Bausparen 2010

Bausparen für Bildung - Erfahrungen aus Österreich

Eine fundierte Ausbildung gilt als Grundvoraussetzung für gute Berufschancen und Karriere. Der generelle Zugang und die Leistbarkeit von Bildung für alle Bevölkerungsschichten ist heute eine der entscheidenden Voraussetzungen für soziale Gerechtigkeit. Genau hier kommen das Bausparsystem und die Möglichkeit, ein Bildungsdarlehen in Anspruch zu nehmen, als praktikable Lösung ins Spiel. Es ist eine neue Chance, lebenslanges Lernen für den Einzelnen finanzierbar zu machen und damit die persönliche und berufliche Weiterentwicklung zu sichern. Darüber hinaus steigt die Attraktivität des Bausparens.

Ohne kontinuierliche Weiterbildung ist keine Karriere möglich. Dieses gilt im Berufsleben immer häufiger und beginnt bereits während der Lehre beziehungsweise dem Fachhochschul- oder Universitätsstudium. Zusatzqualifikationen und begleitende Weiterbildung sind gefragt. Diese Bildungsmaßnahmen sind aber oft mit relativ hohen Kosten verbunden. Hier kann ein Bildungsdarlehen der Bausparkassen mit einem günstigen und sicheren Finanzierungsangebot unterstützen.

Return on Investment

Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts "meinungsraum.at" sind 90 Prozent aller befragten Arbeitnehmer bereit, die berufliche Weiterbildung zumindest teilweise selbst zu finanzieren. Hier setzt das Bildungsdarlehen der österreichischen Bausparkassen an. Seit September 2005 hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, neben der Finanzierung von wohnungswirtschaftlichen Aktivitäten auch Maßnahmen der Bildung und Pflege zu finanzieren. Das bedeutet, dass jeder Bausparvertrag automatisch zugleich auch ein Sparvertrag für Bildungsmaßnahmen ist und jederzeit ohne Rückrechnung der staatlichen Prämie aufgelöst werden kann, wenn mit dem Geld Maßnahmen der Bildung bezahlt werden.

Bildungsdarlehen sind bis zu einem Betrag von 25 000 Euro je Bausparkunde ohne hypothekarische Sicherstellung mit einer Laufzeit zwischen fünf und 15 Jahren möglich. Größere Beträge erfordern dann eine entsprechende Besicherung. Wer keine Finanzierung benötigt, aber auf das Geld eines noch nicht abgelaufenen Bausparvertrages zugreifen möchte, hat die Möglichkeit, dieses auch für Bildungszwecke zu verwenden, ohne dabei auf die staatliche Prämie verzichten zu müssen. Ein Nachweis des Verwendungszweckes ist hier allerdings notwendig.

Auch für Studenten ist Bildungsbausparen eine attraktive und sinnvolle Variante, wesentliche Kosten ihrer Ausbildung an den Universitäten zu finanzieren. Umso mehr, als während der Laufzeit nur die anfallenden Zinsen bedient werden müssen. Damit bleiben die Kosten in einem vertretbaren Rahmen. Zudem kann die Auszahlung des Darlehens flexibel gestaltet werden - entweder auf einmal, pro Semester oder sogar pro Monat.

Finanziert werden Ausgaben für die Berufsausbildung und berufliche Weiterbildung (Umschulung) des Darlehensnehmers selbst oder eines nahen Angehörigen, zum Beispiel die Ausbildung bei WIFI, bfi, Volkshochschulen, Maturaschulen, privaten und öffentlichen Universitäten, Fachhochschulen, Akademien, Kollegs, Aufbaulehrgängen, Schulen für Berufstätige, Berufsschulen, berufsbildenden mittleren/höheren Schulen, Werkmeisterschulen, Bauhandwerksschulen und Meisterschulen; weiterhin Berufsreifeprüfungen, postgraduale Ausbildungen, von der EU angebotene Fortbildungsmaßnahmen, Bildungsmaßnahmen zum Zwecke des späteren Selbstständigwerdens und Fremdsprachenausbildung. Nebenkosten, die in unmittelbarem Zusammenhang stehen, werden ebenfalls in die Finanzierung eingeschlossen. In erster Linie sind das Kosten für die Unterkunft oder das Internat beziehungsweise Kurs-, Studien- und Prüfungsgebühren.

Die wichtigsten Fragen und Antworten

1. Welcher Nachweis ist notwendig, damit bei einer vorzeitigen Kündigung die Bausparprämie nicht rückgerechnet wird? Die Bausparkasse benötigt nur das angekreuzte und unterschriebene Formblatt wegen widmungsgemäßer Verwendung.

2. Für welche Bausparverträge gilt die obige Regelung: Für den eigenen Bausparvertrag oder auch im "steuerlichen Familienverband"? Eine widmungsgemäße Verwendung ist nur dann gegeben, wenn der Vertragsinhaber den Auszahlungsbetrag für seine eigene Fortbildung verwendet.

3. Wenn bereits ein Bauspardarlehen für Haus/Wohnung besteht, kann man zusätzlich ein Bildungsdarlehen aufnehmen? Ja, wenn die Höchstdarlehensgrenze von 180 000 Euro pro Person noch nicht überschritten ist.

4. Kann man für Enkelkinder einen Bildungsbausparvertrag abschließen? Für ein minderjähriges Kind kann in Österreich nur der gesetzliche Vertreter, nicht aber zum Beispiel der Großvater einen Bausparvertrag abschließen.

5. Tochter/Sohn möchte eine Ausbildung/Weiterbildung machen, kann sich aber kein Darlehen leisten. Kann ein Elternteil das Darlehen aufnehmen? Können auch nur die anfallenden Zinsen bezahlt werden? Ja. Für die Tochter/den Sohn kann ein Darlehen von einem Elternteil aufgenommen werden. Zinsraten werden für einen Zeitraum von 18, 36, 48 oder 60 Monaten angeboten. Die Dauer der Zinsrate darf die Hälfte der Gesamtlaufzeit nicht übersteigen.

6. Das Studium wird in einer anderen Stadt angeboten. Kann dann auch für Umzug und die Wohnung ein Bildungsdarlehen aufgenommen werden? Nachgewiesene Nebenkosten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bildungsmaßnahme stehen, können finanziert werden.

7. Es existiert ein Bausparvertrag, der noch drei Jahre läuft. Allerdings möchte der Kunde einen Internetkurs machen, um privat eine Homepage zu gestalten oder sich beruflich weiterzubilden. Kann man dafür ein Bildungsdarlehen aufnehmen? Ein Bildungsdarlehen kann beansprucht werden, wenn es sich um eine Berufsausbildung beziehungsweise um eine berufliche Weiterbildung handelt. Folglich kann im dargestellten Beispiel nur die berufliche Weiterbildung finanziert werden.

8. Was passiert, wenn die Ausbildung abgebrochen oder gewechselt wird? Im Zuge des Abbruchs werden weitere Zahlungen eingestellt, bei einem Wechsel ist für weitere Auszahlungen ein entsprechender Nachweis zu erbringen.

9. Was passiert, wenn ein Bildungsdarlehen für ein Universitätsstudium aufgenommen wurde und dieses dann nicht mehr weiter verfolgt werden kann? Jede weitere Darlehensauszahlung wird eingestellt. Die Rückzahlung erfolgt mit den vereinbarten monatlichen Raten.

Grundsätzlich beträgt die Untergrenze einer Bildungsfinanzierung 5 000 Euro, eine Altersgrenze existiert nicht, aber wie schon erwähnt muss das Bildungsdarlehen in Zusammenhang mit der Berufsausbildung oder beruflichen Weiterbildung stehen. Das Darlehen kann auch in Raten, also jährlich oder halbjährlich auf Anforderung und gegen Nachweis ausbezahlt werden.

Erfahrungen

Die Inanspruchnahme von Bausparfinanzierungen für Bildungs- und Pflegemaßnahmen zeigte von Anfang an eine deutliche Struktur, die sich so beschreiben lässt: 90 Prozent aller vergebenen Darlehen können dem Bereich Bildung zugeordnet werden, nur knapp zehn Prozent der Darlehen werden für Pflegemaßnahmen verwendet. Es ist nun mal so, dass der Mensch bereit ist, in Aus- und Weiterbildung zu investieren, weil er sich davon ja für die Zukunft bessere Berufsmöglichkeiten und damit Verdienstchancen erhofft. Die Rückzahlung erscheint in diesem Licht auch wenig problematisch. Bei den durchschnittlich ausgeliehenen Darlehenssummen wendet sich das Blatt: Hier wird eine deutlich höhere Summe mit dem Verwendungszweck Pflege finanziert, die Bildungsmaßnahmen schlagen mit durchschnittlich 13 000 Euro zu Buche.

Die Kundinnen und Kunden schätzen neben der Kalkulierbarkeit und Stabilität der Bausparfinanzierung vor allem die besondere Flexibilität. Laufzeit, Auszahlungshäufigkeit und die Möglichkeit, in der ersten Zeit nur Zinsentilgung zu leisten, sorgen für die Attraktivität dieses Angebotes.

Gerade die minimierte Zahlungsverpflichtung in der Zeit, in der die Einkommensverhältnisse durch eine Ausbildung eingeschränkt sind, erleichtert die Finanzierungsentscheidung. Umschulungen und Auslandsstudien sind die häufigsten Gründe, über eine Bildungsfinanzierung nachzudenken. Meistens nehmen die Eltern gemeinsam mit der Tochter oder dem Sohn das Darlehen auf, die Rückzahlung leistet dann in weiterer Folge das Kind.

Das Bildungsbausparen folgt in den Konditionen einer normalen Bausparfinanzierung mit variabler Laufzeit und einer über einen Indikator am Kapitalmarkt orientierten Verzinsung. In der Abwicklung ist es Teil des generellen Bausparkollektivs. Die Administration erfolgt wie bei jedem anderen Bausparfinanzierungsprodukt. Dasselbe gilt in Bezug auf das Risikomanagement.

Trotzdem stehen diese erweiterten

Verwendungszwecke, nämlich Bildungs- und Pflegemaßnahmen, und die damit verbundenen Angebote der Bausparkassen erst am Beginn ihrer Entwicklung. Bildung war und ist in Österreich noch immer ein Bereich, der mehr oder weniger kostenfrei angeboten wird. Die Berufsausbildung von Jugendlichen und der freie Zugang zur Universität sind zwar heftig in Diskussion, bis jetzt aber nicht von finanziellen Mitteln abhängig. Der Umbruch und auch ein Revidieren der politischen und gesellschaftlichen Haltung dazu haben schon begonnen, eine grundsätzliche Meinungsänderung bedarf noch der Zeit. Es ist aber gut, dass die österreichischen Bausparkassen bereits jetzt einen Fuß in der Tür haben.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X