NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT PRINZ SALM

Weingut Prinz Salm

Es ist sicher nicht ganz einfach, der 32. Generation eines Familienweinguts anzugehören, vor allem, wenn diese Familie eine bedeutende Rolle im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gespielt hat. Prinzen stehen nicht unbedingt in dem Ruf, radikal zu sein, aber diese Prinzen-Brüder (Constantin ist Jahrgang 1980, Felix Jahrgang 1981) sind es ganz sicher. In Wallhausen haben sie in fast alle Weinberge Querterrassen eingezogen, um die Steillagen Johannisberg und Felseneck zu erhalten und deren Bewirtschaftung halbwegs flott und rationell zu ermöglichen. Der Gutsriesling Grünschiefer, eine der ersten Früchte dieser Arbeit, ist ein Wein mit ganz eigener Note. Weil die räumlichen Gegebenheiten beim Weingut Rheingraf in Bingen, das ebenfalls der Familie gehört, der Weinerzeugung nicht eben zuträglich waren, wurden beide Güter 2011 in Wallhausen zusammengelegt. Und sofort haben die Binger Weine an Eleganz und Schliff gewonnen. Konsequenz und Radikalität der Prinzen-Brüder zahlt sich aus: Die Qualität im Glas steigt von Jahr zu Jahr und das Gut nähert sich immer mehr der Spitze an der Nahe.

Das Traditionshaus ist eines der ältesten familiengeführten Weingüter Deutschlands; die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1200 zurück. Der 35-jährige Constantin Prinz zu Salm-Salm und sein ein Jahr jüngerer Bruder Felix repräsentieren heute die 32. Generation. 2006 wurde Constantin das Gut von seinem Vater übergeben, 2007 stieß Felix hinzu. Michael Prinz zu Salm-Salm, lange Jahre Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), der sehr viel für die Rückkehr der deutschen Spitzenhersteller zu Tradition und Qualität bewirkt hat, war es auch, der das eigene Gut zu einer national und international geschätzten Adresse für feine Weine gemacht hat. Den Söhnen gelang es bald, mit neuen Ideen den Qualitätsweinbau noch weiter voranzubringen.

Zuvor studierten die beiden: Der Ältere, der heute die kaufmännische Leitung innehat, Betriebswirtschaft in Regensburg, in Japan und England, der Jüngere in Geisenheim. Seither ist viel geschehen: Das Gut bewirtschaftet nunmehr 27 Hektar Rebfläche, zwei Drittel davon sind Große Lagen. Schon 1988 ist die gesamte Weinbergspflege auf ökologischen Anbau umgestellt worden, 2011 auch die Binger Weinberge; damals wurden auch die Keller nach Wallhausen zusammengelegt. Der Johannisberg wurde komplett rekultiviert, und auch im Felseneck sind viele Flächen wieder in die Bewirtschaftung gekommen. Scharlachberg und Kirchberg, deren Weine mit dem Jahrgang 2012 komplett unter Prinz Salm ausgebaut und verkauft werden, sind neu hinzugekommen.

Der grüne Schiefer, ein Phyllit, der durch die Verwerfung der Erdkruste zwischen Wallhausen und Dalberg zum Vorschein kam, ist ein blättriges, metamorphes Gestein, das dem tiefen Wurzelwerk des Weinstocks nicht widerstehen kann. Hier kann er feinstoffliche Rieslinge mit Tiefe, Mineralität und beträchtlichem Alterungspotenzial hervorbringen. Die Frage nach ihrem Favoriten beantworten die Brüder Constantin und Felix unisono: der Riesling Grünschiefer vom Jahrgang 2010. Ein Teil des Weins wurde im Holzfass, der andere im Stahltank vinifiziert. So haben zwei Tugenden zusammengefunden: die Komplexität der Fassreife und die fruchtbetonte, geschliffene Frische des Stahltankausbaus.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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