Banken

Sewing warnt vor Ukraine-Effekten

Christian Sewing

Quelle: Deutsche Bank

Präsident Christian Sewing konnte im Anschluss an die Vorstandssitzung des Bundesverbandes deutscher Banken einerseits Entwarnung geben. Denn laut dem Deutsche-Bank-Chef sind die unmittelbaren Risiken aus dem Ukraine-Krieg für die deutschen Banken ebenso beherrschbar wie für das europäische Finanzsystem. Das liegt auch daran, dass die westlichen Banken ihr Engagement in Russland bereits nach dem ersten Ausbruch des Konflikts mit der Ukraine im Jahr 2014 stark zurückgefahren haben. Aber natürlich warnt Sewing auch vor drohenden Zweit- und Drittrundeneffekten. Da ist zum einen die konjunkturelle Entwicklung, die "wenig erfreulich aussieht". Für Deutschland wird die Wachstumsrate im laufenden Jahr Berechnungen der BdB-Volkswirte zufolge gerade einmal noch zwei Prozent betragen. Und das auch nur unter Vorbehalt, abhängig vom weiteren Kriegsverlauf und vor allem der künftigen Entwicklung der Energiepreise. Diese seien bereits heute eine sehr hohe Bürde für Unternehmen und Verbraucher, sagte Sewing. Falls sich die Stimmen, die einen kompletten Import- oder Lieferstopp von russischem Öl und Erdgas fordern, durchsetzen würden, sei eine deutliche Rezession in Deutschland nicht mehr zu vermeiden, so der Bankenpräsident.

Hinzu kommen die bekannten Lieferengpässe aus der Ukraine und Russland, die durch den Lockdown in China weiter verschärft würden. Das betrifft aber nicht allein Deutschland und Europa, sondern sei für die gesamte Weltwirtschaft ein erheblicher Dämpfer, sollten diese länger anhalten. Gepaart mit den hohen Inflationsraten, bei denen die Gefahr einer Verfestigung monatlich steigen würde, ist diese Gemengelage für Sewing "eine wirtschaftliche und politische Bewährungsprobe für die Europäische Unipon" und eine "Herausforderung für die Zentralbanken, wie wir sie seit 30 Jahren nicht mehr gesehen haben". Mit Blick auf die EZB hat der Bankenpräsident eine klare Meinung: "Wir hätten schon längst reagieren müssen!" Von daher sei er erfreut über die jüngsten Äußerungen aus der Notenbank.

Etwas Positives konnte er der Situation immerhin auch noch abgewinnen. Europa rücke enger zusammen und europäische Projekte wie die Banken- und Kapitalmarktunion würden nicht etwa hintangestellt, sondern hätten in den vergangenen Wochen einen Schub erfahren. "Wir verspüren eine Aufbruchstimmung", so Sewing. Europa werde aus der Krise heraus weitere Integrationsschritte wagen. Das sei enorm wichtig, denn es warte außerhalb Europas sehr viel Kapital darauf, hier investiert zu werden - vor allem im Segment Nachhaltigkeit. Dafür brauche es die Öffnung der Kapitalmärkte.

Und auch die Rolle der Banken bei der zukünftigen Entwicklung thematisierte der Bankenpräsident. Ohne Bankenfinanzierung werde es auch in Zukunft nicht gehen. "Banken sind in dieser Zeit als Finanzierer von Investitionen besonders gefragt", sagte Sewing. Entsprechend kritisch sieht er weitere Beiträge zum europäischen Abwicklungsfonds, der mit rund 52 Milliarden Euro bereits ordentlich befüllt ist, und die Erhöhung des sogenannten antizyklischen Kapitalpuffers. "Die Regulierung muss sich nun daran messen lassen, ob sie die Kreditvergabemöglichkeiten weiter einschränkt. Immer höhere Zahlungen an den SRM passen nicht in die Zeit, der antizyklische Kapitalpuffer passt nicht in die Zeit."

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