Bankenchronik Ausgabe 23/2018

8. bis 22. November 2018

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat eine Erklärung veröffentlicht, in der sie ihre Unterstützung einer temporären und unter Bedingungen gewährten Anerkennung britischer Regulierung durch die Europäische Kommission im Fall eines ungeordneten Austritts Großbritanniens aus der EU betont. Das Aufsichtsorgan teilte mit, es unterstütze den fortgesetzten Zugang zu britischen CCPs, um das Risiko von Störungen beim zentralen Clearing zu begrenzen und negative Auswirkungen auf die Finanzmarktstabilität der EU zu vermeiden. Die Kommission hat in dem Mitte November vorgelegten Notfallplan "Vorbereitung auf den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union" angekündigt, sicherzustellen, dass es keine Unterbrechung im zentralen Clearing von Finanzderivaten gebe, sollte Großbritannien ohne Vereinbarung mit der EU aus der Gemeinschaft austreten.

Für über 500 Millionen Euro hat die Helaba Invest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH für mehrere deutsche institutionelle Investoren den offenen Immobilien-Spezial-AIF Beos Corporate Real Estate Fund Germany I (CREFG I) mit 21 Unternehmensimmobilien in Deutschland erworben. Bei der Transaktion wurden nicht die Immobilien selbst, sondern die Fondsanteile von sämtlichen Altinvestoren an neue Investoren verkauft beziehungsweise übertragen (Anteilscheingeschäft). Die International Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH bleibt Service-KVG für den Fonds, Beos ist weiterhin für das Asset Management der Portfolioobjekte zuständig. Das Portfolio mit 919 000 Quadratmetern Grundstücks- und rund 565 000 Quadratmetern Mietfläche besteht aus gemischt genutzten Gewerbeobjekten. Als gewichtete durchschnittliche Mietvertragsrestlaufzeit werden 4,7 Jahre genannt, die jährliche durchschnittliche Gesamtrendite seit Auflegung des Spezialfonds bis zum Exit durch den Verkauf wird auf zirka 13,0 Prozent beziffert.

Die Main First Bank AG ist durch den britischen Finanzdienstleister Stifel Europe übernommen worden. Die Transaktion sichert der Stifel Financial Corp. als Muttergesellschaft des Käufers die Möglichkeit, ihre Produkte und Dienstleistungen auch nach dem Brexit in Europa anzubieten. Main First will seine eigenständigen Asset-Management-Einheiten in Deutschland, der Schweiz und Luxemburg nach dem Verkauf der Bank voll auf den weiteren Ausbau der Kerngeschäftsfelder Asset Management und Fondsservices ausrichten und sich mit einem Multi-Boutique-Ansatz auf Investmentstrategien in den ausgewählten Assetklassen Equities, Fixed Income, Multi Asset und Liquid Alternatives konzentrieren.

Der Münchener Online-Vermögensverwalter Scalable Capital bietet für Investoren mit einem Anlagevermögen ab 100 000 Euro seit Anfang November dieses Jahres eine persönliche Betreuung an. Mit einem mobilen Office der Coworking-Firma We-Work will Scalable Capital künftig in regelmäßigen Abständen in verschiedene deutsche Großstädte kommen. Nach Angaben des Unternehmens lassen Anleger derzeit im Durchschnitt 35 000 Euro verwalten. Portfolios mit einem Volumen von über 100 000 Euro machen über ein Drittel des verwalteten Gesamtvermögens aus.

Der Finanzdienstleister Edmond de Rothschild hat sich strategisch neu aufgestellt. Mit dem Ziel, ein ganzheitliches Lösungsangebot für alle Anlageklassen zu schaffen, werden die Investment-Sparten Private Equity, Real Estate und Asset Management gebündelt. Die drei spezialisierten Immobilien-Tochtergesellschaften werden dabei unter ein gemeinsames Management gestellt.

Die Nord-LB hat mit dem Fintech Finpair eine eigene digitale Schuldscheinplattform an den Markt gebracht. Nachdem im Verlauf dieses Jahres aus dem Landesbankenbereich die LBBW eine Lösung präsentiert hat, die Helaba sowie die Bayern-LB die Plattform VC Trade nutzen und auch private Banken in diesem Geschäftsfeld eigenständig unterwegs sind, dürfte sich der Wettbewerb am Markt mit dem neuen Angebot weiter erhöhen und die Nutzung einer banken- oder gar gruppenübergreifenden Plattform für Schuldscheinemissionen erschweren.

Das Hamburger Fintech Deposite Solutions hat eine Expansion in die USA angekündigt und will mit seinen B2C-Marken Zinspilot und Savedo auf dem dortigen Markt Fuß fassen. Das Unternehmen arbeitet bisher europaweit mit mehr als 80 Banken in 16 Ländern zusammen, beziffert die Zahl der Sparer, die diese Banken über die Plattform erreichen können, auf über 30 Millionen und die Zahl der Kunden, die bereits Konten eröffnet haben, auf 170 000. Das Volumen der vermittelten Spareinlagen wird mit über 10 Milliarden Euro angegeben, eine Steigerung um das Dreifache in einem Jahr.

Im Rechtsstreit von US-Behörden mit großen internationalen Kreditinstituten wegen Verstößen gegen Sanktionsbestimmungen gegen den Iran, den Sudan und Kuba steht nun auch die französische Großbank Société Générale vor einer Einigung mit der amerikanischen Seite. Sie hat zugestimmt, 1,34 Milliarden US-Dollar für umstrittene Geschäfte aus den Jahren 2003 bis 2013 zu zahlen. Nach Angaben der Bank ist die Summe durch bereits erfolgte Rückstellungen vollständig gedeckt.

Der Financial Stability Board (FSB) hat Mitte November die Liste der globalen systemrelevanten Banken (global systemically important banks - G-SIBs) veröffentlicht, die auf den Jahresenddaten von 2017 basiert. Demnach ist ein Institut neu dazugekommen, nämlich die französische BPCE-Gruppe. Mit Nordea und der Royal Bank of Scotland sind zwei Häuser aus der Liste herausgefallen. Unter den damit noch 29 Instituten wird die Deutsche Bank als einziges deutsches Haus geführt und ist zusammen mit der Citigroup und HSBC der dritten von fünf Stufen zugeordnet, wobei die erste unbesetzt ist und allein JP Morgan Chase in der zweithöchsten Gruppe gelistet ist.

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