Private Banken

Eine Stimme für Groß und Klein

In der Öffentlichkeit wurde der Bundesverband deutscher Banken (BdB) seit seiner Gründung 1951 über viele Jahre als eine Lobbyvereinigung der hiesigen Großbanken wahrgenommen. Trotz der traditionell heterogenen Zusammensetzung der BdB-Mitgliedsinstitute mit dem zahlenmäßigen Übergewicht der kleinen und mittleren Häuser und dem ziemlich regelmäßig praktizierten Turnus im Präsidentenamt zwischen den Großbanken sowie den Privatbeziehungsweise Regionalbanken durfte man gerade in Zeiten des zunehmenden Einflusses europäischer Instanzen auf die Rahmenbedingungen der Kreditwirtschaft oft den Eindruck haben, als würde der BdB die Interessen seiner großen Mitgliedshäuser stärker und lauter artikulieren als die der kleinen.

Je mehr sich dann in den beiden vergangenen Jahrzehnten die hiesige Großbankenszene ausgedünnt hat und die zwei verbliebenen Großbanken ihre eigenen Lobbykanäle ausgebaut haben und dementsprechend nicht mehr das allerletzte Engagement zeigen, in allen Gremien und Arbeitsgruppen des BdB mehr oder weniger dominierend mitzumischen, hat sich auch das Erscheinungsbild des Verbandes geändert. Besonders nach den Imageproblemen, mit denen weltweit vor allem viele große Kreditinstitute im Zuge der Finanzkrise zu kämpfen hatten, konnte sich auch das Verhältnis der großen Bankenverbände in Deutschland entspannen. Vorbei sind jedenfalls die Zeiten, in denen die privaten Banken in Brüssel gegen den Sparkassensektor Klage führten und immer wieder grundsätzlich die Geschäftsmodelle der Landesbanken attackierten. Besonders in Brüssel ist man heute um einen geschlossenen Auftritt mit der hiesigen Branche bemüht. In schätzungsweise achtzig Prozent der Fälle tritt die Deutsche Kreditwirtschaft dort mittlerweile mit einer geschlossenen Haltung auf, hat der neue BdB-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid Anfang dieses Jahres vor Frankfurter Journalisten betont. Eine weitgehend geräuschlose Zusammenarbeit gibt es auch gegenüber nationalen Instanzen. Mitte Januar 2018 beispielsweise gab es vonseiten der DK in kurzer Folge zwei gemeinsame Stellungnahmen, zum einen an das BMF zur Wertpapierdienstleistungs-Verhaltens- und Organisationsverordnung (WpDVerOV) und zum anderen an die BaFin zur Neuausrichtung des Leitfadens zur Risikotragfähigkeit.

Vom Plädoyer für eine Verankerung von Proportionalität und Subsidiarität bei der Bankenregulierung über den Erhalt der Bankenvielfalt im Kontext der EU-Bankenaufsicht und Abwicklung, der Betonung der Eigenverantwortung der bestehenden nationalen Sicherungssysteme in der Diskussion um die Gestaltung der Einlagensicherung in der EU bis hin zu Vorschlägen für die Weiterentwicklung von Banken- und Kapitalmarktunion sowie eine abgestimmte Linie bei den Brexitverhandlungen reichen die Themenfelder, in denen sich heute viel leichter gemeinsame Positionen finden und in Brüssel oder Berlin vertreten lassen.

Der Brexit könnte den Blick des BdB freilich in Zukunft wieder verstärkt auf größere Institute richten. Denn die bereits angekündigte und laufende Ansiedlung größerer Adressen in Frankfurt schafft auch Bedarf an einer Interessenvertretung über das bisherige Angebot des Verbandes der Auslandsbanken in Deutschland hinaus. Letzterer versteht sich nämlich ausdrücklich nicht als typischer Lobbyverband, sondern sieht seine Aufgabe in der ganz praktischen Unterstützung seiner Mitglieder bei deren Positionierung in Deutschland. Das reicht von der Hilfestellung bei der Klärung regulatorischer Fragen bis hin zur Weiterbildung von Mitarbeitern, beschränkt sich aber eben im Wesentlichen auf die Klärung von Sachfragen mit den Aufsichtsbehörden und der Politik. Für die Lobbyarbeit bleibt damit eine gewisse Lücke, die beide Verbände nun schließen wollen. Erste Gespräche über Formen und Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit in diesem Metier und darüber hinaus haben dieser Tage bereits stattgefunden.

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