Flott und gut gelaunt ist Stefan Winter (Jahrgang 1980), der prototypische rheinhessische Jungwinzer, und das ist er trotz der Erfolge nach seinem Durchbruch mit dem Jahrgang 2000 auch geblieben. Doch der Sunny Boy hat auch eine nachdenkliche Seite. Schon sein Großvater hatte dem Fortschrittsdenken der Wirtschaftswunder-Jahre getrotzt und seine Riesling- und Grauburgunder-Reben lieber selbst gezüchtet, statt die neuen geklonten Reben zu kaufen, die einen größeren Ertrag versprachen.
Vor zehn Jahren, als Stefan sich dafür zu interessieren begann, wurde ihm schnell klar, wie recht der Großvater gehabt hatte: Diese Trauben hatten wesentlich interessantere Aromen. Daraus zog er Konsequenzen. Inzwischen wachsen nur noch selbstgezüchtete Riesling- und Grauburgunder-Reben in Stefans Weinbergen. Daher sind auch seine normalen Weißweine trotz ihres moderaten Alkoholgehalts sehr ausdrucksstark. Der Wonnegau ist bekannt für seine körperreichen, runden Weine; Stefan hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch Feinheit und Eleganz zu suchen. Diese Synthese ist ihm auf brillante Weise mit seinem Leckerberg Riesling gelungen.
Gemeinsam mit seinem Vater Edmund ist Stefan Winter im elterlichen Weingut für Weinberg und Keller verantwortlich. Zuvor ließ er sich in Bad Kreuznach zum Techniker für Weinbau und Önologie ausbilden. Im Weingut von Klaus-Peter Keller in Flörsheim-Dalsheim entdeckte er seinen eigenen Wunsch nach unverwechselbaren Weinen. Fasziniert war er vor allem von den Möglichkeiten des Rieslings, der sensiblen unter den Rebsorten. Auch Ulrich Mell, der Kellermeister des Weinguts Bassermann-Jordan in Deidesheim, hat ihn geprägt.
Schon mit dem Jahrgang 2005 avancierte der Nachwuchswinzer zum Geheimtipp. Sein Riesling "S" vom Leckerberg erlangte in Windeseile Kultstatus in der jungen Weinszene. Auch im schwierigen Jahr 2006 zeigte Stefan Winter Klasse und legte eine reintönige und kraftvolle Kollektion hin, von der viele etablierte Güter damals nur träumen konnten. Inzwischen ist Stefan Winter kein Geheimtipp mehr. Er ist unterwegs zur Spitze: Seit März dieses Jahres ist das Gut Mitglied im VDP.
Sein Weingut, das dieses Jahr ein nagelneues Gutsgebäude bezogen hat, bewirtschaftet derzeit 22 Hektar in den Dittelsheimer Lagen Leckerberg, Geyersberg und Kloppberg. Der Schwerpunkt liegt bei trockenen roten und weißen Weinen der klassischen Sorten Silvaner, Riesling und Burgunder. Erklärter Favorit ist nach wie vor der Leckerberg Riesling vom Jahrgang 2008. Der Wein, dessen Reben auf Kalksteinverwitterungsboden mit Anteilen von Tonmergel wurzeln, hat sich, wie Stefan Winter es prophezeite, wunderbar entwickelt: "Er ist auf dem Punkt, taufrisch und mit gutem Zug am Gaumen!" Ein weiterer Favorit ist der SC Dittelsheim-Hessloch: Hier hat der begeisterte Fußballspieler schon so manches Tor geschossen.
Weintipp aus der Zeitschrift: FINE Das Weinmagazin - Special No.2
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag
