Andreas Schumann (Jahrgang 1978) ist ein waschechter Pfälzer, doch das Weingut Odinstal ist eine absolute Ausnahmeerscheinung. Wie eine Insel im Pfälzer Rebenmeer liegt das liebevoll restaurierte historische Anwesen, umgeben von perfekt gepflegten Rebzeilen, auf einer der höchsten Erhebungen der Region - 350 Meter, so steht es auch stolz auf vielen Etiketten - mit einem gewaltigen Blick über die Pfalz. Besitzer Thomas Hensel (Jahrgang 1953) und Betriebsleiter Andreas Schumann arbeiten an der Perfektionierung einer radikalen Alternative zum fruchtbetonten, körperreichen Pfälzer Wein. Kein Wunder, dass manche Fachleute mit weniger weitem Horizont ihre Probleme mit diesen markanten Weinen haben. Wo sonst in der Pfalz gibt es Weine mit einer vergleichbaren Würze und Spannung? Und damit sind nicht nur die rassigmineralischen trockenen Rieslinge gemeint - hier ergeben Weißburgunder, Auxerrois und Silvaner (etwas geschmeidigere) trockene Weißweine mit genauso viel Eigencharakter. Hier ist jeder Wein ein Original.
Thomas Hensel ist kein Winzer. Diese Aussage versieht er mit einem Ausrufezeichen. Er hat 1998 das Weingut Odinstal, das damals noch Siben hieß, gekauft, weil er sich in die Landschaft verliebt hatte. 2004 hat er Andreas Schumann angeheuert, und mit dem Weinmachen konnte es losgehen. Der hatte gerade eine dreijährige Ausbildung bei Dr. Deinhard, Dr. Bürklin-Wolf und Müller-Catoir und sein Studium in Geisenheim hinter sich. Die Anfangszeit war alles andere als rosig; der Betriebsleiter beschreibt das so: "Wir haben in einer totalen Baustelle angefangen zu produzieren. Das Gutshaus war komplett entkernt, die Nebengebäude im Rohbau. Nur im Keller gab es Strom, Licht und Wasser."
Doch er hat sich durchgebissen. Das Fünf-Hektar-Gut, das neben trockenen Weißweinen, Sekt und Bränden auch Honig anbietet, gehört zu den Protagonisten des biologischdynamischen Weinbaus in Deutschland. Auf der Monopollage Odinstal, von der das Gut seinen Namen hat, wächst überwiegend Riesling, aber auch Weißburgunder, Silvaner und neuerdings etwas Auxerrois und Gewürztraminer.
Dem 2011er Riesling Basalt gilt der ganze Stolz des Jungwinzers, und sein Chef sieht das ganz genauso. Basalt ist ein sehr seltenes Terroir und kommt in dieser reinen Form eigentlich nur im Odinstal, direkt an der Abbruchkante zum Pechsteinkopf, vor. Vulkanisches Gestein, das zu sehr quellfähigen Tonmineralen verwittert und dem Wein die mineralischen Noten beschert, durch gute Wasserspeicherung auch in trockenen Jahren.
Weintipp aus der Zeitschrift:
FINE Das Weinmagazin - Special No.2
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag
