Investmentgesellschaften

Union Investment: Chance in Österreich

Mit eher zurückhaltenden Worten hat die Fondsgesellschaft des genossenschaftlichen Finanzverbundes verkündet, dass sie beabsichtigt, die Kapitalanlagegesellschaften des in Abwicklung befindlichen ehemaligen Spitzeninstitutes der österreichischen Volksbanken, ÖVAG, zu kaufen. Die Union Asset Management Holding AG erwirbt 100 Prozent der Anteile an der VB Invest sowie 94,5 Prozent der Anteile an der Immo KAG. Die übrigen 5,5 Prozent gehen auf die Volksbank Wien-Baden über. Letztere hat von der ÖVAG die Zentralorganisations- und Spitzeninstitutsfunktionen im österreichischen Volksbanken-Verbund übernommen. Die beiden Fondsgesellschaften verwalteten zur Jahresmitte 2015 Assets under Management in Höhe von 5,4 Milliarden Euro. Die Union Investment verzeichnet im Nachbarland etwa eine Milliarde Euro an Assets. Bislang konzentrierten sich ihre Vertriebsaktivitäten auf institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Vorsorgekassen und Versicherungen. Doch nun soll nicht nur das bestehende Geschäft ausgebaut werden: Im Privatkundengeschäft will das Unternehmen das Modell der engen Zusammenarbeit mit den Primärbanken übertragen. Es steht außer Frage, dass das eine große Chance für Union Investment ist - und ihre Mutter DZ Bank. Denn damit öffnet sich für den deutschen Anbieter der Zugang zu den österreichischen Kunden der Volksbanken. Letztere haben einen Marktanteil von immerhin rund acht Prozent. Entsprechende Gelegenheiten dürften am Markt eher selten sein.

Doch selbst wenn für das Vorgehen, die Potenziale und Ziele in Österreich schon konkretere Pläne in der Schublade liegen sollten, dann wird darüber (noch) nicht öffentlich gesprochen. Festzustehen scheint bisher, dass die VB Invest unter dem Markendach von Union Investment firmieren wird und die Immo KAG ihren Markenauftritt voraussichtlich beibehält. Dass die Transaktion bisher eher leise abläuft, ist sicherlich einerseits der Tatsache geschuldet, dass sie von den zuständigen Aufsichtsbehörden noch genehmigt werden muss. Das durchaus zurückhaltende Auftreten des Käufers dürfte aber auch Ausdruck dessen sein, dass sich die Verantwortlichen der Befindlichkeiten im genossenschaftlichen Finanzverbund absolut bewusst sind. Die österreichischen Volksbanken leiden darunter, dass ihr ehe maliges Spitzeninstitut sie mit erfolglosen Geschäftsaktivitäten in Osteuropa in Schwierigkeiten gebracht hat. Die Folge: Von derzeit 41 Volksbanken sollen auf Geheiß der Aufsicht am Ende nur noch acht übrig bleiben. Als zukünftiger Partner dieser Bankengruppe tut nun also der Käufer gut daran, um seinen Einstieg vorerst kein großes Aufheben zu machen und so auch den Eindruck zu vermeiden, er sei erfreut über die entstehende straffere Struktur im Verbund.

Und verständlicherweise stellt die Union Investment zum Ablauf der ersten Jahreshälfte sehr gerne auch die eigenen Zahlen in den Vordergrund. Die Fondsgesellschaft kann mit einem Rekordabsatz im ersten Halbjahr 2015 aufwarten, der freilich auch dem positiven Marktumfeld geschuldet ist. Auf 13,8 Milliarden Euro beziffert sie ihr Neugeschäft in den ersten beiden Quartalen, das Nettoneugeschäft betrug im Bereich der institutionellen Investoren 9,4 Milliarden Euro, bei den privaten Anlegern 4,5 Milliarden Euro. Zur Jahresmitte belief sich das verwaltete Vermögen auf 252,3 (218,8) Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis von 485 Millionen Euro im Jahr 2014, so die Prognose, dürfte im laufenden Jahr übertroffen werden. Die Mutter wird es freuen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X