefs an. Damit schaffen sich die Haller ein wichtiges zweites Standbein in der Refinanzierung, das die Basis für weiteres Wachstum im Baufinanzierungsgeschäft bildet. Klein blickt deshalb zu Recht optimistisch in die Zukunft: "Mit unserer Strategie und im Schulterschluss mit den genossenschaftlichen Banken sind wir sehr gut aufgestellt, um die Wachstumschancen zu nutzen." ph

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