Vonovia auf der Welle

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für die Wohnungswirtschaft? Bislang nur sehr geringe kann man zur Mitte des Jahres feststellen. Die Mietrückstände betroffener Verbraucher sind nach wie vor sehr gering, die Nachfrage nach Wohnraum bleibt hoch, die Behörden kommen der Nachfrage endlich besser hinterher, es wurden von Januar bis Mai 142 380 Baugenehmigungen erteilt, und damit 4,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und die Preise und Mieten sind noch nicht spürbar gesunken.

Entsprechend unbeeindruckt vom allgemeinen Umfeld präsentiert sich auch Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia, der aktuell rund 415 000 Wohnungen im eigenen Bestand hat, davon knapp 355 000 in Deutschland. Das operative Ergebnis (FFO) legte per 30. Juni im Vergleich zur Vorjahresperiode um satte elf Prozent auf 676,3 Millionen Euro zu. Das bereinigte EBITDA Total stieg von 872,8 Millionen Euro um 8,0 Prozent auf 942,2 Millionen an. Ein Treiber für die gute Entwicklung war die erstmalige Konsolidierung des Ende vergangenen Jahres übernommenen schwedischen Wohnungsunternehmens Hembla, die Erstkonsolidierung des vor allem im Rhein-Main-Gebiet tätigen Projektentwicklers Bien-Ries im zweiten Quartal 2020 sowie der Bau und die Modernisierung von Wohnungen. Die gesamten Mieteinnahmen des Dax-Konzerns stiegen um 12 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro. Hier entfielen vom Zuwachs in Höhe von 118 Millionen Euro alleine 89 Millionen auf Hembla. Der Leerstand lag per 30. Juni mit 2,8 Prozent sogar noch unter dem Vorjahreswert von 2,9 Prozent. Entsprechend zufrieden zeigte sich Vorstandschef Rolf Buch: "Wir sind bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. Wir haben alle gesetzten Ziele im ersten Halbjahr erreicht und stehen weiter stabil da."

Bremsspuren hat die Corona-Pandemie allerdings bei der Bautätigkeit der Vonovia hinterlassen. So wurden im ersten Halbjahr lediglich 617 Wohnungen fertiggestellt, und damit 200 weniger als im Vorjahreszeitraum. Darüber hinaus wurden 7 000 Wohnungen altersgerecht modernisiert und weitere 5 000 Einheiten energetisch saniert. Buch betonte zwar, dass die Projekte jetzt wieder Fahrt aufnähmen und dass an den Zielen für das laufende Jahr festgehalten werde. Das wirkt allerdings ambitioniert. Sollen doch insgesamt mehr als 1 600 neue Wohnungen fertiggestellt werden, 13 000 Einheiten altersgerecht umgebaut und 11 000 energetisch saniert werden. Und man darf davon ausgehen, dass sich die Folgen der Corona-Krise noch bemerkbar machen werden, auch für die Wohnungswirtschaft. Die wirtschaftlichen Erfolge stimmen bei Vonovia aber, und so wird sicherlich auch das ausgegebene Jahresziel für den Group FFO zwischen 1 275 Millionen Euro und 1 325 Millionen Euro erreicht werden. Die Börse honoriert das mit einem Rekordhoch der Aktie des Dax-Konzerns, der seit der Erstnotiz, damals noch als Deutsche Annington, um das Dreieinhalbfache gestiegen ist. P.O.

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