Es ist schon ziemlich absurd, dass Martin Frey (Jahrgang 1972), der so tolle trockene Weißweine aus typisch badischen Traubensorten sowie beeindruckende Spätburgunder-Rotweine (ebenfalls ein badischer Klassiker) erzeugt, von der Kritik so zaghaft bewertet wird. Der bescheidene, aber lebenslustige Martin ist einfach kein Weltklasse-Selbstdarsteller mit hyperaktiven Ellbogen, weshalb er gern unterschätzt wird. Zu sehr freundlichen Preisen bietet er seine trockenen Weißweine an, unter denen der Weißburgunder und der Grauburgunder mit dem Namen Gneis besonders herausragen. Gneis bezeichnet das granitische Gestein der spannenden Randlage Roter Bur im Glottertal, wo alles ganz anders ist als im Kern Südbadens. Hier wachsen ungewöhnlich filigrane, mineralische Vertreter dieser zur Üppigkeit neigenden Sorten. Auch Martins Spätburgunder-Rotweine beziehen ihre herrliche Feinheit und Duftigkeit aus der besonderen klimatischen Situation und dem Terroir des Glottertals.
Der Anfang war schwierig und die Konkurrenz groß. Als Martin Frey 1994 in den Mischbetrieb seines Vaters Otto Frey einstieg, um ihn zu einem Weingut umzustrukturieren, hatte er zwar schon eine Weinbau- und Önologieausbildung in Weinsberg abgeschlossen, doch die mangelnde Erfahrung in Ausbau und Vertrieb musste erst einmal überwunden werden. Zudem war es nicht so einfach, im Wirrwarr des Bezeichnungsrechts seinen eigenen Qualitätsweg zu finden und zu forcieren. Da tat Martin Frey einen mutigen Schritt: Er suchte Gleichgesinnte und gründete die Vereinigung "13 Breisgauer Weingüter".
Seither hat er die Weinbergsflächen von anfangs zweieinhalb Hektar nach und nach auf nun gut 14 erweitert. Eichberg, Sonnhalde und Sonnenberg heißen seine Lagen, auf denen er überwiegend Spät-, Grau- und Weißburgunder sowie Müller-Thurgau und Chardonnay anbaut. Mehr als die Hälfte davon sind Steillagen, in denen nur Handlese möglich ist. In naher Zukunft ist ein Kellerneubau geplant. Mittlerweile findet er die ihm gebührende Anerkennung: Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat in ihm die Winzer-Entdeckung des Jahres 2012 gesehen.
Aus dem Glottertäler Eichberg kommt Martin Freys Lieblingswein, der 2012er Grauburgunder Gneis, ein vielschichtiger Wein mit nussig-erdig-mineralischem Geschmack und langem Nachhall.
Weintipp aus der Zeitschrift:
FINE Das Weinmagazin - Special No.2
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag
