In einem Weingut muss jede Generation ihren eigenen Weg gehen, egal wie erfolgreich die Vorgänger auch waren, sonst droht über kurz oder lang die Erstarrung. Das hatte der überaus begabte Wolf-Dietrich Salwey erkannt und seinem Sohn Konrad Salwey (Jahrgang 1974) schon lange vor seinem plötzlichen Tod den Spielraum gegeben, die Weine des Familienguts nach den eigenen Vorstellungen zu erzeugen.
Mit seinen geschmeidigen und konzentrierten Großen Gewächsen aus Weiß- und Grauburgunder hat Konrad schnell Anerkennung erfahren, was ihn zu gewagteren Schritten ermutigte. Für ihn ist die "moderne Kellerwirtschaft" der Vätergeneration, die durch eine langsam gekühlte Gärung mit gezüchteten Hefen fruchtige Aromen und Frische zu erhalten sucht, ein Irrweg. Ohne falsche Nostalgie besinnt er sich lieber auf verschüttet geglaubte Traditionen. Seine Weine sollen kräftig und charaktervoll schmecken, aber nicht vordergründig fruchtig oder gar übermäßig alkoholisch. Das erreicht er durch eine eher warme Gärung mit wilden Hefen ohne jede weiteren Eingriffe.
Wer über Burgunder-Weine, aber auch über Rieslinge vom Kaiserstuhl spricht, denen ein unverwechselbares geschmackliches Moment eigen ist, kommt an diesem Weingut nicht vorbei. Für den Spitzenweinbau in Baden und in ganz Deutschland ist es von Bedeutung, weil es bisher auch in schwierigen Zeiten stets Kurs gehalten hat. Weinmoden hat man links liegen lassen und stattdessen die eigene Weinstilistik weiterentwickelt.
Denn diese ist auch mit der Persönlichkeit von Wolf-Dietrich Salwey verwoben, dessen Sohn Konrad seit 2005 in das Weingut fest hineingewachsen ist. Seit dem überraschenden Tod des Vaters führt der Neuwinzer das Vierzig-Hektar-Weingut in eigener Regie.
Konrad Salwey hat sich auf diese Verantwortung gründlich vorbereitet und das Winzerhandwerk von der Pike auf erlernt. Einer Winzerlehre im fränkischen Topgut Wirsching schloss sich ein einjähriges Praktikum in elsässischen und burgundischen Weingütern an. Dem folgte ein Weinbau-Studium in Geisenheim. Daheim am Kaiserstuhl arbeitet Konrad Salwey mit Gespür die Eigenheiten der Lagen heraus.
Sein Lieblingswein ist ein Gutswein: der 2012er Grauburgunder trocken, der sich mit seinem Apfel- und Birnenduft, seiner animierenden Säure und seinem mittleren Körper als täglicher Tischwein empfiehlt.
Weintipp aus der Zeitschrift:
FINE Das Weinmagazin - Special No.2
Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag
