Österreichischer Leasing-Markt erreicht Rekordvolumen

Zweistellige Zuwachsraten in sämtlichen Sparten

Wolfgang Steinmann Quelle: VÖL

Die jährliche Leaseurope-Statistik fasst Österreich mit der Schweiz und den Beneluxstaaten zu einem Cluster zusammen. Gemeinsam erreichen diese Länder ein Leasing-Neugeschäft von rund 36 Milliarden Euro. Der Leasing-Markt in Österreich kommt allein auf ein Volumen von 6,9 Milliarden Euro und verbuchte damit 2017 ein Rekordjahr. Die Marktdurchdringung liegt bei fast 19 Prozent im Mobilien-Leasing. Für 2018 stehen die Zeichen weiterhin auf Wachstum. Der Beitrag vermittelt einen Marktüberblick. (Red.)

Der österreichische Leasing-Markt entwickelt sich seit Jahren nachhaltig positiv. Das Leasing-Neugeschäftsvolumen übertraf 2017 mit 6,85 Milliarden Euro die bisherige Rekordmarke aus dem Jahr 2008 um 3 Millionen Euro. Die umsatzstärkste Sparte am Leasing-Neugeschäft in Österreich blieb mit einem Anteil von 74,6 Prozent das Kfz-Leasing (siehe Abbildung 1, Seite 282). Das Neugeschäftsvolumen in der Sparte Kfz ist in den vergangenen drei Jahren stets zweistellig gewachsen: 2015 um 10 Prozent, 2016 sogar um 17 Prozent und 2017 erneut um 10 Prozent. Das Fahrzeug-Leasing kam auf 5,1 Milliarden Euro. Das Mobilien-Neugeschäft legte um 0,5 Prozent zu und lag mit 1,398 Milliarden Euro um 6,3 Millionen Euro über dem Vorjahreswert (siehe Abbildung 2, Seite 282). Hinsichtlich seiner Nutzung verteilt sich Leasing in Österreich auf sogenannte Kommerzkunden mit rund 70 Prozent aller Leasing-Investitionen sowie Privatkunden zu 23 Prozent, nur 2 Prozent entfallen auf die öffentliche Hand.

Die offizielle Interessenvertretung der österreichischen Leasing-Branche übernimmt seit Gründung im Jahr 1983 der Verband Österreichischer Leasing-Gesellschaften (VÖL). Etwa 95 Prozent des gesamten österreichischen Leasing-Marktes decken seine 43 Mitgliedsunternehmen vom Volumen her ab. Seit 2005 können zudem interessierte Unternehmen und Personen mit Nähe zur Leasing-Branche dem VÖL als assoziiertes Mitglied beitreten, aktuell haben 34 Unternehmen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Präsident des VÖL ist seit März 2018 Dr. Alexander Nekolar (Vorstand der Porsche Bank AG). Vizepräsidenten sind Klaus Klampfl (Geschäftsführer Hypo Steiermark Leasing-Holding GmbH), Ömer Köksal (Geschäftsführer UniCredit Leasing Austria AG) und Alexander Schmidecker (Geschäftsführer Raiffeisen-Leasing GmbH).

Nach dem Rekordjahr 2017 konnte die österreichische Leasing-Branche im bisherigen Geschäftsjahr 2018 gleich zwei Volumengrenzen überschreiten: Der Leasing-Vertragsbestand wuchs um 5,6 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro. Insgesamt verzeichnete die Branche per Ende Juni 2018 rund 667 000 Leasing-Verträge im Bestand. Die Gesamt-Leasingquote für Österreich liegt seit 2015 stabil bei 13,3 Prozent. Im Bereich Mobilien (inklusive Kraftfahrzeugen) liegt die monetäre Leasing-Quote1 aktuell bei 18,9 Prozent. Diese Zahlen belegen, dass der österreichische Leasing-Markt hoch entwickelt ist und die Branche das vorhandene Potenzial sehr gut ausnützt.

Im ersten Halbjahr 2018 knackte das Leasing-Neugeschäftsvolumen erstmals fast die Vier-Milliarden-Grenze. Der österreichischen Leasing-Wirtschaft gelang es, das Neugeschäftsvolumen um 15,2 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu steigern. Mit mehr als 122 000 neu abgeschlossenen Verträgen wurde der Rekord aus dem Vorjahr um 11,1 Prozent übertroffen.

In Österreich werden aufgrund der relativ kleinen Größe des Marktes für Immobilien-Leasing nur rund 100 Neuverträge pro Jahr abgeschlossen. Daher kann es durch einzelne Großprojekte im Jahresvergleich häufig zu einer recht starken Volatilität kommen, die ohne Glättung über längere Perioden nicht überinterpretiert werden darf.

Kräftiges Plus beim Immobilien-Leasing

Auf dem Sektor Immobilien-Leasing gelang es den österreichischen Leasing-Unternehmen, im Jahr 2018 ein kräftiges Plus in Höhe von 53,3 Prozent zu erreichen und ein Neugeschäftsvolumen von 241 Millionen Euro zu erzielen nach 345 Millionen Euro im gesamten Jahr 2017. Ebenso stieg die durchschnittliche Vertragssumme um 47 Prozent auf rund 5 Millionen Euro. Dies ist eine besonders erfreuliche Entwicklung nach Rückgängen in den vergangenen Jahren, die zeigt, dass die österreichische Wirtschaft wieder vermehrt auf Leasing als Finanzierungsform von Immobilienprojekten setzt.

Den größten Anteil am Immobilien-Leasingmarkt halten mit rund 82 Prozent weiterhin die Gebäude für Gewerbe und Handel. Gebäude für die öffentliche Hand verbuchen - im Gegensatz zu den Vorjahren - einen geringeren Volumenanteil von rund 16 Prozent.

Auch das Mobilien-Leasing legte - nach einem leichten Rückgang im Jahr davor - 2018 um 14 Prozent auf 765 Millionen Euro zu. Die Anzahl der neu geschlossenen Verträge stieg in den ersten sechs Monaten um 11,7 Prozent auf 10 860 Stück. Somit konnte die durchschnittliche Vertragssumme auf 70 448 Euro gesteigert werden. Diese Tendenz resultiert hauptsächlich aus der Zunahme des Volumens in den Bereichen medizintechnische Geräte (plus 147 Prozent) sowie Computer und Büroequipment (plus 85 Prozent).

Kfz-Leasing beliebter denn je

Das Kfz-Leasing-Neugeschäft in Österreich kann sich im ersten Halbjahr 2018 mit einem Plus von 13,3 Prozent und aktuell 2,9 Milliarden Euro sehen lassen. Grund dafür sind vor allem die steigenden Kfz-Neuzulassungen von 218 861 Stück, die ein Plus von 4,2 Prozent zum Vorjahr erreichten. Von dieser Dynamik des Automobilmarktes profitiert auch das Kfz-Leasing. So blieb auch die Leasing-Quote am Gesamtmarkt Österreich mit 42,1 Prozent auf einem konstant hohen Niveau. Mehr als vier von zehn Fahrzeugen auf Österreichs Straßen sind geleast. Vor allem Unternehmern ist ihre Mobilität besonders wichtig. Bereits mehr als jeder Zweite setzt dabei auf Leasing als Finanzierungsform und lässt die betriebliche Leasing-Quote auf beachtliche 54,7 Prozent (plus 5,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr) steigen. Durch den höheren Firmenanteil wuchs auch insgesamt die durchschnittliche Kfz-Vertragssumme um 2 Prozent auf 25 769 Euro im Vergleich zum Jahr 2017.

Neben dem klassischen Kfz-Leasing erfreut sich Fuhrparkmanagement mit seinen umfassenden Dienstleistungen einer verstärkten Nachfrage. So wuchs das Bestandvolumen an Fuhrparkmanagement-Verträgen im ersten Halbjahr 2018 um 12,07 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro. Ganzheitliches, externes Management von Firmenflotten durch Full-Service-Lösungen ist weiterhin stark nachgefragt. Leasing-Verträge dieser Art konnten ein Wachstum von 11,3 Prozent verzeichnen. Unternehmen wollen sich immer weniger selbst um die Administration ihrer Firmenfahrzeuge kümmern müssen und vor allem kein Risiko betreffend der Fahrzeugkosten tragen.

Der Leasing-Branche in der Alpenrepublik ist es in den vergangenen Jahren aufgrund der gestiegenen Attraktivität von Leasing als alter nativer und flexibler Finanzierungsform gelungen, das realwirtschaftliche Wachstum deutlich zu übertreffen. Betrug das Leasing-Neugeschäftsvolumen 1995 in Österreich noch 2,6 Milliarden Euro, so wurde 2017 mit knapp 7 Milliarden Euro Leasing-Neugeschäft mehr als das Doppelte verzeichnet.

Der Konjunkturaufschwung in der österreichischen Wirtschaft beschleunigte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2017. Getragen wurde dieses Wachstum insbesondere von der Inlandsnachfrage. Zwei Faktoren schlagen dabei besonders zu Buche: einerseits die anhaltenden hohen Ausrüstungsinvestitionen der österreichischen Unternehmen und andererseits der Anstieg des privaten Konsums, welcher durch die Einkommensteuerreform am Beginn des Jahres 2016 und das anhaltend hohe Beschäftigungswachstum belebt wurde. Mit der Verdoppelung des Wachstums im Vergleich zum Vorjahr (1,5 Prozent) liegt die Wachstumsrate der Wirtschaft in Österreich von 3,1 Prozent deutlich über dem Wirtschaftswachstum der Eurozone (2,4 Prozent).

Da Österreich sehr stark in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden ist, ergibt sich eine hohe konjunkturelle Sensitivität. Damit kommt der Inlandsnachfrage eine zunehmende Bedeutung als Träger des Wachstums zu. Aufgrund der starken Inlandsnachfrage prognostiziert die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) für 2018 ebenfalls ein hohes Wachstum (2,8 Prozent) und rechnet erst in den Jahren 2019 und 2020 mit einer Abschwächung des Wachstums auf etwa 1,9 Prozent beziehungsweise 1,6 Prozent. Zur Normalisierung der Konjunktur tragen die Abflachung des Konjunkturzyklus und die nachlassende globale Unterstützung vor allem aus den USA bei. Die prognostizierten Wachstumsraten des österreichischen Imports für 2018 liegen zwischen 3,4 und 4,2 Prozent.

Vor dem Hintergrund, dass alle Vorzeichen für ein anhaltendes, wenn auch leicht abgeschwächtes Wachstum der österreichischen Wirtschaft gegeben sind, sollte der dortige Leasing-Markt auf einem stabilen Wachstumskurs bleiben und die österreichische Leasing-Branche auch im Gesamtjahr 2018 an der zu erwartenden positiven wirtschaftlichen Entwicklung partizipieren.

1) Verhältnis der Summe des Leasing-Neugeschäfts in der Sparte Mobilien für den gesamten österreichischen Leasing-Markt zu den Positionen Fahrzeuge sowie Maschinen, Geräte und der Position Immaterielle Anlagen, sonstige Ausrüstungen aus den Bruttoanlageinvestitionen.

Zusätzliche Abbildungen zu diesem Beitrag finden Sie hier.

DER AUTOR: Wolfgang Steinmann, Wien,ist seit 2011 Generalsekretär des Verbands Österreichischer Leasing-Gesellschaften. Davor war er mehr als zehn Jahre in der österreichischen und internationalen Bank- und Finanzdienstleistung tätig.
E-Mail: w.steinmann[at]leasingverband[dot]at

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