Sparkassen II

An vielen Fronten

Quelle: Sparkassenverlag

Ein ähnliches Bild wie in Baden-Württemberg zeigt sich auch bei den bayerischen Sparkassen. "Die Sparkassen arbeiten gut und ihre Kunden honorieren das, machen immer mehr Geschäft mit ihnen - doch die Ergebnisse werden immer stärker durch die Zinssituation belastet", fasst Ulrich Reuter, neuer Präsident des Sparkassenverbands Bayern die Situation im ersten Halbjahr 2021 zusammen. Mit Blick auf das AGB-Urteil, die europäischen Pläne zur Vergemeinschaftung der Einlagensicherung, die von der EZB forcierte Erweiterung der Institutssicherung sowie die immensen Aufgaben bei der sozialen und ökologischen Transformation Europas, warnt er: "Die Institute kämpfen an vielen Fronten, die Kräfte binden. Es ist entscheidend, sie jetzt nicht weiter zu überfrachten." All das ist traurig und wahr, allein es fehlt die Hoffnung, dass die Mahnungen auf offene Ohren stoßen.

Spannendstes Thema im Sparkassenlager in diesem Sommer: Der Aufbau eines zweiten Einlagensicherungstopfes neben der Institutssicherung. Für den Präsidenten des baden-württembergischen Sparkassenverbandes, Peter Schneider, ist klar, was hinter den von der Bankenaufsicht angetriebenen Erweiterung steckt: "Der zweite Topf ist nur nötig, damit der erste in einem gemeinsamen europäischen Sicherungssystem aufgehen und vergemeinschaftet werden kann, das muss man mal so klar sagen." In Summe muss die S-Finanzgruppe 0,8 Prozent der gesicherten Einlagen in den kommenden Jahren in den Topf einzahlen. Dass gezahlt werden muss, ist unstrittig, wer zahlt, wird heftig diskutiert. Mit Baden-Württemberg und Bayern stellen sich zwei große Verbände hinter den DSGV-Vermittlungsvorschlag, über den bislang aber keine Einigung erzielt werden kann. Gegen die vorgeschlagene Aufteilung der Aufwendungen zwischen Sparkassen und Landesbanken sperren sich laut Sparkassen-Funktionären vor allem Verbände, die keine eigene Landesbank mehr in ihrem Verbandsgebiet haben.

"Wir müssen das leisten und wir werden das leisten", so Reuter. Allerdings kommen die zusätzlichen Belastungen zu keiner guten Zeit. Denn die Erträge sinken. Der Präsident der bayerischen Sparkassen rechnet im laufenden Jahr mit einem spürbaren Rückgang des Zinsüberschusses. Das ist nicht zu kompensieren. "Die Prognosen für Cost Income Ratio und Betriebsergebnis lassen die Fortsetzung des Abwärtstrends der letzten Jahre erwarten", so Reuter. Trotz der Erfolge im Kundengeschäft: Im ersten Halbjahr stieg das Kreditvolumen um 2,8 Prozent auf 154,7 Milliarden Euro, wobei die Neuzusagen bei Firmenkunden um 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau lagen. Das Kreditneugeschäft mit Privatkunden stieg dagegen um 18 Prozent. Auch in den ersten sechs Monaten 2021 sind die Einlagen aber noch schneller gewachsen, der Passiv-Überhang stieg auf mehr als 36 Milliarden Euro. Entsprechend verteidigte Reuter "unpopuläre Maßnahmen" der Sparkassen, wie Verwahrentgelte, höhere Gebühren, Filialschließungen und auch Fusionen.

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