Vermögensbildung

Gebremstes Wachstum - vor allem in den Industrieländern

Die besten Jahre sind vorbei. So lautete die Botschaft bei der Vorstellung des siebten Global Wealth Reports, mit dem die Münchener Allianz jährlich die weltweite Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte analysiert. Die Auswahl der 53 berücksichtigten Länder deckt dabei immerhin rund 90 Prozent des globalen BIP ab und erfasst rund 69 Prozent der Weltbevölkerung. Angesichts der im Zeitraum 2005 bis 2015 gewohnten Wachstumsraten der Bruttogeldvermögensbestände von 5,7 Prozent klingen die plus 4,9 Prozent des Berichtsjahres bescheiden, zumal sie das Wachstum der nominellen Wirtschaftsleistung von durchschnittlich fünf Prozent unterschreiten und die weltweite Inflationsrate mit durchschnittlich 2,5 Prozent angesetzt wird. Gemessen an den in Europa und auch in Deutschland gewohnten Steigerungen des BIP und der Vermögenswerte der vergangenen Jahre klingen sie gleichwohl recht üppig. Wie schon in den Vorjahren kann gerade Westeuropa mit den Wachstumsraten in den asiatischen Schwellenländern nicht einmal annähernd mithalten.

Für das laufende Jahr erwarten die Initiatoren der Studie ein weiteres Absinken der Wachstumsrate der Bruttogeldvermögenswerte auf rund vier Prozent und verbinden diese Prognose mit der These eines allmählichen Wirkungsverlustes der extrem expansiven Geldpolitik der Notenbanken als Treiber der Wertpapierpreise. Trotz der starken Volatilität an den Kapitalmärkten ermittelt die Studie für das Berichtsjahr 2015 zwar immer noch einen Anstieg des globalen Wertpapiervermögens der Privathaushalte von 6,1 Prozent, und damit auf dem durchschnittlichen Niveau des langfristigen Durchschnitts, aber eben auch deutlich unter den starken Börsenjahren 2012 bis 2014, die jeweils zweistellige Wachstumsraten hervorbrachten.

Als durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Bruttogeldvermögens pro Kopf weist die Studie im betrachteten Zeitraum von 2005 bis 2015 für die einbezogenen Länder in Asien ex Japan 10,6 Prozent aus, bei einer Inflationsrate von durchschnittlich 3,5 Prozent. Westeuropa liegt mit jeweils 1,8 Prozent für beide Größen vor Japan (1,4 Prozent und 0,3 Prozent), aber hinter Nordamerika (2,0 und 2,1 Prozent) und auch unter dem weltweiten Durchschnitt von 2,3 Prozent bei 2,5 Prozent an durchschnittlicher Inflation. Überdurchschnittlich abgeschnitten hat neben Osteuropa mit 5,9 Prozent Wachstum des Bruttogeldvermögens bei 6,3 Prozent Inflation auch Lateinamerika mit 3,1 Prozent beziehungsweise 5,9 Prozent.

Stellt man der Bruttogeldvermögensentwicklung das regional sehr unterschiedliche Schuldenwachstum gegenüber, relativiert sich die Betrachtung. Mit einem Wachstum der Verbindlichkeiten privater Haushalte um 4,5 Prozent veranschlagt die Studie die privaten Schulden am Jahresende 2015 mit rund 38,6 Billionen Euro um gut ein Viertel höher als vor Ausbruch der Finanzkrise. Während das Schuldenwachstum sich in Asien ex Japan beschleunigte und einige Länder wie Malaysia und Südkorea mittlerweile an die aus den USA bekannten Schuldenquoten der privaten Haushalte heranreichen, gab es in Nordamerika und Westeuropa im Berichtsjahr kaum eine Veränderung. Die Wachstumsrate der Verbindlichkeiten der privaten Haushalte blieb in beiden Regionen zum sechsten Mal in Folge unter dem Anstieg der Wirtschaftsleistung.

Für das Nettogeldvermögen, also die Differenz von Bruttogeldvermögen und Verbindlichkeiten ergibt sich damit weltweit ein Anstieg um 5,1 Prozent, ebenfalls nach zweistelligen Zuwachsraten in den drei Vorjahren. Asien ex Japan liegt dabei mit durchschnittlich plus 14,3 Prozent in der vergangenen Dekade deutlich vor Osteuropa (10,5 Prozent), Nordamerika (4,8 Prozent), Westeuropa (3,8 Prozent) und Japan (2,1 Prozent). Für das Berichtsjahr 2015 weist Deutschland dank großer Schuldendisziplin der privaten Haushalte mit plus 5,7 Prozent eine überdurchschnittliche Steigerung der Nettogeldvermögen aus.

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