Schuldscheindarlehen

Kreditplattform "CMFF" vergibt Darlehen direkt an institutionelle Investoren

Abbildung 1: Schuldscheindarlehen

Auf dem Kommunikationsnetzwerk "CMFF" werden Informationen zu einzelnen Kreditnachfragen zwischen potenziellen Darlehensnehmern und Kreditgebern ausgetauscht. Der von institutionellen Investoren bereitgestellte Kredit folgt dabei der Form eines deutschen Schuldschein-Darlehensvertrages. Nur institutionelle Investoren erhalten Zugang zu der Plattform. Je nach Bekanntheit des Darlehensnehmers oder des zugrundeliegenden Portfolios, Größenordnung der Transaktion und vorhandenem Datenmaterial bestimmt sich die Transaktionsdauer bei den Schuldscheindarlehen. Die Mindestgröße bei immobilienbesicherten Schuldscheindarlehen beträgt 30 Millionen Euro. Red.

Innovation gibt es in verschiedenen Formen: als neues Produktdesign, als Verbesserung eines bestehenden Produktes oder als komplett neues Produkt, das bisher unbefriedigte Bedürfnisse erfüllen kann. Nach der Finanzkrise im Jahre 2008 gab es Anlass, die Kreditvergabe und den Transaktionsprozess insbesondere bei Immobilienkrediten zu überdenken. Die deutsche K-Bonds AG hat diesen Prozess mit ihrer Kreditplattform "CMFF" komplett neu strukturiert; die Innovation besteht in dem Zugang zu neuen Finanzierungsquellen außerhalb des traditionellen Bankenmarktes.

Die Fach- und Führungskräfte hinter der K-Bonds AG, die bereits lange zuvor im Kreditgeschäft tätig waren, sahen den Niedergang der Kreditvergabe mit der Finanzkrise im Jahre 2008 kommen. Die Verbriefung von Krediten, die Banken ausgelegt hatten, war die Methode der Wahl, um das Kontrahentenausfallrisiko von Banken auf andere Investoren zu verlagern. Banken emittierten Wertpapiere an Investoren, bei denen der Emissionspreis den Nominalwert der Kredite darstellte, die mit den Wertpapieren übertragen wurden. Diese Risikoübertragung ermöglichte Banken in immer größer werdendem Umfang, Kredite an ihre Kunden auszureichen.

Die Verbriefung stoppte jäh mit dem Zusammenbruch des Bankhauses Lehman Brothers. Zumindest im kontinentaleuropäischen Markt fehlte anschließend das Vertrauen von Investoren in die Fähigkeit von Banken, Kreditrisiken adäquat einzuschätzen und zu bewerten. Ohne die Möglichkeit zum Ausplatzieren von Bankkrediten litt die Liquidität der Geschäftsbanken.

Finanzkrise führte zu restriktiver Kreditvergabe

Zusätzlich führten Abschreibungen und Rückstellungen in Bankbilanzen dazu, dass die Banken zunächst ausschließlich damit beschäftigt waren, ihr Eigenkapital durch externe Liquidität zu erhöhen, um eine adäquate Kapitalausstattung herzustellen, die geeignet erschien, weitere Ausfallrisiken stemmen zu können. Für Bankkunden ging dies mit einem Rückgang der Kreditvergabe einher. Gleichzeitig wurde die Kreditvergabe allgemein restriktiver gehandhabt.

Diese Situation hat sich leicht verbessert in denjenigen Ländern, die sich als widerstandsfähig gegen die Schockwellen des Finanz-Tsunamis 2008 erwiesen, wie beispielsweise Deutschland; sie hat sich wesentlich verschlechtert in anderen Ländern, in denen große Haushaltsdefizite mit Ausfällen von Staatsschulden zusammentrafen, wie beispielsweise in Griechenland und Italien. Die widerstandsfähigen Unternehmen lösten einige Probleme der fehlenden Kreditmittel durch harte Sparmaßnahmen und reduzierte Gesellschafter-Ausschüttungen. Dies führte zu einer Erhöhung der Innenfinanzierung von Unternehmen. Insbesondere in Deutschland kann man bei den mittelständischen Unternehmen einen Anstieg der Eigenkapitalquote seit 2008 um mehr als 15 Prozentpunkte feststellen.

In Zeiten überbordender Haushaltsdefizite europäischer Staaten, die deren Fähigkeiten zur Rückzahlung ihrer Staatsschulden beeinträchtigten, griff die europäische Zentralbank mit ihrem Anleihen-Ankaufprogramm in den Kapitalmarkt ein. Indem sie europäischen Kreditinstituten die entsprechenden Staatsanleihen notleidender Schuldner abkaufte, erhoffte sie sich, dass die so von Altlasten befreiten Kreditinstitute in ihren jeweiligen Märkten neue Kredite vergaben. Eine erhöhte Kreditvergabe sollte das Wachstum in diesen Ländern ankurbeln, um damit sowohl die Inflation als auch die Steuereinnahmen ansteigen zu lassen.

Unabhängig davon, ob die gewünschten Effekte hätten eintreten können oder die Inflationsziele erreicht wurden, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt feststellen, dass in einer Reihe europäischer Länder zum jetzigen Zeitpunkt institutionelle Investoren wie beispielsweise Versicherungen, Pensions- und Versorgungseinrichtungen nicht mehr in der Lage sind, geeignete Investitionen zu finden, um ihren Verpflichtungen gegenüber den Versicherten beziehungsweise den Begünstigten ihrer Einrichtungen adäquat nachzukommen.

CMFF als Plattform zum Informationsaustausch

CMFF wurde als Kommunikationsnetzwerk seit dem Jahr 2008 aufgebaut. Auf ihm werden zwischen potentiellen Darlehensnehmern und Kreditgebern Informationen zu einzelnen Kreditnachfragen ausgetauscht. Das CMFF-Team stellt dabei die Qualität und Konsistenz der vorhandenen Informationen und Daten sicher, erarbeitet Finanzmodelle, steuert externe Prüfungen und Bewertungen und wickelt die Transaktion schlussendlich ab, wenn sich auf der Basis von Angebot und Nachfrage ein Kredit-Engagement darstellen lässt. Auf diese Weise wurden in den Jahren von 2012 bis Ende 2015 nahezu 300 Millionen Euro an immobilienbesicherten Darlehen direkt von institutionellen Investoren bereitgestellt.

Die Funktionsweise der Plattform kann am besten anhand der Vertragskonstellation und des Transaktionsprozesses beschrieben werden:

Schuldscheine: Der von institutionellen Investoren bereitgestellte Kredit folgt der Form eines deutschen Schuldschein-Darlehensvertrages. Dieser Darlehensvertrag wurde angepasst, um den Anforderungen von institutionellen Investoren, die der Aufsicht unterliegen, zu genügen. Dabei wurde auf einfache Ausgestaltung und Wiedergabe in englischer Sprache Wert gelegt, um auch ausländische institutionelle Investoren für die Projekte ansprechen zu können. Die Kreditvergabe erfolgt über eine Zahlstelle, deren Prozesse ebenfalls in dem Vertragswerk abzubilden waren.

Die einzelnen Schritte bei Vertragsabschluss stellen sich wie folgt dar: Sobald eine Kreditnachfrage nach Justierung der jeweiligen Konditionen - Laufzeit, Zinssatz, Tilgung - eine genügende Anzahl von interessierten Investoren erreicht hat, so dass auf der Basis ihrer Zeichnungsscheine ein entsprechendes Darlehen ausgereicht werden kann, teilt die Zahlstelle den interessierten Investoren den Abschluss eines zukünftigen Kreditvertrages mit - und zwar mittels einer Geschäftsbestätigung. Hiermit steht für die interessierten Investoren der jeweilige Auszahlungstag fest.

Prüfung der Auszahlungsvoraussetzungen

Die Zahlstelle gibt ihnen auf, zwei Bankarbeitstage vor dem Auszahlungstag die der jeweiligen Beteiligung entsprechende Summe auf das Treuhandkonto der Zahlstelle einzuzahlen. Zwischen der Geschäftsbestätigung und dem Auszahlungstag stellt das CMFF-Team sicher, dass der Kreditnehmer sämtliche Auszahlungsvoraussetzungen erfüllt. Sobald die Darlehensgeber den vollen Kreditbetrag auf dem Treuhandkonto der Zahlstelle angeschafft haben und sämtliche Auszahlungsvoraussetzungen erfüllt sind, wird der Kredit an den Kreditnehmer ausgereicht und sämtliche Ansprüche daraus auf die institutionellen Investoren übertragen. (Siehe Abbildung 1).

Die Treuhandstruktur wird lediglich bei immobilienbesicherten Schuldscheindarlehen angewandt. Der Treuhänder 1 bestellt zu Beginn die entsprechenden Grundpfandrechte und überträgt diese anschließend auf die einzelnen Investoren und verwahrt eventuell ausgestellte Grundschuldbriefe als Besitzmittler für diese. Der Treuhänder 2 verwaltet die übrigen Sicherheiten; seine primäre Aufgabe besteht in der Überwachung der eingerichteten Wasserfallkonten, der halbjährlichen Be-richte an die Investoren sowie der Finanzkennzahlen.

Bei Schuldscheindarlehen an Unternehmen, die nicht mit Immobilien besichert sind, kann auf die Treuhänder verzichtet werden, soweit anderweitig die fortlaufende Überwachung und das Monitoring sichergestellt ist - beispielsweise durch laufende Ratingverfahren.

Zwischen Vorlage und Sichtung der einzelnen Kreditnachfrage und der Platzierung eines entsprechend maßgeschneiderten Darlehens im Kapitalmarkt geht das Projekt durch die nachfolgend graphisch dargestellten einzelnen Phasen: (siehe Abbildung 2).

Der Informationsaustausch erfolgt auf zwei Wegen: Zu dem jeweiligen Projekt, das nach einer ersten Sichtung und Überprüfung auf die Plattform eingestellt wurde, existiert ein Datenraum, der registrierten Nutzern zugänglich ist. Hier werden während der Dauer des Projektes die vorhandenen Daten bereitgestellt und aktualisiert. Die Aktualisierung erfolgt im Wesentlichen nach Prüfungshandlungen beziehungsweise Bewertungen oder Rückmeldungen von interessierten institutionellen Investoren, die mit Preisindikationen verbunden sind.

Gleichzeitig haben die registrierten Nutzer die Möglichkeit, über die jeweiligen Eingabemasken weitere Fragen an die andere Seite zu stellen. Je nach Bekanntheit des Darlehensnehmers oder des zugrunde liegenden Portfolios, Größenordnung der Transaktion und vorhandenem Datenmaterial bestimmt sich die Transaktionsdauer.

Sekundärmarkt stellt sich ad hoc dar

Bei Schuldscheindarlehen börsennotierter Unternehmen, die in der zweiten Jahreshälfte ebenfalls über die Plattform abgewickelt werden sollen, kann die Transaktion innerhalb von Tagen abgewickelt werden. Bisher eher ad hoc stellt sich der Sekundärmarkt dar. In der Regel erwerben institutionelle Investoren die jeweiligen Tranchen des Schuldscheindarlehens, um sie bis zur Endfälligkeit zu halten. Der wesentliche Unterschied der Kommunikationsnetzwerkes "CMFF" besteht darin, dass nur institutionelle Investoren Zugang zu ihr erhalten. Darüber hinaus ist von Bedeutung, dass CMFF unter keinen Umständen Kreditentscheidungen der registrierten Nutzer vorwegnimmt oder fällt. Kreditentscheidungen können ausschließlich von registrierten Nutzern auf der Kreditgeberseite getroffen werden.

Jedes einzelne Kreditangebot wird getrennt aufbereitet und zur Prüfung angeboten. Es findet keine Vermischung verschiedener Kredite statt. An einem einzelnen Kredit können sich mehrere Kreditgeber in den jeweiligen Tranchen beteiligen. Die Mindestgröße bei immobilienbesicherten Schuldscheindarlehen beträgt 30 Millionen Euro.

Der Autor Dr. Hans-Günther Nordhues Chief Executive Officer, K-Bonds AG, Frankfurt am Main

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