Vonovia: Sind aller guten Dinge drei?

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Wachstum durch Übernahme - gerade im Bereich der Immobilien-AGs hat diese Strategie in den vergangenen Jahren einen ziemlich hohen Stellenwert eingenommen. Denn signifikantes Wachstum allein auf Basis von Neubauten oder Portfoliozukäufen ist inzwischen nahezu unmöglich, nicht zuletzt deshalb, weil anno 2021 auch der letzte Bürgermeister erkannt hat, dass ein kommunaler Immobilienbestand ein wichtiges strategisches Asset ist. Umso beachtenswerter erscheint es da, dass zuletzt doch etwas Sand in dieses "Immobilien-Fusionsgetriebe" gekommen ist. So scheiterte 2020 unter anderem die LEG mit der Übernahme des kleineren Rivalen TAG, ebenso misslang es dem US-Investor Starwood Capital, sich die österreichische CA Immo einzuverleiben. Im Juni dieses Jahres musste dann die Immofinanz ihre Schlappe im Kampf um die S Immo eingestehen und - quasi als "Höhepunkt" erlitt nun auch noch die Vonovia überraschend Schiffbruch bei dem Versuch, den Dax-Konkurrenten Deutsche Wohnen zu übernehmen. Einmal mehr erwiesen sich dabei die Aktionäre als Spielverderber. So konnten die Bochumer mit ihrem Angebot in Höhe von 52 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie zum Ende der Annahmefrist am 21. Juli 2021 nur 47,62 Prozent überzeugen - die notwendige Zustimmungsquote hatte bei 50 Prozent gelegen.

Vonovia schob den schwarzen Peter denn auch umgehend den Hedgefonds zu, die sich in den vergangenen Wochen - wie so oft bei derartigen Übernahmeprojekten - massiv bei der Deutschen Wohnen eingekauft hatten. Auf knapp ein Drittel sollen sie ihren Anteil zuletzt erhöht und zugleich darauf spekuliert haben, dass die Übernahme durchgeht, sie aber im Rahmen einer späteren Abfindung noch mehr Geld bekämen. Ein Risiko, dass die Beteiligten - insbesondere die fürstlich vergüteten Investmentbanker - vorab offensichtlich unterschätzt haben.

Kein gutes Licht wirft der gescheiterte Deal auch auf Rolf Buch, der an dieser Stelle nun bereits zum dritten Mal nicht zum Zuge kam. Doch anstatt das Thema endgültig ad acta zu legen, hielt sich der Vonovia-CEO direkt im Anschluss das Hintertürchen für einen vierten (oder fünften?) Anlauf offen: "Wir werden die möglichen Optionen, wie zum Beispiel einen Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen, ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien nun sorgfältig prüfen."

Die Synergieeffekte, die sich die beiden Unternehmen von der Fusion versprechen, müssen wirklich enorm sein. Dabei fällt es gerade im vorliegenden Fall schwer zu glauben, dass diese beiden vor Kraft strotzenden Dax-Giganten, die bei Umsatz und Gewinn selbst in Pandemie-Zeiten von Rekord zu Rekord eilten, nicht auch in Zukunft bestens auf sich allein gestellt zurechtkommen sollten. Denn bei allen Argumenten für Konsolidierung sei auch daran erinnert: "Konkurrenz belebt das Geschäft!" ph

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