Die Zukunft des Baukreditgeschäfts

Michael Lorenz
Quelle: Baufi 24

Die Corona-Pandemie trifft auch das Finanzgeschäft, vor allem die Privatbanken. Pro Kunde konnte im Jahr 2020 ein durchschnittlicher Gewinn von lediglich 172 Euro erzielt werden - das Beratungsunternehmen PwC prognostiziert daher die Schließung von rund 40 Prozent aller Filialen bis 2023. Die Helaba Resarch & Advisory sagt voraus, dass in Frankfurt am Main bis Ende des Jahres 2023 rund fünf Prozent weniger Menschen in den Banken arbeiten werden.

Gleichzeitig ist die Baufinanzierung auf Rekordkurs. Im neuen Jahrtausend hat das Baufinanzierungsgeschäft noch nie das Jahresvolumen von 2020 erreicht: 273 Milliarden Euro. Dieser Boom werde durch Covid-19 befeuert, fasste PwC in einer anderen Studie vom April 2021 zusammen. Die Baufinanzierung machte im vergangenen Jahr satte 43,1 Prozent des gesamten Kreditvolumens deutscher Banken aus und brachte 17,8 Prozent der Zinserträge ein.

Wer heute einen Kredit aufnimmt, verlässt sich weniger auf Berater als auf die transparenten Vergleichsmöglichkeiten des Internets. Das schlägt sich in den Zahlen nieder, denn die Kreditbestände der Privatbanken stiegen nur um 5,9 Prozent, während die Hypobanken um 9,2 Prozent und die Versicherungen um 7,7 Prozent zulegten. Während der Corona-Krise hat laut dem Pace Pulse Report von FIS rund ein Drittel der Deutschen die Interaktion mit den Banken verändert. Statt Beratungen in der Filiale vor Ort, setzten sie auf E-Mails und Telefonate.

Privatbanken und Sparkassen können die Bedürfnisse der potenziellen Käufer nicht mehr erfüllen, sie sind nicht länger die erste Anlaufstelle. Stattdessen recherchieren Kunden vorab auf den guten, nutzerfreundlichen und transparenten Vergleichs- und Vermittlungsportalen. Auch wenn dieser Trend wohl anhalten wird und die Vermittler eine immer wichtigere Rolle spielen, muss das für eine Karriere in der Baufinanzierung nicht von Nachteil sein. Es sind deutlich flexiblere Arbeitsmodelle möglich. Das kann die Arbeit bei einem Fintech sein, das digitale Technologien für die Vergabe und Bearbeitung von Krediten entwickelt. Oder in der Beratung von Kunden aus dem Homeoffice heraus, die auch weiterhin gefragt sein wird. Denn die meisten Menschen nehmen in ihrem Leben nur einen einzigen Kredit auf - und hier werden sie trotz eigener Recherche weiterhin auf vertrauensvolle Ansprechpartner setzen.

Die Arbeit im Kreditgeschäft befindet sich also in einem Wandel - die Pandemie hat die Entwicklung hin zu mehr Digitalisierung zusätzlich beschleunigt. Das eröffnet viele neue und flexible Arbeitsmodelle sowie Jobprofile. Doch die persönliche Beratung und Unterstützung von Menschen bei der Realisierung ihrer Lebensträume wird auch weiterhin der Kern der Arbeit in der Baufinanzierung bleiben.

Michael Lorenz, Mitglied des Vorstands, Baufi24 Baufinanzierung AG, Hamburg

Michael Lorenz , Mitglied des Vorstands , Baufi24 Baufinanzierung AG
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