Sparkassen

Im Osten nichts Neues

Quelle: Sparkassenverlag

Am 3. Oktober dieses Jahres ist die deutsche Wiedervereinigung genau 30 Jahre her. Doch die "blühenden Landschaften", die Bundeskanzler Kohl damals im Überschwang der Gefühle versprach, sind noch immer nicht überall Realität. Laut dem gerade vorgelegten Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Einheit steckt der Osten bei der Wirtschaftskraft immer noch in einem Aufholprozess. Zwar wird auf bedeutende Fortschritte verwiesen. Doch es heißt: "Gleichwohl liegt die Wirtschaftskraft noch erheblich unter dem gesamtdeutschen Niveau und dem der hochentwickelten europäischen Regionen." Kein Flächenland der neuen Bundesländer hat demzufolge das Niveau des westdeutschen Landes mit der niedrigsten Wirtschaftskraft erreicht. Und das durchschnittlich verfügbare Einkommen in den neuen Ländern liegt bei etwa 86 Prozent des Niveaus der alten Länder.

Für die 45 Mitgliedssparkassen des ostdeutschen Sparkassenverbands ist das alles längst erlebte und gelebte Normalität. Und kein Problem. "Wir haben stabile und erfolgreiche Sparkassen, die sich in den 30 Jahren seit der Einheit mit erfolgreicher und harter Arbeit in die Spitzengruppe der deutschen Sparkassen hochgearbeitet haben", sagt Michael Ermrich, Geschäftsführender Präsident des OSV, nicht ohne sichtbaren Stolz.

Und auch dass zu den bekannten Herausforderungen wie der sich seit 2018 verschärfenden Wirtschaftskrise, der seit Jahren anhaltenden Null- und Minuszinspolitik der EZB, die zu katastrophalen Marktverwerfungen führe, und der kostensteigernden und überzogenen Regulierung nun auch noch die Folgen des Corona-Shutdows kommen, macht Ermrich keine Angst: "Das erste Halbjahr war eine große Herausforderung, Corona wird Spuren hinterlassen, aber die Pandemie ist zu bewältigen." Entsprechend vehement weist er dann auch eine Studie des IWH zurück, die von massiven Problemen für Banken und Sparkassen in Deutschland ausgeht und sogar von einer neuen Bankenkrise mit erheblichen Folgen für die Kreditvergabe und damit die Realwirtschaft spricht. "Das ist gefährliche Schwarzmalerei und entbehrt jeder Grundlage", so Ermrich. Denn die Studie vernachlässige die Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung ebenso wie die Anpassungsreaktionen der Sparkassen. Zudem haben die "Kreditengagements der ostdeutschen Sparkassen im Schnitt nur geringe Summen je Kreditfall, also eine hohe Granularität, und die Absicherung ist gut". Entsprechend sei "das Gesamtausfallrisiko der Sparkassen gering, da erfahrungsgemäß nicht alle Kredite gleichzeitig ausfallen."

Gleichwohl rechnet der Verband mit einem weiteren und vermutlich beschleunigten Rückgang der Ergebnisse. Das Betriebsergebnis vor Bewertung werde wohl um 142 Millionen Euro auf gut eine Milliarde Euro sinken, erwartet Geschäftsführer Wolfgang Zender vom OSV am Mittwoch. "Gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme sind das dann 0,78 Prozent - der niedrigste, relative Wert seit der deutsch-deutschen Währungsunion." Das heißt, die Ost-Sparkassen müssen vor allem im nichtzinstragenden Geschäft neue Ertragsmöglichkeiten suchen, denn reines Volumenwachstum kann laut Ermrich "die Geschwindigkeit der Ertragsrückgänge bremsen, sie aber nicht aufhalten." Die Zahlen für das erste Halbjahr seien "gerade noch zufriedenstellend". Und das obwohl die Mitgliedsinstitute mit 6,8 Milliarden Euro die Kreditvergabe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um satte 22,7 Prozent gesteigert haben und das gesamte Kreditvolumen um 2,2 Milliarden Euro oder 3,5 Prozent auf 63,1 Milliarden Euro zugelegt hat. "Wir blicken optimistisch in die Zukunft", sagt Ermrich, aber auch: "Die Niedrigzinsphase ist geeignet, am Ende die Sparkassen zu zerstören." Das wollen wir nicht hoffen.

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