Kreditwesen

Über den Bankprofessor Hans Egon Büschgen

In den gehobenen Etagen der bundesdeutschen Kreditwirtschaft hat es einmal eine Generation gegeben, die sich ausnehmend gut kannte: Sie hatte ihre akademische Titelei bei Hans Egon Büschgen in Köln erworben. Und darauf konnte und wollte sie stolz sein. Denn die Kölner Betriebswirtschaft und dabei vor allem die spezielle für Banken zog ob ihrer Qualität die Massen an, wie sonst kaum eine in der Republik. Solches aber bedeutete schlicht und alltäglich, dass man sich auf dem Kölner Campus - falls nicht eben als BWL-Genie geboren - aus der Menge herausquälen musste, um das Büschgen-Diplom der vorderen Ränge zu kriegen.

Dieser Ordinarius auf dem ehrwürdigen Lehrstuhl des Altmeisters Rittershausen ist alleweil höchst anspruchsvoll und durchaus von selbstbewusstem Ehrgeiz gewesen. Denn Rittershausens Ruhm hatte immerhin eine ganze Reihe kluger Potentaten in seinen Kreis gelockt, die ihm furchtbar gerne nachgefolgt wären. Und dass dann der Betriebswirt Hans Egon Büschgen gleich nach seiner Habilitation 1966 das Amt gewann - nicht ein Währungspolitiker für die Fortschreibung des Edelwerkes "Die Zentralnotenbank", nicht ein Volkswirt zwecks Verbindung von Geld- und Bankpolitik - das hat lebenslangen Neid in der Herrenriege der namenhaften Bankprofessoren begründet. Büschgen konnte damit gut leben und zitierte gelegentlich die Freiburger Schule: Jeder Ordinarius der Wirtschaftswissenschaften habe das Recht, jeden anderen als kompletten Idioten zu bezeichnen ...

Er verstand es zudem als gelernter Bankkaufmann und guter Diplomkaufmann, sich in der Kölner Fakultät ein feines Imperium zu bauen: Direktor des Seminars für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Bankbetriebslehre, Direktor des Instituts für Bankwirtschaft und Bankenrecht, Direktor des Forschungsinstituts für Leasing, dazu öffentliche Seminare und Vortragsreihen, alles mit Etats und personellen Ressourcen wohl etabliert. Dass unter seinen Assistenten alle großen Namen des NRW-Geldadels ansehnlich vertreten waren, es passte wie die Dekanatswürde 1984/1985.

Hans Egon Büschgen hat gut und vor allem viel geschrieben. Wer die Ehre hatte, seine Titel zu lektorieren, lernte schnell, in "Büsch-Einheiten" zu rechnen: ein "Büsch" hatte immer 1000 Manuskriptseiten. Das Bankwesen von der Allgemeinen BWL her zu definieren, war Büschgens Spezialität. Das passte exzellent zur Gründungsidee der Zeitschrift "bank und markt" dieses Verlages. Denn Büschgen konnte auch für das Bankgeschäft in Marketingansätzen der allgemeinen Absatzwirtschaft denken, vor allem im so schnell wachsenden Privatkundengeschäft. Die Redaktion hat diesem ihrem Mitherausgeber über viele Jahre hindurch kluge Aufsätze und Orientierungen zu verdanken, der Knapp-Verleger feinste Fachliteratur. Und beinahe hätte er auch noch ein "letztes Werk" (seine Aussage!) fertig bekommen - ein "Handbuch Investment Banking".

Im Januar 2019 ist Hans Egon Büschgen im Alter von 86 Jahren gestorben. Redaktion und Verlag trauern um einen großen Mann - und guten Freund. K.O. / P.O.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X