Vonovia: Hartnäckig

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Braucht Bundesdeutschland einen Wohnungsriesen? Geht es nach Vonovia-Chef Rolf Buch, heißt die Antwort Ja. "Der Erfolg unseres Angebots liegt im Interesse der gesamten Bundesrepublik Deutschland", sagte er selbstbewusst bei der Präsentation der Halbjahreszahlen, als er auch den neuerlichen Vorstoß, die Berliner Konkurrenz Deutsche Wohnen zu übernehmen, erklärt. Eine Begründung lieferte der Manager gleich mit: "Wohnungsunternehmen eignen sich nicht für kurzfristige Spekulationen. Die Bäume wachsen nicht kurzfristig in den Himmel, Bäume wachsen langsam, aber stetig". Genau das scheint aber das Problem bei der Übernahme. Rund 30 Prozent der Deutsche Wohnen hat sich die Vonovia schon über den Markt zusammengekauft. Allerdings liegen rund 50 Prozent in den Händen von Hedgefonds. Daran scheiterte die Vonovia schon beim jüngsten Versuch vor wenigen Wochen, als der Preis von 52 Euro je Aktie als zu niedrig empfunden wurde. Ob sich diese Aktionäre nun von der Erhöhung des Angebotspreises auf 53 Euro, die "deutliche Verstärkung auf der Bankenseite" oder gar den Drohungen Buchs zum Einlenken bewegen lassen, ist fraglich. Denn das Geschäft der Spekulanten ist ein Geschäft frei von Emotionen, in dem es nur um den maximalen Gewinn geht. Und da geht noch mehr als 53 Euro, glauben einige bis viele.

Apropos Drohungen: Es klingt schon beeindruckend, wenn Buch betont, dass dieser 3. der letzte Versuch sei, die Deutsche Wohnen zu übernehmen. "Wir haben uns verpflichtet, kein neues Übernahmeangebot zu machen und auch keine weiteren Aktien im Markt zu kaufen. Entweder es klappt jetzt oder es klappt nicht. Man kann auch mit 30 Prozent der Aktien gut und lange leben", so der Vonovia-Chef in Richtung der aufmüpfigen Aktionäre. Natürlich wird es so schnell kein neues Angebot mehr geben. Denn schon dieser dritte Versuch ist eine Ausnahme und konnte nur durch Zustimmung sowohl des Deutsche-Wohnen-Managements als auch der BaFin zustande kommen. Üblicherweise gilt nach einem gescheiterten Übernahmeversuch eine Frist von 12 Monaten, in der kein neuer Versuch unternommen werden darf. Was in zwölf Monaten sein wird, ließ Buch dann auch ein bisschen offen.

Denn das Zielbild ist schon sehr verlockend: Mit einem Börsenwert von rund 48 Milliarden Euro und gemeinsam rund 550 000 Wohnungen im Bestand entstünde durch den rund 18 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss ein Gigant. Und viele andere Möglichkeit extern zu wachsen gibt es im deutschen Markt auch nicht mehr. Im Gegenteil: Konkurrenten wie die LEG schielen darauf, dass das eine oder andere Portfolio nach erfolgreicher Übernahme abgegeben würde. Er wisse natürlich nicht, ob die Wohnungen tatsächlich auf den Markt kommen werden. "Aber unser Interesse wäre natürlich da", unterstrich LEG-Chef Lars von Lackum.

Aber braucht die Bundesrepublik wirklich einen Wohnungsriesen? Vermutlich nicht. Monopole haben sich selten als positiv für die weitere Entwicklung einer Branche herausgestellt. Vielmehr sorgen doch gerade die täglichen Reibereien mit erfolgreichen Konkurrenten für Fortschritt und Investitionen. Und es ist zumindest fraglich, ob ein Riese für mehr neuen Wohnraum sorgen kann als ganz viele kleinere Unternehmen, lokal verankert, mit kurzen Wegen zu Behörden und Kommunalpolitikern. Nein, die Bundesrepublik braucht diese Fusion nicht unbedingt. Die Vonovia braucht sie, um ihre Erfolgs- und Wachstumsstory weiterschreiben zu können. Und das geht nicht ohne externes Wachstum. Auch wenn die Zahlen zum Halbjahr einmal mehr überzeugend waren. Aber große Sprünge gibt es nur durch Übernahmen. Das erklärt vielleicht auch ein bisschen die Hartnäckigkeit, mit der Vonovia und Deutsche Wohnen am Zusammenschluss arbeiten. P.O.

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