Bankenverband

Neuer Chef in schwierigen Zeiten

Schneller als erwartet stieg der weiße Rauch über der Burgstraße 28 in Berlin auf. Der Vorstand des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) hat sich relativ problemlos auf einen neuen Präsidenten festgelegt. Und es scheint, als wäre es eine gute Wahl. Der ab Mai 2016 amtierende Präsident Dr. Hans-Walter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der Privatbank Berenberg, repräsentiert ein Institut, das relativ frei von Altlasten die vergangenen Jahre ohne Skandale ausgekommen ist. Es ist erfolgreich, denn es hat die Finanzkrise und die Schwäche vieler Wettbewerber ausgenutzt, um neben der klassischen Privatbank ein erstklassiges Kapitalmarktgeschäft aufzubauen. Und Peters ist völlig frei von möglichen Interessenkonflikten zwischen europäischen Anforderungen und urdeutschen Interessen, beispielsweise bei der Einlagensicherung oder dem Umgang mit den Einlagenüberschüssen deutscher Sparer.

Als Vertreter einer Privatbank und damit eines kleineren Instituts muss er sich aber natürlich fragen lassen, wie er den enormen Aufwand als Bankenpräsident bewältigen kann, ohne sein eigenes Haus zu vernachlässigen. Sein Vorvorgänger Andreas Schmitz von HSBC Trinkaus weiß davon ein Lied zu singen. Einen Tag in der Woche Bankenpräsident zu sein, langt heute bei Weitem nicht mehr aus. Hilfe in Sachfragen mag Peters beim Team um den tüchtigen Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer finden, aber die Lobbyarbeit und die Repräsentanz der Gruppe der privaten Banken obliegt ihm. Hier müssen Zweifel angemeldet werden, ob es dem Chef eines kleineren Institutes, und das ist Berenberg bei allem Respekt, gelingen kann, sich in Berlin bei der Kanzlerin oder dem Finanzminister Gehör zu verschaffen.

Denn vor allem von den immer wichtiger werdenden europäischen Fragen ist sein Haus nicht betroffen, und hier ist zu vermuten, dass die politisch Verantwortlichen wie gehabt auf die Vertreter der großen Häuser wie Deutsche Bank oder Commerzbank zurückgreifen werden. Das impliziert einen enormen Bedeutungsverlust des Präsidenten und des gesamten BdB.

Man muss den Verantwortlichen an dieser Stelle zugutehalten, dass die Auswahl bei der Kür eines neuen Präsidenten - gleich ob wie gehabt ehrenamtlich oder hauptamtlich - nicht besonders groß war. Peters Vorgänger Jürgen Fitschen wird im kommenden Jahr aus der Deutschen Bank ausscheiden, käme damit allenfalls als hauptamtlicher Präsident in Frage und hätte die Belastung, aufgrund der fortwährenden Skandale der Deutschen Bank erheblich zum Imageschaden der Branche beigetragen zu haben. Der vermeintlich erste Anwärter auf den Posten, HVB-Chef Theodor Weimer, hätte den Posten mit Blick auf die Gestaltungsmöglichkeiten durchaus gerne gehabt, musste aber den Interessenkonflikten zwischen europäischem Konzern und deutscher Interessenvertretung Tribut zollen, Italien regiert. Martin Blessing von der Commerzbank zog es schon vor Jahren vor, nicht im Vorstand des Bankenverbandes vertreten zu sein und schied damit als Kandidat aus.

Zu der bekannten Heterogenität der Mitglieder mit höchst unterschiedlichen Interessen kommt nun verschärfend noch das Thema Europa hinzu. Peters Aufgabe wird es vorrangig sein, hier Verbandspositionen aufzubauen und den BdB nachhaltig als Verband mit hoher europäischer Kompetenz zu positionieren. Das wurde bislang versäumt. Längst schon betreiben Deutsche Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank eigene Lobbyarbeit in Berlin, Brüssel, Basel oder London.

Eine zunehmende Spaltung des Verbandes zwischen diesen dreien und dem gesamten Rest wäre das Ende, sind die Großbanken doch mit weitem Abstand die größten Beitragszahler, mehr als drei Viertel der Beiträge entfallen auf die drei Institute. In der Amtszeit Peters geht es also nicht nur um die Vertretung der Mitglieder, sondern auch der Bankenverband selbst muss sich neu aufstellen und seine Rolle neu definieren. Nach einem einfachen Job klingt das nicht. Aber man darf es Peters durchaus zutrauen, ihn gut zu machen.

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