Sparkassen

Zu optimistisch?

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Die aktuell noch 372 Sparkassen gehen nicht geschwächt in die kommenden Monate. Der interne Corona-Stresstest von BaFin und Deutscher Bundesbank im Juli vergangenen Jahres hat gezeigt, dass kleine und mittelgroße Kreditinstitute weitgehend stressresistent sind. Das liegt vor allem an der überwiegend guten Arbeit der Institute selbst. Denn trotz enormer regulatorischer Belastungen und einer anhaltenden Niedrigzinsphase konnten Gewinne erwirtschaftet und Eigenkapital aufgebaut werden. "Sparkassen haben im Vergleich zu allen deutschen Banken zusammen seit 2008 überproportional stark ihr Eigenkapital ausgeweitet. Das Volumen des bilanziellen Eigenkapitals ist heute rund doppelt so hoch wie zu Beginn der Finanzkrise", erklärt Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Das ist für die Bewältigung der kommenden Monate wichtig.

Da ist zum einen der stärkste Wirtschaftseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. Laut dem Statistischen Bundesamt brach im vergangenen Jahr das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands um insgesamt 5,0 Prozent ein. Und auch wenn die Prognosen nach oben gehen und erwartet wird, bereits Ende 2022 wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen, wird die Corona-Krise ihre Spuren hinterlassen. Bei den Unternehmen in Deutschland, aber auch bei den Menschen.

Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe stimmen optimistisch. Zwar seien einzelne Bereiche der Wirtschaft wie der Dienstleistungssektor, das Hotellerie- und Gastgewerbe sowie der stationäre Einzelhandel stark betroffen, der Anteil dieser direkt betroffenen Betriebe an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung sei jedoch vergleichsweise gering, die fortgesetzte Erholung in der Industrie und auch eine zumindest bis Ende November sehr robuste Entwicklung im Einzelhandel könne deren Einbußen gesamtwirtschaftlich weitgehend kompensieren.

Die Sparkassen versuchen, möglichen Problemen bei ihren Kunden nach eigenen Angaben so gut wie möglich entgegenzuwirken. "Die Institute haben einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass die finanziellen Beeinträchtigungen mit und durch die Corona-Pandemie in großen Teilen aufgefangen werden konnten", so der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis. In Zahlen heißt dies: An Unternehmen und wirtschaftlich Selbstständige wurden 2020 Kredite in Höhe von 106,4 Milliarden Euro zugesagt, 13,1 Milliarden Euro oder 14,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein neuer Rekordwert, nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Beteiligung an den Corona-Hilfsmaßnahmen der KfW und anderer Förderbanken.

Ähnliches gilt für den an Unternehmen und Selbstständige ausgelegten Kreditbestand, der mit einem Plus von 25,7 Milliarden Euro auf 469,7 Milliarden Euro ebenfalls ein Rekordniveau erreicht hat. Dass das Bestandswachstum im vergangenen Jahr aber nur knapp ein Viertel des Volumens der neu zugesagten Darlehen beträgt, zeigt die enormen Vertriebsanstrengungen, die die Sparkassen ebenso wie andere Banken unternehmen müssen, um die Erträge halbwegs zu stabilisieren.

Bleibt zum anderen das Thema Insolvenzen. Ein solch hohes Neugeschäft in einer konjunkturellen Tiefphase birgt natürlich die Gefahr von steigendem Wertberichtigungsbedarf. Schwarzmalereien wie existenzielle Bedrohungen für eine Vielzahl von Instituten oder gar eine neue Bankenkrise weisen sowohl Sparkassen als auch Genossenschaftsbanken entschieden zurück. Zu Recht! Da ist der enorme Kapitalpuffer, der aufgebaut wurde. Und da sind die teils sehr langen Kundenbeziehungen, vor allem mit Unternehmerkunden, die eine gewisse Einschätzung der aktuellen und künftigen Situation der Firmen ermöglicht. "Unsere mittelständischen Kunden hatten zu Beginn dieser Krise noch eine gute Ertragslage und eine sehr stabile Eigenkapitalbasis. Damit können die meisten Unternehmen eine längere Durststrecke überstehen", so Schleweis. Entsprechend rechnet der Präsident damit, "dass die Insolvenzwelle in diesem Jahr nicht so hoch sein wird, wie viele befürchten".

Eine dritte Herausforderung können die Sparkassen aber nur bedingt beeinflussen. Denn sehr viel für das Eintreten der optimistischen Prognosen hängt von dem Tempo und der Wirkung der Impfkampagne ab. Denn nur wenn endlich Lockerungen einsetzen und Einkaufen, Reisen und Ausgehen wieder in halbwegs normalen Bahnen verläuft, wird der private Konsum seine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Erholung erfüllen können. Erste Anzeichen machen Hoffnung: Die enorm hohe Sparquote ist im vierten Quartal 2020 bereits wieder etwas zurückgegangen. Und der spürbare Rückgang bei den Konsumentenkrediten um 6 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro mag für die Sparkassen dann nicht mehr als ein Ausrutscher gewesen sein. Hoffentlich!

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