Investmentfonds

Ausnahmejahr 2015

Der Jahresauftakt am Aktienmarkt glich einem unsanften Erwachen: Von Anfang Januar bis Mitte Februar fiel der Dax um rund 2 000 Punkte (von 10 700 auf etwa 8 700). Zwar hat er sich inzwischen wieder ganz leicht erholt, doch der Abwärtstrend lässt sich ebenso wenig leugnen wie eine gehörige Portion Volatilität, die die Marktteilnehmer durchaus erschreckt hat. Mit diesem Umfeld im Hinterkopf wirkte es ein wenig unwirklich, dass die Investmentfondsbranche durch ihren Verband BVI im Februar 2016 wieder einmal Rekordzahlen für das Jahr 2015 verkünden konnte. Das verwaltete Vermögen der Fondsgesellschaften hat sich auf 2,601 (2,383) Billionen Euro zum Jahresende 2015 erhöht. Davon waren 883 (789) Milliarden Euro in Publikumsfonds angelegt, in Spezialfonds waren es 1 339 (1 231) Milliarden Euro und in Vermögen außerhalb von Investmentfonds, den sogenannten freien Mandaten, 378 (363) Milliarden Euro. Dabei zeigt sich die Wertentwicklung in den drei Bereichen durchaus differenziert: Das Netto-Mittelaufkommen bei Publikumsfonds betrug 71,9 Milliarden Euro nach 32,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Das verwaltete Vermögen ist in diesem Bereich noch stärker um 94 Milliarden Euro angestiegen. Anders herum war es bei den Spezialfonds: Ihnen flossen netto 121,5 Milliarden Euro zu, dabei ist das verwaltete Vermögen aber nur um 108 Milliarden Euro gewachsen. Bei den freien Mandaten sind 6 Milliarden Euro abgeflossen, aber das verwaltete Vermögen hat um 15 Milliarden Euro zugenommen.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren trugen zum Absatzerfolg im Bereich der Publikumsfonds vor allem Produkte bei, die schon länger bestehen: Ihnen flossen zwei Drittel der neuen Mittel zu. Neu aufgelegte Fonds steuerten hingegen lediglich ein Drittel des Nettoabsatzes bei. In den vergangenen Jahren hatten vor allem Letztere das Neugeschäft geprägt. Diese Entwicklung wird beim BVI darauf zurückgeführt, dass die Marktsituation 2015 relativ stabil war und große neue Investmenttrends nicht aufgetreten sind. Vor allem aber hat sowohl im Vertrieb an private Anleger als auch bei institutionellen Investoren die Größe der Fondsprodukte eine wachsende Rolle gespielt. Und im Hinblick darauf haben ältere Fonds gegenüber neu aufgelegten naturgemäß ihre Vorteile. Die Welle von Regulierungsmaßnahmen mit ihren mitunter politisch erwünschten Auswirkungen und den manchmal eben auch unvorhersehbaren Folgen sieht der BVI derzeit auf der politischen Ebene durchaus abebben. Auf der zweiten Ebene hingegen, auf der die Beschlüsse von EU-Kommission, Parlament und Rat mittels Durchführungsbestimmungen konkretisiert werden, ist der Prozess der Setzung von neuen Standards noch in vollem Gange. Wen wundert es also, dass Hauptgeschäftsführer Thomas Richter seine Kritik an "Überregulierung" vor allem gegen ESMA, EBA und EIOPA richtet.

Die Prognose für das laufende Jahr fällt beim BVI positiv aus. Im Moment spricht aus seiner Sicht einiges dafür, dass die Lage positiv bleibt. Zwar ist der Markt derzeit durchaus mit Unsicherheiten konfrontiert - Stichworte sind hier China und Brexit - doch langfristig ist keine Krise in Sicht. Gerade bei den Spezialfonds wird eine weitere positive Entwicklung erwartet, denn im Niedrigzinsumfeld bleibt der Anlagedruck der Institutionellen hoch. Bei den Publikumsfonds werden die Märkte sicher Bremsspuren verursachen, doch auch hier gibt der Verband einen positiven Ausblick. Eines scheint aber schon festzustehen: Das Ausnahmejahr 2015 wird sich heuer nicht wiederholen.

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