NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT SHELTER WINERY

SHELTER WINERY

Wie Hans-Bert Espe (Jahrgang 1972) aus Osterode und Silke Wolf (Jahrgang 1971) aus Paderborn Winzer wurden, lässt sich nur schwer in ein paar Zeilen erzählen. Im Jahr 2003 haben sie im Südbadischen aus dem Nichts ein Weingut geschaffen und das innerhalb von acht Jahren so weit gebracht, dass sie einen in Deutschland einzigartigen Keller errichten konnten. Unbelastet von jeglicher Tradition erkannten sie, dass man als Winzer fröhlich improvisieren kann, ohne Nachteile für die Qualität im Glas befürchten zu müssen. Die Traktorarbeit wurde an einen sehr fähigen Subunternehmer delegiert und im Keller kam ein Gabelstapler zum Einsatz, der die Weine durch Falldruck bewegt, was Filter oder Pumpen erspart. Wer diesen Weg konsequent gehen will oder muss, braucht vor allem ein klares Denken und eine gehörige Portion Kreativität, und das hatten sie immer. Ihr zugleich sinnlicher wie abgründiger Pinot Noir ist nicht nur der Spitzenwein des Hauses, sondern einer der Spitzenweine ganz Badens.

Als Zugezogene im Breisgau Fuß zu fassen und dann gar noch Weinberge kaufen oder pachten zu wollen, ist nicht gar so einfach. Doch Hans-Bert Espe und Silke Wolf können auch hartnäckig sein. Und so haben sie ihre Weinbergflächen innerhalb von zehn Jahren von 1,6 Hektar auf immerhin viereinhalb erweitern können. Ein bisschen Glück gehörte natürlich auch dazu. Und Einfallsreichtum. Davon haben sie reichlich. Was 2003 auf dem verlassenen Stützpunkt der Royal Canadian Air Force in Lahr hinter dicken Betonwänden begann, hat sich heute zu einem ansehnlichen Weingut in Kenzingen gemausert.

Weinbau und Önologie haben beide in Geisenheim studiert. Die Praxiserfahrung holte sich Hans-Bert Espe im Rheingau auf Schloss Johannisberg und im Weingut Prinz von Hessen sowie in Oregon bei Rex Hill Vineyards; Silke Wolf sah sich derweil in der Pfalz bei Anselmann, im Rheingau auf Schloss Vaux und im Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg um.

Fast ausschließlich Spätburgunder - ein bisschen Chardonnay ist auch dabei - wächst in den Lagen Malterdinger Bienenberg, Kenzinger Hummelberg und Bombacher Sommerhalde.

"Pinot Noir ist unser Flaggschiff, in das wir alle Energie und all unser Wissen investieren." Dieses Bekenntnis kann man schmecken. Beispielsweise in dem 2011er Pinot Noir, dem derzeitigen Favoriten des weinverrückten Paares. Kleine Erträge, strenge Selektion bei der Lese, penible Laubwandpflege und schonender Transport der Trauben bilden im Weinberg die Grundlage für "unseren besten Wein". Vielseitig einsetzbar sei er, von Spaghetti Bolognese bis Rehrücken. Gutes Essen mögen sie beide, weshalb man ihnen auch in dieser Hinsicht ruhig vertrauen kann. Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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