Frauenquote in DAX-Aufsichtsräten auf Rekordniveau

Deutsche Börse Frankfurt; Quelle: Deutsche Börse AG

Die Aufsichtsräte der 40 grössten deutschen börsennotierten Unternehmen sind so vielfältig besetzt wie nie zuvor: Der Frauenanteil im DAX 40 erreicht mit 35,1 Prozent  einen neuen historischen Höchstwert (Aktionärsvertreterseite). Es ist der höchste Anstieg innerhalb eines Jahres (+2,4 Prozentpunkte) seit 2018. Nimmt man die Arbeitnehmervertreterinnen hinzu, ist der Anteil auf aktuell 37,1 Prozent gestiegen. Das zeigt die jährliche Analyse der DAX-Aufsichtsräte durch die Personalberatung Russell Reynolds Associates.

Der DAX hat damit den Rückgang beim Frauenanteil in Aufsichtsräten nach der Aufstockung auf 40 Unternehmen im letzten Jahr mehr als wettgemacht. Mittlerweile besteht bei sieben der 40 Unternehmen der Aufsichtsrat zu 50 und mehr Prozent aus Frauen, vor einem Jahr war das nur bei drei der Fall. Bei weiteren neun Unternehmen liegt der Frauenanteil bei 40 Prozent oder mehr. Mit Porsche, Siemens Healthineers und Linde bleiben nur noch drei Unternehmen unter dem geforderten Wert von 30 Prozent.
Auch in die Machtverteilung innerhalb der Aufsichtsräte ist Bewegung gekommen: Erstmals sind 10 Prozent der Aufsichtsratsvorsitzenden weiblich. Und bei 17 Prozent der Ausschüsse haben jetzt Frauen den Vorsitz (Vorjahr: 13 Prozent); beides sind neue Höchstwerte.

„Die zum Teil mühsame gesellschaftliche Debatte um mehr Vielfalt und Gleichberechtigung in Unternehmen hat sich gelohnt und trägt Früchte: Die DAX-Aufsichtsräte sind so vielfältig besetzt wie nie zuvor, und die Entwicklung zu mehr Diversität geht weiter. Allmählich zeigt sich die Signal- und Vorbildfunktion der Aufsichtsräte für das Top-Management, wo die Entwicklung zu mehr Vielfalt ebenfalls weiter voranschreitet und sich auf den darunter liegenden Führungsebenen fortsetzt. Die Aufsichts- und Führungskultur in den DAX-Unternehmen erlebt ihre bisher tiefgreifendste Transformation. Trotz aller Herausforderungen in der Umsetzung werden die Kontrollgremien und Vorstände letztlich gestärkt daraus hervorgehen“, sagt Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board Practice von Russell Reynolds Associates.

Aber nicht nur der Frauenanteil im DAX erreicht einen Höchststand, die deutschen Aufsichtsräte sind auch so international besetzt wie nie zuvor: 36 Prozent der Mitglieder der DAX 40-Aufsichtsräte kommen aus dem Ausland. Gleichzeitig sind die DAX-Aufsichtsräte durchlässiger, dynamischer und weniger verflochten. Der Anteil der Aufsichtsräte mit Mehrfachmandaten (früher ein typisches Merkmal der sogenannten Deutschland AG) erreicht mit 10 Prozent seinen bisher niedrigsten Stand. Außerdem sind die Amtszeiten, für die die neuen Aufsichtsräte in diesem Jahr gewählt wurden, mit durchschnittlich 3,2 Jahren rund ein Viertel kürzer als der langjährige Mittelwert und damit so kurz wie nie zuvor. „Durch kürzere Amtszeiten können Aufsichtsräte schneller neu besetzt werden und agiler arbeiten“, sagt Dr. Thomas Tomkos, Leiter der Deutschen Board Practice von Russell Reynolds Associates. „Unternehmen müssen in immer kürzeren Abständen auf Veränderungen reagieren. Die Anforderungen an eine effektive Aufsicht wandeln sich auch immer schneller. Und Nachhaltigkeitskompetenz ist gefragter denn je. Dem tragen die Aufsichtsräte nun zunehmend Rechnung: Mehrfachmandate gehen stark zurück. Aufsichtsräte müssen schnell Wirkung entfalten. Und sie müssen Nachhaltigkeit von vornherein mitdenken können, oder in Ausschüssen verankern“, so Tomkos.

Nachhaltigkeit hat in ihrer Bedeutung im letzten Jahr in den DAX-Aufsichtsräten eine neue Dimension angenommen: Die Anzahl der Aufsichtsgremien mit einem Ausschuss für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) hat sich gegenüber dem Vorjahr verdreifacht; ein Drittel der DAX-Unternehmen hat jetzt einen ESG-Ausschuss. Zudem haben 15 der 40 DAX-Unternehmen (37 Prozent) ein Aufsichtsratsmitglied mit ausgewiesener Expertise in Nachhaltigkeit an Bord, davon sind 87 Prozent weiblich.

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