Abwicklungsbanken

Ab jetzt langweilig

Christian Bluhm ist ein Mensch, der Herausforderungen sucht und Probleme lösen will. Hat er dies geschafft, geht es weiter zur nächsten Aufgabe. Dies dürfte auch der Grund sein, warum er am 1. Oktober dieses Jahres sein Amt als Vorstandssprecher der FMS Wertmanagement (FMSW) an Stephan Winkelmeier übergibt. Bei der Bad Bank der ehemaligen Hypo Real Estate sind aus seiner Sicht künftig weniger die strategischen Restrukturierer gefragt, sondern mehr die Überwacher und Verwalter. Dafür sind bei der FMSW künftig schlankere Strukturen und ein neues Zielbild nötig. Allerdings müssen dazu die Portfolios noch ein wenig schrumpfen. Genannt wird ein Zielvolumen von rund 70 Milliarden Euro.

Operativ verlief 2014 für das Haus recht ordentlich. Zum dritten Mal in Folge wurde ein Jahresgewinn ausgewiesen, nach 146 Millionen Euro im Jahre 2013 waren es 2014 rund 370 Millionen Euro. Den Bund als Eigentümer der Bad Bank dürfte es freuen, dass die Verwaltungsaufwendungen im Berichtsjahr um knapp 27 Prozent reduziert werden konnten. Der Abbau der Portfolios kam weiter voran, 2014 wurden sie um knapp 11 Prozent auf 106,3 Milliarden Euro zurückgeführt. Die Bilanzsumme nahm allerdings deutlich weniger (minus 2,2 Prozent beziehungsweise 4 Milliarden Euro) ab.

Verabschiedet hat sich die FMSW von dem ursprünglich verkündeten Ziel, bis 2020 selbst abgewickelt zu sein. Nun ist vor dem Hintergrund der gesetzten Devise, dass "Wertmaximierung vor Abwicklungsschnelligkeit" geht, mit einer deutlich längeren Lebensdauer zu rechnen. Vor allem die Infrastruktur- und Public-Sector-Portfolios haben teilweise Laufzeiten, die über das Jahr 2030 hinausgehen. Was eine vorzeitige Abwicklung ebenfalls behindert, sind die vorhandenen Derivate-Positionen. Die HRE-Gruppe hatte praktisch jede Einzelposition mit einem Derivate-Geschäft abgesichert. Auf diesen Positionen liegen nun erhebliche stille Lasten, die die stillen Reserven der Aktiva deutlich übersteigen. Da am Ende der Derivate-Laufzeiten die entsprechenden stillen Lasten auf null gehen, ist aus Sicht der Gesellschaft ein Festhalten an diesen Positionen ein wertmaximierendes Verhalten.

Für den künftigen Chef wird es genug zu tun geben. Dazu gehören die Durchsetzung einer neuen Struktur für die FMSW, die maßgeblichen Mitarbeiter in einem "langweiligeren" Umfeld zu binden und - als wichtigster Punkt - dem Eigentümer möglichst wenig Probleme und Schlagzeilen zu bereiten. Darüber hinaus gilt es immer wieder, den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf von Portfolios zu finden. Käufer dürfte es im Umfeld niedriger Zinsen genug geben, es ist nur eine Frage, welche Belastung sich bei einem Verkauf vor Fälligkeit für den Bund ergibt. Und vielleicht kommt ja noch zusätzliche Arbeit auf die FMSW zu, sollte der Deutschen Pfandbriefbank die eigene Re-Privatisierung doch nicht gelingen. Zumindest gab es 2014 das ein oder andere lockere Gespräch, ob denn das nichtstrategische Value-Portfolio der Pfandbriefbank, das Ende 2014 ein Nominalvolumen von 21,3 Milliarden Euro aufwies, auf die Bad Bank übertragbar sei.

Übrigens: Während sich der Vorstand noch auf der Bilanzpressekonferenz zur angestrebten Privatisierung der hauseigenen FMS Wertmanagement Service GmbH optimistisch geäußert hatte, musste er sich in der ersten Mai-Woche von einem schnellen Verkauf verabschieden. Die Gespräche mit einem möglichen Käufer, mit dem es zuletzt exklusive Verhandlungen gegeben hatte, verliefen erfolglos.

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